Wirtshaustipp "Falke23 Wirtshaus" in München
"Urig, erfrischend, unkonventionell", beschreibt Wirtshausexperte Andi Christl seine neueste Entdeckung "Falke23 Wirtshaus" in der Au, einem Ortsteil von München. Vom Guide Michelin wurde es für sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet. Ob es sich hierbei um ein Wirtshaus oder doch eher um ein feines Restaurant handelt, darf jeder selbst entscheiden. Auf jeden Fall werden zwei Speisekarten angeboten - eine für das gehobene Menü und eine für bayerische Wirtshausklassiker.
Wirtshaus oder Restaurant?
"Ist das jetzt ein Wirtshaus oder ein feines Restaurant? Man muss dem ‚Falke23 Wirtshaus' schon einen Besuch abstatten, um sich selbst ein Bild davon zu machen, wo genau man hier jetzt eigentlich speist.
Platzgenommen wird an Holztischen, die vor der Wiedereröffnung 2020 abgeschliffen wurden und deshalb auch nicht mit einer Tischdecke verhüllt werden - urig! Das Besteck liegt definitiv nicht so auf dem Tisch, wie man es in einer Hotelfachschule lernt, aber das erwartet im Jahr 2023 auch niemand mehr - erfrischend! Die Lichterkette von Weihnachten wurde nie wieder abgehängt, weil den Gästen die Lichtstimmung so gut gefallen hat - unkonventionell! Zusammengefasst lässt sich sagen: Das Wirtshaus Falke23 in der Münchener Au ist bunt, kulinarisch etwas gehobener als viele Mitbewerber in der Innenstadt, aber dennoch kein Restaurant für ein ruhiges Dinner für zwei Personen.
Hier wird man auch mal zu Fremden an den Tisch gesetzt, im Gastraum laufen Hits, die im Musikprogramm von Bayern1 zuhause sind und die Atmosphäre erinnert oft an einen kulinarischen Abend bei Freunden im Wohnzimmer.
Bereits seit 1892 ist in dem Gebäude in der Falkenstraße ein Wirtshaus untergebracht. Deshalb haben sich die Betreiber bei der Einrichtung auch gegen ein Restaurantkonzept entschieden. Auf der Speisekarte sieht das allerdings anders aus: Hier haben sie sich für eine gehobene Menü-Karte und eine zweite Speisekarte mit traditionellen Wirtshausklassikern entschieden."
Zwei Speisekarten: bayerische Wirtshausküche und Menü-Karte
"Küchenchef Marian Schmalacker hat sehr schnell verstanden, was die Gäste in diesem historischen Haus erwarten: traditionelle, bayerische Wirtshausküche. Deshalb wird dieser Teil der Karte noch so gekocht wie vor 50 Jahren. Handgeschabte Spätzle, Soßen, die aus Kalbsknochen gekocht werden - jedes einzelne Gericht wurde in seiner Zubereitung vom Küchenchef perfektioniert.
Auf der zweiten Speisekarte können die Gäste ihr Menü selbst zusammenstellen. Die Gerichte auf der Menü-Karte sind internationaler, die Zutaten manchmal auch etwas extravaganter, aber was regional machbar ist, wird auch regional besorgt. Forelle statt Thunfisch ist hier die Devise. Für das gute Preis-Leistungs-Verhältnis wurde das Wirtshaus vom Guide Michelin mit dem Bib Gourmand (der Bib-Gourmand-Award ist eine Auszeichnung für das beste Preis-Leistungs-Verhältnis des Guide MICHELIN) ausgezeichnet."
Vorspeise: Bayerisches Vitello - Kalbsrücken rosa | geräucherte Forelle | Kapern
"Der Kalbsrücken wird Sous vide im Vakuum-Beutel gegart und vorher mit Zitrone und Kräutern verfeinert. Abgekühlt wird das Fleisch dann in dünne Scheiben aufgeschnitten, welche dann fein säuberlich auf den Teller drapiert werden.
Statt Thunfisch wird hier eine geräucherte Forelle für die Soße verwendet. Dazu landen frittiere Kapern und ein Kapern-Gel auf dem Teller. Brotcroutons sorgen für den nötigen 'Crunch' und die Kresse ist eine Freude für Auge und Gaumen.
Eine sehr feine Vorspeise, die elegant abgeschmeckt und angerichtet war."
Hauptgang: Schwäbischer Zwiebelrostbraten | Schmor- und Röstzwiebeln | handgeschabte Spätzle | Kalbsjus
"Für den Zwiebelrostbraten wird hier das Fleisch von der bayerischen Färse verwendet - eine Kuh, die noch nicht gekalbt hat und deshalb mehr Fett als ein Jungbulle mitbringt. Mehr Fett bedeutet mehr Geschmack. Das Fleisch wird auf beiden Seiten scharf angebraten, gewürzt und anschließend so lange im Ofen geparkt, bis es die gewünschte Garstufe erreicht hat.
Besonders gut hat mir gefallen, dass gleich zweierlei Zwiebeln auf dem Fleisch platziert werden: Geschmorte Zwiebeln, die nur mit etwas Öl und Salz etwa 4 Stunden geschmort werden und klassische Röstzwiebeln, die dem Gericht nochmal den nötigen Biss geben. Der Spätzle-Teig besteht aus Dunstmehl, frischen Eiern, Salz und Wasser. Der Teig wird mit einer Teigkarte in das siedende Wasser geschabt und die Spätzle werden vor dem Servieren kurz in Butter abgeschwenkt.
Das Fleisch war zart, das Zweierlei von der Zwiebel intensiv im Geschmack, die Spätzle wie bei der schwäbischen Mama und über die Soße brauchen wir hier absolut nicht diskutieren, aber wir müssen unbedingt darüber reden. So eine intensive und glänzende Farbe und so viel Geschmack bekommt man nur mit sehr, sehr, sehr viel Geduld. Ich finde es nicht nur erwähnenswert, sondern wirklich großartig, dass sie sich diese langwierige Arbeit noch machen. Danke dafür!"
Preise
"Die Hauptgänge auf der klassischen Wirtshauskarte kosten zwischen 16 und 27 Euro. Das Vitello kostet 18 Euro und den Schwäbischen Zwiebelrostbraten bekommen Sie für 27 Euro. Das 3-Gänge-Menü kostet 46 Euro und für 4-Gänge bezahlen Sie 56 Euro. Im Guide Michelin wurde dem Wirtshaus Falke23 der Bib Gourmand für das beste Preis-Leistungs-Verhältnis vergeben, aber wie hat der Küchenchef so schön gesagt: ‚Bei mir gibt es eine wertige Küche, mit vielen selbstgemachten Komponenten und das kostet halt auch einen Euro mehr.'"
Kontakt
Falke 23 Wirtshaus
Falkenstraße 23
81541 München
Tel: 089/24643126
www.falke23.de
Dieses Wirtshaus ist barrierefrei.
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag: ab 17.00 Uhr
Sonntag: Ruhetag
Anfahrt
Parken ist hier eher schwierig. Die nächste U-Bahnhaltestelle ist Kolumbusplatz und die Trambahn- beziehungsweise Bushaltestelle der Mariahilfplatz.
Freizeittipp: Kulturbühne und Café "Ganz woanders"
"Etwa 600 Meter vom Wirtshaus entfernt befindet sich das Hexenhäusl ‚Gans woanders' - eine Kulturbühne mit Lesungen, Improtheater, kleinen Konzerten, Vorträgen, Kinderprogramm und Workshops, aber auch ein unglaublich verspieltes und malerisches Café, indem Sie nicht nur selbstgemachte Pommes oder Pizza aus dem Holzofen bekommen, sondern auch Kaffeespezialitäten, Kuchen oder das ein oder andere alkoholische oder alkoholfreie Getränk. Ein wunderschöner Ort, der vor allem bei schönem Wetter zum Entdecken und Verweilen einlädt."
https://www.ganswoanders.de/
Fazit
"Das Falke23 ist sicher nicht das klassische bayerische Wirtshaus aus dem Bayerntourismus-Prospekt von 1978, aber dafür legt es den Fokus auf genau die Dinge, die ein traditionelles, bayerisches Wirtshaus ausmachen: Gutes Essen, ein Ort, an dem man mit Freunden oder Fremden diskutiert, kommuniziert und die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden vergessen kann."
Andi Christl, Wirtshausexperte
Viel Erfolg mit den Tipps wünschen Andi Christl und "Wir in Bayern"!