Wirtshaustipp "Bräustüberl Egg" - ein Dorfwirtshaus im oberbayerischen Halfing
Zwei Wirtinnen haben im oberbayerischen Halfing im Landkreis Rosenheim vor ein paar Jahren die Ärmel hochgekrempelt und das alte Dorfwirtshaus Egg wiederhergerichtet - mit viel Liebe, aber ohne Firlefanz. Wirtshausexperte Andi Christl hat sich das "Bräustüberl Egg" genauer angeschaut und findet: "So sollte ein Dorfwirtshaus sein!"
Uriges und einfaches Dorfwirtshaus mit Hüttenflair
"Im Bräustüberl Egg gibt es keinen Wirt, sondern gleich zwei Wirtinnen: Christine Steil und Martina Huber sind seit 20 Jahren ein Paar und haben als Quereinsteigerinnen zunächst eine Berghütte übernommen. Nach sechs erfolgreichen Jahren auf der Breitenberghütte bei Brannenburg, haben sie sich ein neues Projekt gesucht und im September 2019 das alte Dorfwirtshaus in Egg wiederhergerichtet. Die Stuben bekamen einen neuen Anstrich, ein paar Deko-Artikel wurden platziert, aber unterm Strich ist alles noch so urig und einfach wie es hier immer schon war und sein soll. Ein einfaches, bayerisches Dorfwirtshaus eben.
Ein Besuch im Bräustüberl Egg ist auf jeden Fall ein ganz besonderes Erlebnis und erinnert eher an einen Besuch bei der eigenen Mutter als an einen klassischen Wirtshausbesuch. 'Du arbeitest wie eine Geisteskranke, aber bekommst sofort das Feedback von den Gästen', so die beiden Wirtinnen. Und genau deshalb lieben sie ihren Job. Wer Hüttenflair sucht und dafür nicht unbedingt auf einen Berg wandern möchte, wird sich im Bräustüberl Egg sehr wohl fühlen. Ein ehrlicher, aufrichtiger Laden, der mit viel Liebe und ohne Firlefanz betrieben wird."
Klassische Hausmannskost
"Hier wird klassische Hausmannskost serviert. Die Gerichte werden genauso zubereitet, wie das auch schon die Großmutter getan hat. Deshalb sind Begriffe wie 'Einbrenne' oder 'Mehlschwitze' hier auch keine Fremdwörter. Gekocht wird immer so viel, wie gebraucht wird, die Karte wechselt fast täglich und so kommt es, dass es immer wieder neue Klassiker der bayerischen Küche auf die handgeschriebene Tafel schaffen. Geschnetzeltes, Schaschlik, Rinderrouladen, Bratengerichte, aber auch immer ein bis zwei vegetarische oder vegane Gerichte werden hier angeboten. 'Wenn es am Sonntagmittag Schweinebraten gibt, dann gibt es am Abend Essigknödel und dünn aufgeschnittenen, lauwarmen Braten mit Meerrettich', erklärt Christine. Sie ist außerdem eine leidenschaftliche Bäckerin, weshalb ich Ihnen die hausgemachten Kuchen und Torten nur wärmstens empfehlen kann."
Der Hauptgang: Rinderroulade mit hausgemachten Spätzle und Salat
"Große Scheiben aus der Rinderoberschale werden ausgelegt, mehliert, mit Salz und Pfeffer gewürzt und mit Senf bestrichen.
Für die Füllung schneidet Martina Speck, Zwiebeln und Essiggurken in gleichgroße Würfel und vermischt alles in einer großen Schüssel. Drei gute Esslöffel der Füllung landen dann auf jeder Fleischscheibe, die anschließend zu Rouladen gerollt und mit einem Zahnstocher verschlossen werden.
Mehliert werden die Rouladen dann mit etwas Öl in einem Bräter scharf angebraten. Kein Wurzelgemüse, kein Tomatenmark, kein Rotwein – aufgegossen wird hier ausschließlich mit Wasser und deshalb schmeckt auch die Soße später unverfälscht nach den einzelnen Komponenten. Die Säure der Essiggurken wird durch die Süße der Zwiebeln ausgeglichen und der Speck gibt dem Gericht die nötige Würze.
Zusammen mit den hausgemachten Spätzle und einer minimalistischen Garnitur erinnert mich dieser Hauptgang schon sehr an Großmutters Küche und genau das macht einen Besuch im Bräustüberl Egg auch so besonders."
Das Dessert: Kaiserschmarrn mit Apfelmus
"Der Kaiserschmarrn ist eine Wissenschaft, zu der so gut wie jeder Hobbykoch seine eigene Meinung hat. Hier wird das Eiweiß nicht aufgeschlagen und der Teig auch nicht mit Rosinen oder Rum verfeinert. Das Hüttenrezept ist einfach und die Geheimnisse sind hier Zeit und die Zutaten. Viel Butter, viel Zucker, Mehl, Eier, Milch, etwas Salz und ein kleiner Schluck Mineralwasser – mehr ist nicht drin im Teig.
Zuerst verläuft die Butter bei mittlerer Hitze in der Pfanne. Danach wird der Teig dazugegeben und der Glasdeckel auf die Pfanne gesetzt. Kondensiert das Wasser am Deckelrand, wird es langsam Zeit zum Wenden. Kurz vor dem Zerrupfen des Schmarrns wird noch Kristallzucker und ein weiteres Stück Butter in die Pfanne gegeben.
Den Kaiserschmarrn gibt es hier aber nur an speziellen Kaiserschmarrn-Abenden (Termine auf der Homepage des Bräustüberls)."
Anschrift
Bräustüberl Egg
Egg 5
83128 Halfing
Tel: 08055/9037766
www.bräustüberl-egg.de
Dieses Wirtshaus ist nur bedingt barrierefrei, das heißt, dass es zwar kleine Stufen gibt, Rollstuhlfahrer aber gerne über die Küche ins Lokal fahren können.
Anreise
"Das Bräustüberl Egg liegt ziemlich genau im Dreieck Rosenheim, Wasserburg und Prien am Chiemsee. Der kleine Ort liegt sehr abgelegen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen Sie das Dorf nicht, weshalb ich Ihnen eine Anreise mit dem Auto, dem Fahrrad oder dem Motorrad empfehle."
Preise
"Eine Halbe Bier kostet nur 3,10 Euro und das teuerste Essen 15,50 Euro. In einer Preisspanne zwischen 8 und 15 Euro sollte jeder etwas Passendes auf der Speisekarte finden. Die Rinderroulade mit Beilage und Salat kostet 15,50 Euro, den Kaiserschmarrn mit Apfelmus bekommen Sie für 8,50 Euro."
Freizeittipp: Bauernhausmuseum Amerang
"Das Bauernhausmuseum Amerang bietet Einblicke in den ländlichen Alltag des Chiemgaus. Es erwarten Sie historische Werkstätten und Bauernhäuser inmitten von Gärten und Streuobstwiesen. Hier können sich Besucher einen Eindruck verschaffen, wie anstrengend und vielseitig das damalige Leben auf dem Bauernhof war. Wie wird Honig gemacht? Und wie hat man vor 100 Jahren ein Seil gedreht? Ein interaktiver Audioguide, den Sie am Eingang erhalten, beantwortet Ihnen diese Fragen.
Der Eintritt beträgt für Erwachsene 4 Euro, Kinder zwischen 6 und 15 Jahren zahlen 1,50 Euro und für Kinder unter 6 Jahren ist der Eintritt frei."
Fazit:
"Hier speisen Sie wie bei Großmutter und werden zudem herzlichst von den beiden Wirtinnen umsorgt. Einfach, bodenständig, ehrlich - ein Dorfwirtshaus wie es sein soll."
Andi Christl, Wirtshausexperte