Bier Franken, Bayern und das Bier
Biergarten ist nicht gleich Biergarten - und auch die Biersorten und Geschmäcker zwischen Nord und Süd sind unterschiedlich. Während der Altbayer in der Regel bequem in einem weitläufigen Biergarten Platz nimmt, geht der Franke und insbesondere der Oberfranke "auf den Keller".
Der Franke trinkt sein Bier "auf dem Keller". In Zeiten, als es noch keine elektrischen Kühlschränke gab, wurde der Gerstensaft in kühlen Kellern oder Karsthöhlen gelagert. Immer im Frühjahr wurde dann das erste Bier vor oder auf dem Keller - meist im Wald gelegen - getrunken.
Als Bier noch in Kellern gelagert wurde
In den Kellern wird das Bier schon lange nicht mehr aufbewahrt, moderne Kühlhäuser ersetzen das Einlagern im Berg. Aber ihren Keller und ihr Kellerbier lassen sich die Franken dennoch nicht nehmen - schon gleich gar nicht die Redewendung "auf den Keller gehen". Aber daran gewöhnen sich Neu-Franken und Gäste genauso schnell, wie an den etwas ungemütlichen "Aufstieg". "Und es ist immer noch Tradition, das erste Bier im Frühling aufm Keller zu trinken", weiß Luitgard Friedel, Chefin der gleichnamigen Brauerei im oberfränkischen Schnaid.
Markenzeichen Krug: Stein oder Glas?
Bei aller gemeinsamen Liebe zum Gerstensaft, ein markanter Unterschied spaltet Franken und Altbayern: Die Franken trinken ihr Bier aus dem Steinkrug, die Altbayern lieber aus dem Glas. Am besten gleich eine ganze Maß während die Franken das Seidla, den halben Liter bevorzugen. Und im Seidla am liebsten Kellerbier: "Unser Bier ist von jeher ein dunkles, malziges Bier, Zwickelbier sagt man dazu. Es ist ein unfiltriertes, vollmundiges Bier", erklärt Brauerei-Chefin Luitgard Friedel. In Südbayern liebt man es dagegen spritziger. Hier wird Weißbier oder helles Exportbier ausgeschenkt. Vor allem die Münchner bevorzugen ein besonders eingebrautes Bier mit viel Stammwürze und Alkohol. Viele dieser Biere haben es zu weltweitem Ruhm gebracht.
Klein und individuell
Weltberühmt ist wohl keine der vielen kleinen fränkischen Brauereien. Während gerade die großen Münchner Brauereien in Massen produzieren, brauen die Friedels in Schnaid gerade mal 1.000 Hektoliter im Jahr. Sie zählen damit zu den kleinsten Brauereien, die nur für den Eigenbedarf und für Gäste brauen.
Eigene Brotzeit auf dem Keller erlaubt
Auch beim Essen gibt es kleine aber feine Unterschiede. Der Bayer isst zum Bier gerne Hendl, Radi oder die dünne Bierbreze, während die Franken gerne Zwetschenbammes (Räucherschinken) und Ziebeleskäs (gewürzter Quark mit Sauerteigbrot) essen. Auf allen Kellern Frankens ist es übrigens erlaubt, seine eigene Brotzeit von Zuhause mitzubringen, auch wenn viele Keller selbst kleinere oder größere Vesper anbieten. Am Ende eines Keller-Abends trinkt man schließlich einen Schnitt: "Das ist typisch, wenn man kein ganzes mehr geschafft hat, trinkt man bevor man heimgeht noch einen Schnitt. Das ist gut die Hälfte, bis der Schaum oben zum Krug hinausläuft", erklärt Brauerei-Chefin Luitgard Friedel.