Fahnenstreit Der Kampf um den Frankenrechen
Immer wieder und spätestens zum Tag der Franken ist der Frankenrechen zum Streitobjekt zwischen der Münchner Staatsregierung und den Franken geraten. Die Frankenfahne ist keine offizielle Staatsflagge und deshalb an staatlichen Gebäuden tabu - mit einer Ausnahme.
Seit Jahren schwelt der Streit um die Frankenfahne. Der Frankenrechen ist keine offizielle Staatsflagge und darf demnach auch nicht an staatlichen Gebäuden gehisst werden. Ein Unding, ärgern sich viele Franken. Für sie gilt das Wappenschild mit den drei Spitzen als Symbol für Franken insgesamt.
Der Rechen ist in vielen Fahnen, Wappen oder Siegeln in Franken präsent und gilt für viele Franken daher Identität stiftend. Eine Identität, die es - zumindest politisch - über die Jahrhunderte in dieser Form nie gab: Franken war nie eine zusammenhängende Verwaltungseinheit und unter vielen Herrschern territorial aufgeteilt. Heute finden sich außer in den drei bayerischen Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken auch noch Franken in Oberbayern (Lkr. Eichstätt), im benachbarten Baden-Württemberg und Südthüringen.
Frankenrechen am Tag der Franken?
Neuen Schub erhielt der Streit um den Frankenrechen mit Einführung des "Tags der Franken" 2006. Jedes Jahr am ersten Wochenende im Juli feiert Franken die Gründung des Fränkischen Reichskreises am 2. Juli 1500. Hierzu forderten viele eine frankenweite Beflaggung der Rathäuser mit dem Frankenrechen. Doch die Staatsregierung wiederholte jedes Jahr gebetsmühlenartig, dass der Rechen nicht gehisst werden dürfe. Bis sich schließlich der Verfassungsausschuss des Landtags dem Streit um die Frankenfahne annahm. Das Ergebnis nach einer ebenso langwierigen wie fröhlichen Rechtsdebatte: Zum "Tag der Franken" darf die Frankenfahne als eine Art "Werbemittel" zusätzlich neben der Deutschlandfahne, der Bayerischen Staatsfahne und der Europafahne an staatlichen Gebäuden aufgezogen werden.
Abstimmung
Streit um die Kaiserburg
Zuletzt kochte die Auseinandersetzung um den Rechen 2008 hoch, als es um die Beflaggung der Nürnberger Kaiserburg ging. Das Bayerische Kabinett hatte beschlossen, dass an staatlichen Gebäuden dauerhaft die weiß-blaue Rautenfahne wehen sollen. Ein Teil der Kaiserburg gehört dem Freistaat, ergo wurde die Bayernfahne gehisst.
"Fränkisch, nicht bayerisch"
"Burgen und Schlösser in Franken sind älter als der Freistaat Bayern. Ihre Geschichte ist fränkisch, nicht bayerisch." Wolfgang Hoderlein, langjähriger SPD-Landesvorsitzender
Ein Affront für viele Franken. "Wenn der Innenminister die Beflaggung mit der Bayernfahne anordnet, ist das sein Recht. Daneben aber zugleich eine Frankenfahne zu hissen, wäre seine Pflicht und seine Schuldigkeit gegenüber der Geschichte und der Kultur Frankens", appellierte der langjährige SPD-Landesvorsitzende Wolfgang Hoderlein damals an Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Um die verfahrene Situation einzufangen, schlug Nürnberg schließlich vor, auf dem städtischen Teil der Burg die Stadtfahne zu hissen. Seitdem flattert auf der Burg neben der weißblauen auch eine rot-weiße Fahne auf dem Fünfeckturm.
Stichwort: Nürnberger Burg
Nürnberger Burg: Kaiserburg (l), Sinwellturm, Burggrafenburg und reichsstädtische Bauten mit Luginsland (r)
Die Nürnberger Burg, das Wahrzeichen der Stadt, besteht aus der Kaiserburg, der Burggrafenburg und den reichsstädtischen Bauten, in denen heute eine Jugendherberge untergebracht ist. Die Burg war über Jahrhunderte im Besitz der Stadt, ging jedoch im Zuge der Mediatisierung (der ehemaligen Reichsstädte) 1806 in den Besitz des Königreichs Bayern über. Vertraglich besiegelt wurde dies 1856. Nach dem Krieg erhielt die Stadt Nürnberg das Erbbaurecht für den Luginsland-Turm, die Kaiserstallung (Jugendherberge) und den Fünfeckturm. Die Stadt ist somit indirekt Eigentümer und muss auch für den Unterhalt aufkommen.
Die Nürnberger Burg gehört zu den bedeutendsten Kaiserpfalzen des Mittelalters. Sie wurde erstmals 1105 in schriftlichen Quellen erwähnt. Die Festung wurde aber schon früher erbaut, Archäologen fanden Fundamente aus dem 10. Jahrhundert. Seit Mitte des 11. Jahrhunderts bauten Friedrich Barbarossa und seine späteren Nachfolger die bestehende Anlage immer weiter aus. In der Burg residierten in den Jahren zwischen 1050 und 1571 zeitweise alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
Heute zählt die Burg zu einem der bedeutendsten Kunst- und Baudenkmal der Stadt Nürnberg und darf bei Touristen in keinem Stadtrundgang fehlen. Außer einer schönen Aussicht über die Stadt bietet die Burg ein Kaiserburg-Museum. Hier wird die Baugeschichte der Burg und eine Waffensammlung gezeigt. Eine Besichtigung der gesamten Kaiserburg ist nur im Rahmen einer Führung möglich.
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