Unterfranken toskanisch Würzburg unter italienischer Herrschaft
Vor 200 Jahren wurde Franken Bayern einverleibt - nicht aber Würzburg. Die Mainfranken wurden nämlich zunächst toskanisch. Im Mai 1806 zog Erzherzog Ferdinand von Toskana, Kurfürst von Salzburg, in der Mainfranken-Metropole als neuer Herrscher ein - und wurde begeistert empfangen.
Jeder ist besser, als die Bayern, mochten sich die Würzburger 1806 wohl gedacht haben. Erst drei Jahre zuvor wurde das Hochstift nämlich von den Bayern zur Provinzstadt degradiert: Nicht mehr katholisch sollte die Universität sein, sondern allen Konfessionen offen. Die bischöflichen Besitzungen gingen an den Staat über. Für die Mainfranken damals wie heute noch ein Affront.
Beutezug der Bayern
Die Würzburger waren unter der bayerischen Herrschaft nicht sonderlich glücklich, betont Historiker Professor Harm-Hinrich Brandt: "Die Bayern haben sich hier auch in einer sehr unrühmlichen Weise aufgeführt - der Raubzug durch das Klostergut beispielsweise. Da redet man gerne von Beutekunst." Besitztümer wie das fränkische Herzogsschwert beispielsweise liegen bis heute noch in München.
Ferdinands Exil in Würzburg
Viel erfreulicher dagegen war das kurze Intermezzo mit einem italienischen Herrscher in Franken. Napoleon hatte Italien erobert und den Toskaner Herrscher verjagt. Also musste Ferdinand "herrschaftlich versorgt" werden. So wurde er zunächst nach Salzburg verbracht und dort in den Rang eines Kurfürsten erhoben. Anschließend kam er ins Exil nach Würzburg, wo er bereits vor Dettelbach von den Schulkindern mit Blumenkränzen begrüßt wurde. Am Abend der Ankunft gab's eine Festvorstellung im Würzburger Theater mit einem Prolog vom Balkon - ausweislich der Chronik von einer Madam Köhler gesprochen unter tosendem Beifall des Publikums.
Prolog der Madam Köhler
"Nun ist er da!
Der Beherrscher Frankoniens -
Der sehnlichst, der ängstlich Herbeigewünschte!
Sein Antlitz ist Abglanz der holden Frühlingssonne!
Ihr wünschet allen Völkern Herrscher wie Ferdinand!
Ferdinand ist in seinem Erbe!
Und sein neues Volk jauchzt himmelan:
Er ist unser!"
Wirtschaftsmotor und rauschende Feste
Der Jubel der Würzburger, so Harm-Hinrich Brandt ist in vielen Quellen eindrücklich belegt - und Ferdinand war ein guter Taktiker, um sich die Mainfranken gewogen zu halten. So war er ein Herrscher, der sich einen Hofstaat hielt. Hierfür setzte er die mainfränkischen Adligen ein. So konnte er die führenden Schichten für sich gewinnen. Den einfachen Stand bekam er über Aufträge auf seine Seite: Handwerker brachten den Südflügel der Residenz auf Vordermann, es wurden wieder rauschende Feste gegeben, zu denen Leckereien und Spezereien in Fülle geliefert werden mussten.
Überbleibsel Toscana-Saal
Würzburg war glücklich - bis 1814. Da verschwand Ferdinand recht plötzlich von der Würzburger Bildfläche: "1814 wurde Italien befreit. Er durfte also wieder zurück. Und weil für ihn Italien schöner war als Würzburg, hat er es dann auch gemacht", erzählt Historiker Brandt. Ein Überbleibsel des Kurfürsten Ferdinand und der italienischen Phase Würzburgs ist übrigens der Toscana-Saal der Würzburger Residenz.
Territoriale Verhältnisse nach 1792
Eine geschichtliche Übersicht, wie Unterfranken nach dem Ende des Alten Reiches von 1792 allmählich bayerisch wurde, finden sie auf der Seite der Regierung Unterfranken.