Herbert Rosendorfer Richard Wagner für Fortgeschrittene
Herbert Rosendorfer ist ein exzellenter Kenner der Oper im Allgemeinen und des Werkes des Meisters aus Bayreuth im Besonderen. Das Besondere: Der Romancier hört zwar gerne Wagner, ist aber ein ausgesprochener Antiwagnerianer, dem die Wagner-Verehrung gehörig auf den Senkel geht.
Wer beim Pausen-Smalltalk auf dem Grünen Hügel auch etwas Fundierteres über Wagners Musik von sich geben will, als die Plattitüde, dass seine Opern "rasend erhaben" sind, dem sei die Lektüre von Herbert Rosendorfers "Richard Wagner für Fortgeschrittene" empfohlen. Der Romancier, der mit seinen satirischen "Briefen aus der chinesischen Vergangenheit" berühmt wurde, ist eine exzellenter Kenner der Oper im Allgemeinen und des Werkes des Meisters aus Bayreuth im Besonderen. Schon 1969 schrieb er den hochkomischen Ratgeber "Bayreuth für Anfänger" und hat sich seitdem immer wieder publizistisch zu Richard Wagner geäußert.
Das Schöne und auch Streitbare an ihm: Er ist ein ausgesprochener Antiwagnerianer, der zwar Wagners Musik gern hört, dem aber die weihevolle Heiligenverehrung vieler Wagner-Jünger gehörig auf den Senkel geht und der deshalb harsche Urteile fällt. Etwa über Wagners ständige Schuldenmacherei.
Textausschnitt: Richard Wagner für Fortgeschrittene:
"Kaum hatte er, bildlich gesprochen, hundert Dukaten in der Hand, leistete er sich eine Wohnungseinrichtung für tausend auf Pump. Er war der Meinung, dass dem Genie, das er war, die Welt nicht nur die Möglichkeit zum Schaffen, sondern auch zum Wohlleben schulde."
Auch über Richard Wagner als Schriftsteller, der nicht nur eigene Libretti mit dramaturgischen Fehlern und in übertriebenen Stabreimen dichtete, fällt Rosendorfers Wertung nicht eben sanft aus. "Wagner schrieb einen Berg von Traktaten, Essays, Abhandlungen, alle - milde gesagt - schwer lesbar, schwerfällig, staubtrocken, ausufernd."
Info und Bewertung:
Herbert Rosendorfer: Richard Wagner für Fortgeschrittene, München 2008, LangenMüller, 288 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-7844-3128-4
Immer schön provokativ, aber meistens gut begründet, so schreitet Herbert Rosendorfer das Leben und die Werke des Meisters ab. Das ist pointiert, unterhaltsam und voll kritischer Empathie geschrieben. Nur manchmal schießt der Autor über sein Ziel hinaus, etwa wenn er für eine Arie der Eboli aus Verdis "Don Carlo" alle Wagner-Opern hingeben will.