Bayerische Landesausstellung in Coburg
Reformation, Buchdruck, Entdeckungsfahrten - vor 500 Jahren begann die Welt, sich tiefgreifend zu verändern. Bayern 2 hat das Reformationsjubiläum und die Landesausstellung in Coburg mit zahlreichen Radiosendungen begleitet.
An der Schwelle zur Neuzeit
Martin Luther wollte die Kirche seiner Zeit zurück zu ihren Wurzeln bringen: zum Evangelium und den Worten Jesu Christi. Damit löste er - wohl ungewollt - die Spaltung der christlichen Kirche aus. Und ging als Vater der Reformation in die Geschichtsbücher ein.
Dank des Buchdrucks verbreiteten sich die neuen Ideen schnell. Ritter, Bürger, Bauern - für alle gerieten jahrhundertealte Gewissheiten ins Wanken. Freiheit und Individualismus traten an die Stelle der alten Ständegesellschaft. Bildung wurde Allgemeingut.
In der mächtig über Coburg thronenden Veste suchte der als Ketzer verfolgte Luther Schutz. Am Karfreitag 1530 kam er dort an, begleitet von mehr als 200 Soldaten, Rittern und Edelleuten. Luther-Anhänger kämpften damals in Augsburg für die Anerkennung des protestantischen Glaubens. Weil der Reformator unter Ächtung stand und vogelfrei war, blieb er in Coburg.
Luther - Zeitalter des Umbruchs
Luther-Bibel
Die Luther-Bibel wird zum Lesestoff für jede und jeden:
Bislang konnten die Bibeltexte nur Gelehrte verstehen, die Latein und Griechisch beherrschten. Martin Luther übersetzt die Heilige Schrift in ein Neuhochdeutsch, das überall in Deutschland verständlich ist. Damit schafft er geistige Unabhängigkeit und ein neues nationales Selbstgefühl.
Calvinismus
Luther inspiriert neue reformatorische Ideen:
Vor allem der Genfer Johannes Calvin prägt eine Theologie, die durch den Kolonialismus bald weltweit verbreitet wird. Ist der Menschen zu Heil oder Verdammnis vorherbestimmt? Ist sein Erfolg im Leben ein Anzeichen dafür, dass Gott ihn zum Heil erwählt hat?
Das Kirchenlied
Kirchenlieder gehören zum Kernbestand christlicher Glaubenspraxis - besonders im Protestantismus:
Martin Luther war ein hochbegabter Liederschreiber. Den Höhepunkt erreichte die Kunst des Kirchenlieds mit Paul Gerhardt im 17. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Kriegs entfalteten seine Lieder eine tröstliche Kraft, die die Menschen noch heute bezaubert.
Humanismus und Buchdruck
In ganz Europa suchen Gelehrte nach alten Schriften aus der Antike:
Dank Buchdruck werden lange verloren geglaubte Texte unter den Gelehrten weit verbreitet. Auf einmal entdecken sie den Menschen und seine Fähigkeit, durch Bildung zu einer besseren Lebensform im Diesseits zu finden.
Bauernkriege
Die "soziale Frage" bricht auf:
1525 entbrennt ein Krieg gegen die Obrigkeit - zunächst als Aufstand der Bauern. Angehörige von Unterschichten aus Stadt und Land schließen sich an. Sie verlangen ein freieres Leben, weniger Abgaben und berufen sich auch auf die Thesen Martin Luthers.
Ritter, Bauern, Lutheraner - Bayerische Landesausstellung 2017
9. Mai bis 5. November 2017
Veste Coburg, Kirche St. Moriz
Veranstalter: Haus der Bayerischen Geschichte, Coburger Landesstiftung, Stadt Coburg