Franken - Kultur







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Mediterrane Musik-Mischung

Von: Rainer Aul

Stand: 28.07.2024 |Bildnachweis

Wie glücklich können wir Menschen uns schätzen, dass wir heute leben. Also um Himmels Willen nicht in dieser Zeitenwende, aber auch nicht in diesem Jahrhundert oder Jahrtausend. "Heute" soll heißen fünf Millionen Jahre nach der Messinischen Salinitätskrise. Man stelle sich vor, das Mittelmeer wäre zum Großteil ausgetrocknet und gliche einer lebensfeindlichen Salzwüste, durchzogen von stinkenden Salzseen, in denen außer Mikroben praktisch nichts existieren kann. Bäh.

Sonne, Strand, Meer — reicht für ein "Symbolbild Mittelmeerraum"

Stattdessen dürfen wir ein mit Wasser bedecktes Mittelmeer genießen, mit mehr Küsten, Buchten, Stränden, Inseln, als man auch in einem langen Menschenleben besuchen könnte. Und das Essen. Und der Wein! Dazu ist das Mittelmeer seit Jahrtausenden Verkehrsweg und damit Kreuzungspunkt für drei Kontinente, mehr als 20 Länder und unzählige Völker. Besser hätte man sich die Wiege der abendländischen Kultur eigentlich gar nicht ausdenken können.

Nun ist Nürnberg gerade im Sommer gefühlt unendlich weit weg vom Mittelmeer. Trotzdem ist der Handel mit dieser Region stark mit der Geschichte der Stadt verwoben. Passt also, dass das Bardentreffen sich vom 26. bis 28. Juli unter dem Motto "Mediterranean Crossing" den musikkulturellen Entwicklungen im Mittelmeerraum widmet.

Zehn Bardentreffen-Konzerte im Videostream

Konzert-Livestreams vom Bardentreffen 2024

BR Franken überträgt für Daheimgebliebene täglich Konzerte vom Nürnberger Bardentreffen im Videostream ‒ auf dieser Seite und auf Facebook

2024 stehen zehn Top-Acts auf dem Programm ‒ die meisten live, alle nach Sendetermin dauerhaft abrufbar in der ARD Mediathek. Übertragen wird vom Hauptmarkt, aus der Katharinenruine und von der Insel Schütt.

Light in Babylon aus Israel, Frankreich und der Türkei

Und aus welch reich gefüllten Topf sich die Veranstalter dabei bedienen können: Musiker und Gruppen etwa mit kretischen, syrisch-palästinensischen oder algerischen Wurzeln sind dabei. Darunter die griechische Eurovisions-Teilnehmerin Marina Satti (Sonntag, 20.30 Uhr, Hauptmarkt und im BR-Livestream), "Creole"-Weltmusikpreisträger Aeham Ahmad (Samstag, 16.15 Uhr, St. Katharina und im BR-Livestream), das Musikkollektiv Labess (Samstag, 16.30 Uhr, Hauptmarkt), das die Chaâbi-Musik Nordwestafrikas mit Gypsy Rumba und Flamenco vermischt oder Light in Babylon (Samstag, 21.15 Uhr, St. Katharina und im BR-Livestream) um die israelisch-iranische Sängerin Michal Elia Kamal.

JISR aus Deutschland und Marokko

Beleuchten will das Programm nicht nur die Fülle von Musikstilen, sondern auch die Einflüsse jahrhundertealter klanglicher Kulturen auf unsere heutige Musiklandschaft, wie Rainer Pirzkall schreibt, der künstlerische Leiter des Bardentreffens: "Wie wirken sich arabische, sephardische oder osmanische Traditionen noch immer auf den Global Pop aus?" Den Genuss von Flamenco, Gnawa, Tarantella, Rembetiko, Rai, Rumba Catalana oder der Canzone Napoletana verspricht das sehr empfehlenswerte Begleitheft weiter.

Gugutke aus Slowenien

Slowenien trifft da auf Marokko, Spanien auf die Türkei, Syrien auf Frankreich. Und das alles in Nürnberg, auf den acht Bühnen des Bardentreffens vor der Kulisse der einzigartigen Altstadt ‒ so bunt, wie man es von Europas größtem umsonst- und draußen-Weltmusikfestival erwarten darf.

Pigor & Eichhorn aus Deutschland

Dazu gehört freilich der Blick jenseits des Themenschwerpunkts: unter anderem nach Argentinien mit dem 15-köpfigen Cumbia-Orchester La Delio Valdez (Freitag, 21.30 Uhr, Hauptmarkt und im BR-Livestream), nach Estland mit dem ESC-erprobten Duo Puuluup (Sonntag, 18.15 Uhr, Sebalder Platz) und ihrem selbstgenannten Neo-Zombie-Post-Folk oder nach Österreich zum Wiener Soul von Voodoo Jürgens (Sonntag, 21.30 Uhr, Insel Schütt und im BR-Livestream). Auch deutsche Künstler sind wie immer dabei, darunter das Musikkabarett-Duo Pigor & Eichhorn (Samstag, 21.30 Uhr, Sebalder Platz).

Gemeinsam griechisch tanzen

Insgesamt 90 Konzerte auf acht Bühnen erwarten die 200.000 Besucher, mit denen bei der 47. Ausgabe des Bardentreffens gerechnet wird. Darunter sind auch 17 Bands aus der Region sowie Kinder- und Familienkonzerte. Dazu kommen natürlich die Straßenmusiker in der ganzen Altstadt, die zum Festival gehören wie die Drei im Weggla zu Nürnberg. Am Samstagnachmittag wird der Hauptmarkt zum Outdoor-Übungsraum für gemeinsamen griechischen Tanz ‒anlässlich von 25 Jahren Städtepartnerschaft zwischen Nürnberg und der Mittelmeerstadt Kavala.

Tanzen, Musikhören, das Leben genießen und Gemeinsamkeiten entdecken, deren Wurzeln unzählige Jahrhunderte zurückreichen. Klingt wie ein hervorragender Plan für das Leben im Hier und Heute.

Infos

Der Eintritt zu allen Konzerten und Veranstaltungen ist frei – dank der Unterstützung der Stadt Nürnberg und von Sponsoren. Die Veranstalter hoffen aber darauf, dass viele Besucherinnen und Besucher zum Beispiel das Fanshirt oder den diesjährigen Barden-Pin kaufen, der gegen eine Spende ab fünf Euro zu haben ist.







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