Nürnberg Stadt des Friedens und der Menschenrechte
Nürnberg wurde vereinnahmt als Stadt der Reichsparteitage und der "Rassengesetze". Heute möchte die Stadt ein Zeichen gegen Rassismus, Diskriminierung und Intoleranz setzen – unter anderem mit dem Menschenrechtspreis.
Wie nur wenige andere deutsche Städte sah sich Nürnberg nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Erbe des Nationalsozialismus konfrontiert. Lange Zeit wusste die Stadt nicht genau, wie sie mit der historischen Last umgehen soll. Doch "spätestens seit den 1980er-Jahren gibt es eine offensive und ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit", sagt Martina Mittenhuber, Leiterin des Nürnberger Menschenrechtsbüros.
Signale des Friedens und der Versöhnung
Eine Antwort auf die staatlich verordneten Menschenrechtsverbrechen der Vergangenheit ist der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis. Er wurde am 17. September 1995 erstmals vergeben – fast auf den Tag genau 60 Jahre nach Verabschiedung der nationalsozialistischen "Rassengesetze" und 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. "Mit diesem Preis soll ein Beitrag zur Wahrung und Durchsetzung der Menschenrechte geleistet werden", heißt es in der Satzung des Internationalen Menschenrechtspreises.
"Dieser Preis ist zugleich ein Symbol dafür, dass von Nürnberg in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens, der Völkerversöhnung und der Menschlichkeit ausgehen sollen."
(Aus der Satzung des Internationalen Menschenrechtspreises)
Straße der Menschenrechte
Die Idee zu diesem Preis ist 1993 entstanden. In diesem Jahr wurde die "Straße der Menschenrechte" angelegt. Der israelische Künstler Dani Karavan ließ auf den Säulen beim Germanischen Nationalmuseum eine Kurzfassung der 30 Artikel der Menschenrechtserklärung von 1948 eingravieren. Dieses Kunstwerk in der Kartäusergasse "erinnert an die Rolle Nürnbergs während der NS-Zeit, soll aber gleichzeitig auch eine Mahnung an die Zukunft sein", erklärt Martina Mittenhuber vom Menschenrechtsbüro. Hier findet auch immer nach der Menschenrechts-Preisverleihung die "Nürnberger Friedenstafel" statt. Mit kulinarischen Leckerbissen, Lesungen, Gesprächsrunden und Musik feiern die Nürnberger Bürgerinnen und Bürger den neuen Preisträger.
Internationale Jury
Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird seit 1995 alle zwei Jahre vergeben. Wer ihn bekommt entscheidet eine internationale Jury, in der unter anderem Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, Menschenrechtsexpertin Hina Jilani, die Mitbegründerin der ersten Anwaltskanzlei für Frauen in Pakistan sowie Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel sitzen.
Alle Preisträger von 1995 bis heute
Im Zeichen der Menschenrechte
Auch auf anderen Gebieten steht Nürnberg im Zeichen der Menschrechte: Im Mai 2001 gründete die Stadt eine mit einer Million Euro Anfangskapital ausgestattete Stiftung "Nürnberg - Stadt des Friedens und der Menschenrechte". Damit will die Stadt ihrer moralisch-ethischen Mitverantwortung auch mit finanziellen Mitteln für das Schicksal der Zwangsarbeiter nachkommen, die vor 1945 hier eingesetzt waren.
Auszeichnungen für Nürnberg
2007 würdigte der Europarat das Engagement Nürnbergs mit dem Europapreis. Der Preis wird seit 1955 alljährlich an Kommunen vergeben, "die herausragende Leistungen bei der Förderung von Verbindung und Verständigung zwischen den Völkern Europas erbracht haben". Der Preis ist eine "angemessene Belohnung ihrer unverminderten Bemühungen auf diesem Gebiet", so die Begründung des Europarates.
"Diese Auszeichnung ist eine wunderbare Bestätigung unserer nachhaltigen Arbeit im Bereich der internationalen Begegnungen und Menschenrechte."
Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) anno 2007
Bereits im Jahr 2000 wurde Nürnberg mit dem UNESCO-Preis für die Menschenrechtserziehung bedacht. Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung und Wissenschaft zeichnet damit Institutionen, Organisationen und Personen aus, die einen besonders verdienstvollen Beitrag zur Menschenrechtserziehung geleistet haben.
Web-Tipp
Weitere Informationen über den Einsatz der Stadt Nürnberg für die Menschenrechte finden Sie im Internet:
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Anarchist, Samstag, 01.März 2014, 16:05 Uhr
1.
Über Menschenrechte und die Wirkung von Grundgesetz, Verfassung, Petitionsrecht, Gesetzen usw. sowie über den nicht beseitigten Machtmissbrauch.
Nach der Weltanschauung, nach der wir unser Leben einzurichten haben, ist das demokratische Prinzip wegen der edlen menschlichen Natur ausreichend, um den Machtmissbrauch von Herrschenden zu verhindern, weil diese ja verpflichtet sind, sich an Verfassung, Gesetz und Recht zu halten (vgl. [...]).
Realistischer erscheint mir:
Der Kampf jeder gegen jeden liegt in der Natur des Menschen. Die Durchsetzung von Eigeninteressen sind Triebfeder für die Wirtschaft (vgl. [...]). Der Gruppenegoismus ist auch zu beachten. Die politischen Parteien, die Bundesregierung, die Richterschaft und die Familie sind Beispiele.
Leider wird all zu oft in deutschen Schulen und Universitäten von einer Forderung des Grundgesetzes schon auf deren Realisierung geschlossen. Die Realität wird nicht auf den Prüfstand gehoben, im Gegenteil: Wer in Deutschland nach der Verfassungswirklichkeit gefragt wird, pflegt oftmals nur das Grundgesetz aufzuschlagen um dann zu behaupten, dass das Wirklichkeit ist, was nach der Zielvorstellung des Grundgesetzes Wirklichkeit sein soll, allein weil es dort so geschrieben steht. Das ist irreführend.... Die Organisationsstrukturen des kaiserlichen Obrigkeitsstaates blieben bis heute erhalten. Die deutsche Gewaltenteilung steht nur auf dem Papier. (von [...]). Dass der Rechtsstaat nur auf dem Papier steht, wird u.a. unter [...] sowie [...], [...] und [...] bestätigt.
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