Pfahlbauten Bayerisches Weltkulturerbe im Alpenraum
Früher gab es sie im ganzen Alpenraum, heute sind nur noch Spuren von prähistorischen Pfahlbauten übrig geblieben. 111 Fundstätten in sechs Ländern gehören zum Weltkulturerbe – die Ufergebiete um die Roseninsel im Starnberger See sind eine davon.
Das Welterbekomitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur stimmte im Juni 2011 einem Antrag mehrerer europäischer Länder zu: Seitdem sind Pestenacker und Unfriedshausen im Landkreis Landsberg am Lech und die Roseninsel im Starnberger See die drei ersten bayerischen Unterwasser-Denkmäler mit dem begehrten Welterbe-Titel.
Bis zu 17 Kleinhäuser bei Landsberg
Schon 1934 kamen die Überreste der Feuchtbodensiedlung Pestenacker in der Gemeinde Weil zum Vorschein. Man entdeckte sie bei Bauarbeiten in einem vermoorten Tal des Loosbachs in der Nähe von Landsberg. Bis sie freigelegt und untersucht wurden, dauerte es noch einmal ein halbes Jahrhundert. Von 1988 bis 2004 fanden die Ausgrabungen statt und legten Vergangenes frei. Bis zu 17 Kleinhäuser sollen auf der 34 mal 40 Meter großen Fläche gestanden haben. Die Fundstelle ist nicht die einzige Pfahlbausiedlung Bayerns.
Siedlungen im ganzen Alpenraum
Allein rund zwanzig Pfahlbausiedlungen sind in Bayern bekannt. Im ganzen Alpenraum hat man bisher rund tausend Fundstätten entdeckt. Gebaut wurde überall da, wo Wasser in der Nähe war, also in Mooren, an Seen oder Flussufern. In der Zeit von 5.000 bis circa 500 Jahre vor Christus hat es Bauern und Viehzüchter zum Wasser gezogen. So entstanden auch die Pfahlbauten an den Ufergebieten um die Roseninsel im Starnberger See.
Schatzkiste "Pfahlbau"
Wer Pfahlbauten heute wiederentdecken möchte, der muss graben oder tauchen wie im Bodensee. Dort wurden besonders viele Pfahlbauten freigelegt. Neben drei bayerischen Fundstellen waren 15 aus Baden-Württemberg auf der Bewerberliste für das Welterbe.
Mit der Aufnahme ins Weltkulturerbe wurde den "prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen" ein Denkmal gesetzt - und zwar als wichtige archäologische Quelle. Denn der feuchte Boden über und unter Wasser hat vielerorts empfindliche Stoffe, Pflanzen und Holz besser konserviert als an der Luft. Das nasse Grab, in das die Pfahlbausiedlungen lange abgesunken waren, ist heute zur Schatzkiste für Archäologen geworden.
Schiffverkehr und Tourismus bedrohen Pfahlbauten
Die Pfahlbauten in den Voralpenseen sind gefährdet. Am 29. Juni 2011 teilte das baden-württembergische Landesamt für Denkmalpflege mit, dass sich die Erhaltungschancen einiger Fundstätten in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verschlechtert hätten. Wachsender Schiffsverkehr, ein sinkender Wasserspiegel und die Uferbebauung sind die Ursachen dafür. Sie bedrohen prähistorische Pfahlbausiedlungen, weil durch sie schützende Deckschichten von Fundstätten wie im Bodensee abgespült werden. Die Überreste der Pfahlbauten sind dann der Erosion ausgeliefert.
Auch die Pfahlbauten auf der Roseninsel im Starnberger See sind nach Auskunft des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege bedroht: Segel- und Ruderboote und Touristen zerstören immer wieder, unabsichtlich, Überreste der Pfahlbauten. Hier sollen Absperrungen und Warnschilder Abhilfe schaffen.
Pfahlbauten
Bei Pfahlbauten gibt es verschiedene Bauweisen. Bei Feuchtbodensiedlungen sind zum Beispiel die Pfähle nur im feuchten Boden am Ufer verankert, andere Siedlungen reichen ins Wasser und stehen auf Stelzen, um dem wechselnden Wasserspiegel ein Schnippchen zu schlagen. Weil die Hütten in der Jungsteinzeit, der Bronzezeit und noch in der frühen Eisenzeit entstanden sind, sind sie auch ganz unterschiedlich gestaltet: vom Spitzdach mit Stroh bis zum zusätzlichen Stützpfosten.