Traum oder Albtraum für Delfine?
Die Lagune soll den Delfinen vor allem eines bieten: Platz. Sie ist die erste Freianlage für Delfine in ganz Deutschland. Die Meeressäuger können durch sechs verschiedene Becken schwimmen, die alle miteinander verbunden sind. "So können sich die Tiere auch einmal zurückziehen, wenn sie keinen Bock auf die anderen haben", erklärt Helmut Mägdefrau, stellvertretender Tiergarten-Direktor.
Proteste am Eröffnungstag
Mehrere Tierschutzorganisationen haben kurz vor der eigentlichen Eröffnung gegen die Delfinlagune im Nürnberger Tiergarten demonstriert. Sie forderten mit dem Wahlspruch "Ozean statt Gefängnis - Freiheit für Delfine" die Freilassung der Meeressäuger. Tiergartendirektor Dag Encke hielt dagegen, die Delfinlagune sei eine "naturnahe Wasserwelt". Sie biete den Tieren einen abwechslungsreicheren Lebensraum als das alte Delfinarium.
Delfine für alle
Die Verantwortlichen hoffen auf einen neuen Publikumsmagneten. "Im alten Delfinarium konnten nur rund 40 Prozent unserer Besucher die Delfine sehen, jetzt können es theoretisch alle", erklärt Mägdefrau. Die Tiergartenbesucher können die Delfine den ganzen Tag "live" und draußen erleben. Auf den angelegten Naturtribünen finden bis zu 1.500 Menschen Platz. Allerdings wird es keine Delfinshows mehr geben. Wie bei den Seelöwen wird mehrmals am Tag die Fütterung kommentiert. Das Training mit den Delfinen ist ebenfalls öffentlich.
Europaweites Verbot
Delfinlagune in Zahlen
Kosten: 24 Millionen Euro
Wasservolumen: 5,4 Millionen Liter Meerwasser
Wassertiefe: 0,5 bis sieben Meter
Bauzeit: 33 Monate Bewohner: vier Delfine, acht Seelöwen
Besonderheiten: Panoramascheibe unter Wasser (13 Meter lang, 18 Tonnen schwer)
Bei Tierschützern ist die Lagune umstritten. Der Neubau sei ein "Millionengrab" und würde sich nicht rechnen, erklärte der Verein "Menschen für Tierrechte" in Nürnberg. Außerdem bezweifeln sie die artgerechte Haltung in der Lagune. Die "Whale & Dolphin Conservation Society" (WDCS) will ein europaweites Verbot der Delfinhaltung durchsetzen. Die Tierschützer haben sich vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof im Mai 2011 schon erfolgreich uneingeschränkte Akteneinsicht über die Delfinhaltung im Nürnberger Tiergarten erklagt.