Grundig Vom Radioladen zum Weltkonzern
Am 15. November 1930 hat Max Grundig in Fürth einen Radioladen eröffnet - und damit den Grundstein für seinen Weltkonzern gelegt. Als er 1989 stirbt liegt sein Imperium in Trümmern, die Marke wird abgewirtschaftet. Heute ist in Nürnberg ein Rumpf von 130 Mitarbeitern übrig geblieben und behauptet sich auf dem Markt.
Zeitungsanzeige in der Fürther Lokalzeitung 1930
"Zur Geschäftseröffnung ladet die Firma Radio-Vertrieb Fürth in der Sterngasse 4. Die Weltmarke Lumophon, Meister der Übertragung, erhalten Sie bei uns für 12 Monatsraten."
Ein technisches Gerät, das Töne empfängt und wiedergibt. Der 16-jährige Max Grundig ist 1924 völlig fasziniert von dieser neuen Technik - und er bastelt sich sein erstes eigenes Radiogerät. Radiogeräte verkaufen und reparieren - damit lässt sich Geld verdienen. Max Grundig setzt auf diesen Gedanken und eröffnet am 15. November 1930 sein erstes Radiogeschäft.
Damit ist der Grundstock für die späteren Grundig-Werke gelegt. Ein Baustein dorthin ist nach dem Zweiten Weltkrieg der legendäre Radiobausatz "Heinzelmann". An diesen wichtigen Punkt der Firmengeschichte erinnert sich Max Grundig besonders gern. 50.000 Stück seien bis Mitte der 50er-Jahre verkauft worden. "Für die damalige Zeit eine ungeheure Zahl", freut sich Grundig in einem Interview.
Höhepunkt und Wendepunkt in den 80er-Jahren
30 Jahre nach dem "Heinzelmann" ist Grundig zum größten Rundfunkgerätehersteller Europas gewachsen: Allein in Franken beschäftigt das Unternehmen 1980 rund 28.000 Mitarbeiter, europaweit sind es weit über 40.000. Die 1980er-Jahre sind aber auch der Wendepunkt in der Grundig-Erfolgsgeschichte. Grundig investiert erfolglos in die Entwicklung von Video-Systemen und bekommt übermächtige Konkurrenz aus Fernost. Zwar rühmt sich Grundig, in "entsprechende technische Entwicklungen und Modernisierung in der Fabrikation" investiert zu haben und man könne darum mit Japan in Sachen Kleintransistorgeräte Schritt halten. Doch die Konkurrenz zieht davon - und die Verluste steigen.
Schlusspunkt nach 73 Jahren
Mehrmals übernehmen neue Konzerne die Grundig AG. Immer mit dem Versprechen, Grundig zu sanieren und Arbeitsplätze zu erhalten. Aber Tausende Grundig-Mitarbeiter verlieren trotz großer Proteste ihren Job. 2003 schließlich meldet Grundig Insolvenz an. Heute findet sich der Name Grundig unter anderem auf Fernseher oder Kameras und Diktiergeräten - allerdings stammen diese Geräte von unabhängigen und selbstständigen Firmen. Gefertigt wird auch größtenteils nicht mehr in Deutschland.
Vom Grundig-Werk zum Technologiepark
Geblieben sind am Ursprungsort Fürth die ehemaligen Werke, wenn auch mit neuem Geist und neuer Technik. "Auf diesem Gelände haben wir einen Technologiepark, die sogenannte Uferstadt, gemacht", erklärt Fürths Wirtschaftsreferent Horst Müller. Heute arbeiten auf dem ehemaligen Grundig-Areal über 3.000 Menschen, die Universität ist hier angesiedelt, in "Technikum Neue Materialien" und Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS.
"Eine ganz große emotionale Verbundenheit"
Aus der Fürther Grundig-Zeit überlebt hat auch der Stammsitz der Firma in der Kurgartenstraße. Heute ist dort das Rundfunkmuseum Fürth untergebracht. "Das war eigentlich die Direktion, wo Max Grundig sein Büro hatte", erklärt Wirtschaftsreferent Müller. "Das ist der passende Platz für ein Rundfunk-Museum!" Zumindest ein Teil der Ideen von Max Grundig ist also noch in Fürth geblieben. Und natürlich die Erinnerung, denn der Name wird noch lange mit Fürth in Verbindung bleiben, ist sich Wirtschaftsreferent Müller sicher: "Grundig hatte ja sogar das Kleeblatt des Fürther Stadtwappens in sein Firmenlogo aufgenommen. Da ist eine ganz große emotionale Verbundenheit."
Grundig heute
Grundig als Marke gibt es auch heute noch. In Nürnberg-Langwasser arbeiten noch rund 130 Menschen. Hier wird das Design der Geräte entwickelt und die von Zulieferern stammende Technik verfeinert und optimiert. Der deutsche Markt sei nach wie vor wichtig für die Marke. Nur was sich in Deutschland verkauft, werde in den Werkshallen in der Nähe von Istanbul auch gefertigt.
"Nürnberg ist das Herz und die Seele des Unternehmens."
Horst Nikolaus, Vertriebschef Grundig Internmedia
Grundig hat sich in die 1. Liga der Elektroartikelhersteller zurückgekämpft: Seit drei Jahren schreibt das Unternehmen wieder schwarze Zahlen. Fernseher und Radio bleiben das Kerngeschäft, doch auch mit vielen Haushaltsartikeln will man Kunden mit dem kleineren Geldbeutel an die Marke binden.
Stichwort: Grundig-Insolvenz
1984 fusionierte Grundig mit dem niederländischen Elektrokonzern Philips. Doch das Grundig-Unternehmen konnte sich nie mehr so ganz erholen. 1998 stieß Philips seine Tochter ab und verkaufte Grundig an Kathrein. Im Herbst 2002 spitzte sich die Situation weiter zu: Wegen hoher Verluste gewährten die Banken keine Kredite mehr. Grundig musste 2003 Insolvenz anmelden. Der Konzern wurde zerschlagen. Der Elektronikbereich ging für 80 Millionen Euro hauptsächlich an den türkischen Elektronikhersteller Beko (heute: Koc-Gruppe). Weitere Kernbereiche wie Autoradios, Satellitensysteme oder Mauterfassungssysteme wurden von anderen Konzernen übernommen.