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Messe Nürnberg Die Neuheiten fürs Spielzimmer 2010

Fan-Artikel zur Fußball-WM, spacige Ritterrüstung oder Puppen mit Herzschlag - auf der Spielwarenmesse in Nürnberg stellen Produzenten und Händler ihre neuesten Ideen fürs Kinderzimmer vor. Was sich auf der Fachmesse durchsetzt, steht in Kürze in den Spielwarenläden.

Von: Frank Staudenmayer und Franz Engeser

Stand: 05.02.2010 | Archiv

Impressionen von der Neuheitenschau der Spielwarenmesse 2010 | Bild: picture-alliance/dpa

Ferngesteuerte Autos, Flugzeuge und Hubschrauber flitzen durch die Messehallen, Kinder wuseln um Aussteller und Reporter auf der Neuheitenschau herum – auf der Spielwarenmesse in Nürnberg stellen über 2.600 Aussteller ihr Repertoire vor. Darunter sind etwa 70.000 Neuheiten, die für die Branche besonders wichtig sind: Mit neuen Produkten erzielen Spielwarenhändler und Hersteller mehr als die Hälfte ihres Umsatzes.

Geschicklichkeit und Reaktionen gefragt

An einem elastischen Band kann der Spieler die rotierende Scheibe zu sich zurückziehen.

Wie eine Mischung aus Jojo und Frisbee sieht ein neues Geschicklichkeitsspiel aus: An einem elastischen Band befestigt, können Kinder und Jugendliche eine Plastikscheibe um den eigenen Körper wirbeln. Monopoly gibt sich in seinem 75. Jahr eine neue Form: Das Spielbrett ist nun rund, gezahlt wird nicht mehr mit Bargeld, sondern mit Plastikkarte. Und wer hinter Gitter muss, hört das Zuschlagen der Gefängnistür aus einem Lautsprecher.

Drei Sambatänzerinnen präsentieren das Spiel "Halli Galli".

Auch andere Gesellschaftsspiele greifen bekannte Spielprinzipe auf. Bei "Halli Galli" kommt es vor allem auf schnelle Reaktionen an, während die Schatzsuche auf "Tobago" insbesondere die Kombinationsgabe der Spieler fördert. Das Spiel "Schlag den Raab" greift den Grundgedanken der gleichnamigen TV-Show auf: Die Kontrahenten treten sowohl in verschiedenen Wissenskategorien als auch bei Spielen wie dem Tischtennisball-Wettpusten gegeneinander an.

Puppe mit Herz

Von Kindern geliebt, getätschelt und gekuschelt werden Stoffpuppen zukünftig noch herziger: Die "Empathy Dolls" wurden speziell entwickelt, um den menschlichen Fürsorgeinstinkt anzusprechen. Ein kleines Plastikkästchen imitiert den Herzschlag von Babys, ein Rekorder kann die Sprache der Eltern aufnehmen und verschiedene Aromabeutel verstärken die Bindung kleiner Kinder zu ihrer Puppe. Auch von der Größe und Beweglichkeit her entspricht die Puppe kleinen Kindern. Dahinter sehen die Hersteller einen besonderen pädagogischen Ansatz: Zum Einen könnten dadurch Kindergartenkinder den Umgang mit anderen Kindern besser lernen. Zum Anderen könne die Puppe auch bei der Therapie von Demenzkranken eingesetzt werden.

Kleine Modelle ganz groß

Nach Restrukturierungen blicken die Modellbahnbauer wieder in die Zukunft.

Der wirtschaftlich arg gebeutelte Modelbahnbauer Märklin meldet sich auf der Spielwarenmesse mit über 200 neuen Produkten zurück im Geschäft. So wird es etwa eine Modellversion des legendären "Adler" geben, der vor 175 Jahren das Eisenbahnzeitalter in Deutschland einläutete. Da bei immer mehr Modellbahnanlagen auch die Digitalsteuerung Einzug hält, gibt es neue Startersets komplett mit Steuerung, Gleisen, Güterzügen oder ICEs.

Außerdem wollen sich die Modellbahnbauer die Vorteile des Internets zunutze machen. Noch in diesem Jahr sollen eine Online-Community für Modellbahnfans und der Web-TV-Sender "Märklin-TV" starten. Das Traditionsunternehmen aus Göppingen hatte vor einem Jahr Insolvenz angemeldet. Seitdem mussten 400 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, der Standort Nürnberg geschlossen.

Babys im Visier der Spielwarenbranche

Ein Schwerpunkt der Messe sind in diesem Jahr Spielwaren für unter Zweijährige. Das im Dunkeln leuchtende Kuscheltier spielt abends ein Schlaflied vor und im "Playlab" getestete Rasseln, Beißringe und klingelnde Bälle helfen Kleinkindern, ihre Sinne zu entwickeln. Spielzeug für die Jüngsten habe in Deutschland ein riesiges Potenzial, erklärten die Verantwortlichen schon im Vorfeld der Spielwarenmesse. In Deutschland mache der Umsatz für Kleinkind-Spielwaren nur rund ein Sechstel aus, in Großbritannien oder Frankreich dagegen schon ein Viertel. Im Unterschied zu anderen Spielwaren werde dieses Spielzeug nicht nur zu bestimmten Anlässen wie Geburtstag oder Weihnachten, sondern auch saisonunabhängig gekauft.

In Nürnberg findet die Weltleitmesse für Spielwaren statt.

Große Hoffnungen dürfen sich dabei der Fach- und Einzelhandel machen: Eine Untersuchung der Universität Saarland zeigte, dass beim Kauf von Babyspielwaren Kunden vor allem auf Produktqualität und gute Beratung achten. Die Angebote für die unter Zweijährigen werden in einem Extra-Katalog zusammengefasst und füllen in einer Sonderschau eine ganze Halle, erklärte Ernst Kick, der Chef der Spielwarenmesse.


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