Spielwarenmesse Nürnberg High-Tech und Retro – Trend ist alles
Vom sprachgesteuerten Hund bis zum Knetgummi mit Bauanleitung – für die Spielwarenmesse haben sich die Hersteller wieder viel Neues einfallen lassen. Nach den vergangenen Jahren lässt sich ein klarer Trend aber schwer ausmachen.
Der ganz große Hype ist heuer auf der Nürnberger Spielwarenmesse nicht zu finden, auch die Messeleitung sieht eher mehrere unterschiedliche Trends, die sich für die Kinderzimmer abzeichnen. Bei vielen Herstellern liegt die Priorität eher in der Weiterentwicklung bestehender Produkte. Neben zahlreichen Neuerscheinungen wurden meist noch etwas ausgefeiltere, verkleinerte oder erweiterte Spielewelten vorgestellt, die im Prinzip bereits bekannt sind.
Neu in Nürnberg: die "TrendGallery"
In der neuen "TrendGallery" präsentierten die auf der Spielwarenmesse vertretenen Hersteller vorab ihre Neuheiten. Auf 1.000 Quadratmetern standen dabei vier Themen im Mittelpunkt: Unter dem Motto "Fit4Life" bringen Spielzeuge Kindern unter anderem das Gärtnern, das Kochen und Handwerken näher. "Retromania" versetzt Spielzeug der Eltern in heutige Kinderzimmer. Im Gegensatz dazu bringt der Bereich "TechToys" virtuelle und reale Welt zusammen. Spielzeuge im Miniformat sind das vierte Thema der "TrendGallery".
Großes Thema sind wie in den vergangenen Jahren die High Tech-Spielzeuge. Der elektronische Hund Zoomer zum Beispiel hört aufs Wort: Bis zu 30 Befehle kann Frauchen oder Herrchen dem Tier mit LED-Augenaufschlag beibringen. Und wenn Zoomer an der Brust gekitzelt wird, erbebt er am ganzen Plastikkörper. Technikbegeisterte Kids können bei Fisher-Price einen fußballspielenden Roboter zusammenbauen, den sie per Webcam und Bewegungserkennung steuern können.
Ihr Showmaster heute Abend: das Smartphone!
Fast schon zum Fernsehstudio wird das heimische Wohnzimmer mit einer Neuheit von Ravensburger, in der klassisches Brettspiel und angesagte Technik verschmelzen: Per App wird ein handelsübliches Smartphone zum Showmaster, der den Spielern nicht nur knifflige Fragen stellt, sondern im Bedarfsfall auch die Spielregeln erklärt. Das Gefeilsche ums Regelwerk verliert damit wohl seinen Schrecken. Gleichzeitig hat das Smartphone das Spielfeld immer im Blick und reagiert dank einer speziellen Bewegungserkennung auf Aktionen der Spieler.
Hummel oder Drohne?
Ferngesteuerte Drohnen sollen nach dem Willen der Hersteller künftig auch die Kinderzimmer erobern. Die Modelle werden immer einfacher zu steuern und gleichzeitig kleiner. Nur noch wenige Zentimeter misst der winzigste Quadrokopter, der auf der Messe vorstellt wird. Er kann gerade so den Akku tragen, der ihn für maximal fünf Minuten in der Luft hält – wenn ihn nicht vorher eine Katze erwischt.
Würfeln statt Klicken
Apropos Katzen: Sie sind die Hauptgegner in einem Spiel, das bemerkenswerterweise am selben Stand präsentiert wird. Inspiriert durch Internetvideos, in denen Miezekatzen ferngesteuerte Autos jagen, ist ein neues Gesellschaftsspiel nach klassischer Machart entstanden. Das funktioniert mit Würfeln und Spielfiguren, ganz ohne Elektronik.
Spielekonsolen: Konkurrenz zum klassischen Spielzeug
Spielekonsolen erfreuen sich hierzulande wachsender Beliebtheit. Wie das Statistische Bundesamt anlässlich der Nürnberger Spielwarenmesse mitteilte, besaßen 61 Prozent der rund 6,8 Millionen Haushalte mit minderjährigen Kindern Anfang 2013 mindestens eine Spielekonsole. Fünf Jahre zuvor hatte der Anteil noch bei 44 Prozent gelegen. Im Schnitt stand im vergangenen Jahr demnach in fast jedem dritten deutschen Haushalt eines der Geräte (28 Prozent), 2008 besaßen nur 19 Prozent aller Haushalte eine Konsole.
Retro-Spielzeug gilt als einer der Trends, die auf der 65. Spielwarenmesse auszumachen sind. Bei Schmidt Spiele steht der Brettspiel-Klassiker "Mensch, Ärgere Dich nicht" im Mittelpunkt, der vor 100 Jahren erstmals in Serie ging. Ein kompatibles Stecksystem verhilft längst ausgedienten Duplo-Steinen zu neuem Nutzen, mit denen sich jeder sein eigenes Kugelrollspiel basteln kann. Auf die Spurensuche der Fußballhelden von Bern 1954 begiebt sich Schuco mit einem Modell des Tourbus der Weltmeistermannschaft von vor 60 Jahren.
Doppeljubiläum in Plastik
Nach 55 Jahren erfindet sich die Barbie-Puppe mal wieder neu: Statt Meerjungfrauen- und Feen-Kluft soll die arg schlanke Dame in Zukunft stärker mit der aktuellen Mode gehen. Im angesagten "Streetstyle" soll Barbie mit Lederjacken, Leo-Muster oder Nieten-Applikationen immer neu ausgestattet werden können, ohne zu abgehoben zu wirken. Dafür sorgen Stylistin Danie Bles und der Fashion-Experte Guido Maria Kretschmer. Natürlich ebenfalls am Start in Nürnberg: Geburtstagskind Playmobil. Vor 40 Jahren in Nürnberg vorgestellt, präsentiert der Spielzeughersteller aus Zirndorf drei neu gestaltete Spielwelten: Ritterwelt, Freizeitpark und Luxusvilla.
Rempeln im Display
Baubegeisterte Mädels dürfen endlich mit rosafarbenen Plastikbaggern im Sandkasten spielen. Für die Kleinsten gibt es Holzspielzeug, aus dem sich frustfreie, weil mit Noppen zusammengehaltene Türme bauen lassen. Monopoly-Fans können sich mit bedruckbaren Aufklebern ihr eigenes Spielfeld zusammenstellen. Und auch für die gute alte Modelleisenbahn gibt's was Neues: ein kleines Display anstelle der Türen von Nahverkehrszügen simuliert den Zustieg von Fahrgästen, inklusiver rempelnder Raudis – abgefahren.
Anwärter auf den Toy Award 2014
Eine Halle für die Narren
Auf 170.000 Quadratmetern der Spielwarenmesse präsentieren Hersteller aus 61 Ländern ihre neuseten Produkte. Die meisten der 2.748 Aussteller kommen wie im Jahr zuvor aus China. Die Verantwortlichen erwarten vom 29. Januar bis zum 3. Februar rund 73.000 Fachbesucher. Besonderes Augenmerk wird in diesem Jahr zudem auf Fasching und Fastnacht gelegt. Die Halle 9 gehört komplett den Narren.