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"Haut wie Pelz" Das Debüt von Apsilon tut weh - und ist darum die Ehrenrettung von authentischem Deutschrap

Apsilon aus Berlin-Moabit gilt bereits seit 2021 als eine der spannendsten neuen Stimmen im Rap. Auf seinem Debüt wird er politisch, zeigt sich verletzlich und lässt tief blicken in den Kopf von Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland.

Von: Alba Wilczek

Stand: 08.10.2024 | Archiv

Apsilon | Bild: Four Music/Sony

Das Debüt-Album “Haut wie Pelz” von Rapper Apsilon beginnt mit einem Koffer. So heißt der erste Song. Und der geht so:

"Wenn Deutschland mich wieder ansieht. Und sagt, mein Herz hat kein'n Platz hier.
Wenn die Wolken übers Land zieh'n. Mein Nachbar keine Menschen, sondern nur sein Land liebt. Wenn die Blicke auf uns fall'n, so wie Fäuste aus Metall. Wenn meine Brüder, meine Schwestern fall'n wie tote Blätter. Schwarz-rot-gold'ne Blätter. Wenn wieder die Sonne fehlt, fragen wir uns: 'Soll'n wir geh'n?'"

Apsilon

Wir leben in Zeiten von politischen Unruhen und humanitären Krisen, in Zeiten von Krieg und Konflikten. In Nahost und in der Ukraine. Die Demokratie in Deutschland ist unter Druck, der Sozialstaat wird kaputtgespart und die Politik führt aufgeheizte Debatten über Begrenzung von Migration. In diese Zeit lässt Rapper Apsilon nun sein Debütalbum fallen. Auf die Platte haben wir lange gewartet. Apsilon gilt schon seit Jahren als eine der größten Hoffnungen im Deutschrap. Seine EP “Gast” schlug 2021 in die Szene ein wie ein glänzender Meteorit.

Rap auf Augenhöhe

Mit “Haut wie Pelz” hat uns der Berliner nun erneut eine Platte voller Traurigkeit und Wut vorgelegt. Etwas poppiger vielleicht als die EPs vorher. Aber trotzdem rough - und echter denn je. Die 14 Tracks sind bis obenhin voll mit pochenden Beats und der Komplexität menschlicher Gefühle. Voll mit den feinfühligen Gedanken eines jungen Mannes mit Migrationshintergrund.

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Apsilon - Koffer - (Official Video | Prod. Bazzazian, Arman & Ralph Heidel) | Bild: Apsilon (via YouTube)

Apsilon - Koffer - (Official Video | Prod. Bazzazian, Arman & Ralph Heidel)

“Fick deine Integration, ich fühl mich wohl, wenn ich fehl am Platz bin”, rappt Apsilon im Titeltrack. Hier schwappen immer wieder Wut und Trotz aus den Textzeilen in unser Herz. Aber nicht etwa anklagend oder mit erhobenem Zeigefinger. Die meiste Zeit fühlt es sich eher so an, als würde hier jemand auf Augenhöhe seine Gefühle und seine Perspektive mit uns teilen. Eine migrantische Perspektive, von Menschen, die in Deutschland wenig gesehen werden, aber ganz schön viel einstecken müssen.

Apsilon tritt vor uns als deutscher Rapper aus Berlin, aber auch als Enkel türkischer Gastarbeitender. Seine Großeltern sind vor über 50 Jahren nach Deutschland gekommen und haben hier seitdem viel Ablehnung und Rassismus, aber auch immer wieder Hoffnung erfahren. Der Rapper setzt sich mit dieser Thematik und ganz konkret mit seiner eigenen Familiengeschichte musikalisch auseinander.

Politik, Poesie und ein bisschen Hoffnung

Apsilon lässt tief blicken und reiht sich damit bewusst - oder unbewusst - ein neben Rapper wie Kendrick Lamar oder J. Cole ein. Männliche Rapper, die sich mit der eigenen, teils toxischen Männlichkeit auseinandersetzen. Die sich öffnen und reflektieren. Dabei geht der Blick auch auf die Männer in der eigenen Familie. Apsilon macht das z.B im Song “Baba”.

Wenn man ein Manko an “Haut wie Pelz” suchen müsste, dann vielleicht die Depression, die das Album zeitweise hinterlässt. Definitiv eine Platte, die weh tut. Und doch findet der Berliner eine gute Balance zwischen Politik, Poesie und playable Melodien fürs Radio. Und hier und da sprießt auch positive Hoffnung für die Zukunft durch, wie kleine Blüten durch den roughen Asphalt. Denn am Ende will Apsilon eigentlich nur eines für seine Freunde, seine Familie und seine Community: Frieden am Block. Und Frieden im Kopf.