Toxische Typen in "Die Schlacht der Rohirrim" Warum Angela Merkel dieses Drehbuch gefallen würde
Incels, Faustkämpfe und Toxic Masculinity: Im Herr-der-Ringe-Anime "Die Schlacht der Rohirrim" sind Männer trottelige Gewalttäter und schuld am Krieg. Diese vereinfachte feministische Kritik ist problematisch.
Mit dem Wort "Männer" hat Angela Merkel den Zusammenbruch der Ampel-Koalition kommentiert. Die Annahme: Wären Habeck, Lindner und Scholz weiblich, hätte es mehr Einheit, weniger offene Feldschlacht gegeben. Der neue Herr-der-Ringe-Film "Die Schlacht der Rohirrim" hätte der ehemaligen Bundeskanzlerin vermutlich gefallen.
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Ein Faustkampf bricht einen Krieg vom Zaun
Die Geschichte im neuen Anime-Mittelerde Epos spielt rund 200 Jahre vor den Ereignissen des Ringkriegs. Die Hauptheldin: Hera, die Tochter des legendären Königs von Rohan, Helm Hammerhand.
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DER HERR DER RINGE: DIE SCHLACHT DER ROHIRRIM – Trailer Deutsch German (2024)
Helm Hammerhand, gesprochen von Brian Cox, den viele noch als Medienmogul aus "Succession" kennen, bricht einen Krieg mit den Dunländern, Menschen aus dem Süden, vom Zaun. Weil der Fürst der Dunländer mit einer tollkühnen Idee nach Edoras, die Hauptstadt Rohans gekommen ist. Sein Sohn Wulf soll Hera, die Tochter des Königs heiraten. Aber Hera hat anderes im Sinn. Wulf kennt sie zwar noch aus Kindertagen, aber Gefühle für ihn hat sie keine – und das Leben als Hausfrau gefällt ihr auch nicht. Ihr Vater, der König, ist da aber schon ganz woanders. Er sieht im Heiratsantrag einen Affront. Weshalb er den Fürst der Dunländer zum Faustkampf herausfordert. Aus dem schnell ein blutiger Krieg mit vielen Todesopfern wird.
Männer kennen nur Gewalt
Das große Übel im neuen Herr-der-Ringe-Film heißt dieses Mal nicht "Sauron", sondern Toxic Masculinity. Weil die männlichen Figuren, allesamt Trottel, ihre Probleme nur mit Gewalt zu lösen wissen. Nehmen wir zum Beispiel Helm Hammerhand. Mit seinem albernen Faustkampf trägt er die Hauptschuld für die Eskalation des Konflikts zwischen Rohan und Dunland. Mit nur einem Hieb schlägt der übermenschliche Helm seinen Widersacher nämlich tot. Und alle anderen wissen: Das gibt Krieg.
Eine andere Facette der problematischen Männlichkeit verkörpert der Dunländer Wulf. Er zerbricht an der Zurückweisung Heras, die er doch so liebt. Und wird zum Incel. Zu einem unfreiwillig zölibatären Mann, der in Selbstmitleid versinkt und seinen Anspruch, ein Recht auf Sex zu haben, in Gewalt verwandelt.
Die Schattenseiten des Heldentums
Die große Stärke des neuen Animes: Er offenbart die Schattenseiten von Edelmut und scheinbarem Heldentum – in einer besonders eindrücklichen Szene wird zum Beispiel der Ritt der Rohirrim, die Lieblingsszene vieler männlicher Herr-der-Ringe Fans, konterkariert. Und zwar an einer Stelle, an der man sich gemeinsam mit Hera nur für die Männer und ihre Kriegstreiberei schämen kann. Denen es nur darum geht, keine Schwäche zu zeigen – und die damit Tod und Verderben leichtfertig in Kauf nehmen. Hera ist die einzige, die erkennt, in welches Verderben die Kriegslust ihres Vaters die Menschen von Rohan eigentlich führen wird.
Gleichzeitig ist genau das jedoch auch die große Schwachstelle des neuen Herr-der-Ringe-Films. Männlichkeit mag eine Ursache von Problemen sein, aber es wäre ein Fehler, geopolitische Probleme, wie sie uns hier im Kontinent Mittelerde gezeigt werden, nur auf verletzten Stolz und Testosteron zurückzuführen. Lasst lieber die Frauen ran, sagt "Die Schlacht der Rohirrim", ähnlich wie Angela Merkel. Doch wer so argumentiert, vergisst die vielen Giorgia Melonis, Alice Weidels und Sahra Wagenknechts dieser Welt. Und dass nicht nur Männer Waffen liefern und Bomben werfen können. In jedem Fall dürfte der Film die vielen YouTube-Incels und Hobby-Helm-Hammerhands ordentlich aufregen. Aber eigentlich zeigt uns "Die Schlacht der Rohirrim" nur eine weitere offene Feldschlacht, von denen es in der Realität ohnehin schon genug gibt.
"Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim" läuft ab 12. Dezember in deutschen Kinos.