Zehn Jahre Kunst unter der Kuppel
Die bayerische Antwort auf das "Museum of Modern Art" in New York war von Anfang an ein voller Erfolg - gemessen an den Besucherzahlen. "Die Bude brummt", sagte Florian Hufnagl, Leiter der Design-Abteilung der Pinakothek der Moderne. Das Erfolgsrezept des Kunsttempels, der am 16. September 2002 seine Pforten öffnete, ist sein Konzept. Die Pinakothek der Moderne vereint vier Sammlungen - für moderne Kunst, Design, Architektur und Grafik - unter einem Dach. Zusammen mit der Alten und Neuen Pinakothek ist in der Münchner Maxvorstadt eine attraktive Museumsmeile entstanden. Die Antikensammlungen, das Museum Brandhorst und das Lenbachhaus sind ebenfalls Nachbarn.
Hochkultur und die Niederungen des Systems
Der Erfolg bringt jedoch auch seine Schattenseiten mit sich. Am Sonntag, an dem Bayerns staatliche Kunsttempel seit Königs Zeiten freien Zugang gewährten und seit Stoibers Sparkurs einen Euro verlangen, gibt es bisweilen Ärger: Dann ist der Andrang so groß, dass die empfindliche Alarmanlage gern überreagiert und "begriffs-stutzige" Besucher und berührungsscheue Museumsangestellte sich wechselseitig auf den Geist gehen. Gleichwohl ist nicht nur am Schnäppchensonntag auch der einzige Fahrstuhl oft total überlastet. Und der gleichzeitige Versuch mehrerer Besucher, in einem wenige Fuß breiten Durchgang hinter der Garderobe im Untergeschoss (!) ein Schließfach zu belegen, produziert regelmäßig Loriot-artige Szenen.
Ehrfurcht weicht dem Eiskaffee
Auch vor den Kulissen glänzt längst nicht alles, was Gold wert war: Der teure Terrazzo-Boden altert wegen der vielen Besucher schnell und wirkt jetzt schon staubig grau. Architekt Stephan Braunfels ärgerte sich, dass ausgerechnet beim finalen Feinschliff des Bodens geknausert wurde. Überhaupt: So ehrfürchtig wie in den ersten Tagen sind die Besucher längst nicht mehr - das hat einer der Museumswärter beobachtet. Und sei's, dass sie die Schuhe am Eingang nur noch flüchtig abstreifen und in der kalten Jahreszeit sogar Hut und Mantel anbehalten. Das liegt nicht nur am Gedrängel bei den Garderoben, sondern auch an der beeindruckenden Glasfront, die das Museumscafé optisch in einen riesigen Wintergarten verwandelt - und das Heißgetränk ziemlich schnell in Eiskaffee.
Baumängel am Monument
Viel schlimmer war allerdings die Erkenntnis, dass der monumentale Bau schon nach zehn Jahren einer Sanierung bedarf und 2013 ein halbes Jahr lang geschlossen werden muss.
Marktplatz" für Kunstbegeisterte
Formal schöpft die Pinakothek der Moderne aus dem Vokabular der Moderne: Schlanke Pfeiler, weit ausgreifende Vordächer und eine Vielzahl diagonaler (Durch-)Blickachsen bilden einen Kontrast zu den älteren, eher statisch-repräsentativen Pinakotheken. An nicht wenigen Stellen erinnert der Braunfels-Bau an die Ästhetik der Berliner Regierungsneubauten. Anders als im Spreebogen aber tummelt sich hier statt der Volksvertreter das Volk selbst: die zentrale Rotunde als "Marktplatz" für Kunstbegeisterte.