Zum 65. Mal Glocken läuten die Weihnacht ein
Auch dieses Weihnachten hat der Bayerische Rundfunk eine seiner ältesten Sendungen übertragen: "Glocken läuten die Weihnacht ein" - traditionell seit 65 Jahren.
"Draußen war es dunkel und still. Es war Heiligabend. Ich war ganz aufgeregt: Was bringt mir das Christkind? Ich stand mit meinen Eltern in der Stub'n vor dem Radio. Im Bayerischen Rundfunk lief 'Glocken läuten die Weihnacht ein'. Ein andächtiger Moment, fast magisch. Natürlich wusste ich, wenn die Sendung vorbei ist, gibt's Geschenke," erinnert sich Georg Impler. Heute produziert er die Weihnachtssendung selbst, die ihn schon als Bub fasziniert hat. Impler ist Redakteur des Zwölfuhrläutens beim Bayerischen Rundfunk.
"Ich bin ein tönend Erz ..."
Es war der 24. Dezember 1948, Viertel nach acht, als zum ersten Mal im Bayerischen Rundfunk – damals noch Radio München - Glocken den Heiligen Abend einläuteten. Aus dem Kloster Ettal ertönte die erste Glocke, dann aus Rom, München, auch aus Bethlehem, Speyer, Zürich und vielen weiteren Kirchen. Bedeutungsvolle Kirchen, eingebettet in feierliche, zur Weihnacht passende Texte, vorgetragen von den beiden Sprechern Wolfgang Büttner und August Riehl.
Es muss für die Zuhörer ein bewegendes Erlebnis gewesen sein, drei Jahre nach Kriegsende Kirchenglocken im Radio zu hören. Während der Kriegsjahre waren die meisten verstummt, unzählige zerstört, für die Rüstungsindustrie demontiert oder ruhten auf dem Hamburger Glockenfriedhof.
"Ich habe die Sendung bereits als Kind gehört. Wenn 'Glocken läuten die Weihnacht ein' im Radio läuft, dann ist Weihnachten. Durch den Klang der Glocken kehrt so eine innere Ruhe ein... ein Stück Himmel."
Hörerin Helene Ort, Murnau
Tradition fortgeführt, Konzept überarbeitet
Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich an dem Sendekonzept von damals nur wenig geändert. Glocken erklangen, ein Sprecher erzählte. 2005 übernahm Georg Impler die Sendung. Er ließ die Glocken nicht mehr nur ertönen, er verband Geschichten mit ihnen, spannende Geschichten auch über die Grenzen Bayerns hinaus.
"Wenn man einen thematischen Bogen spannt, lässt sich viel mehr transportieren. Mein erstes Weihnachtsläuten 2005 war 60 Jahre nach Kriegsende und so ließ ich in der Sendung berühmte deutsche Geläute erklingen, die zur ersten Friedensweihnacht stumm bleiben mussten: beispielsweise die Frauenkirche in Dresden, den Kiliansdom in Würzburg, auch St. Margaret in München-Sendling. Ich habe erzählt, wie es diesen Glocken im Krieg ergangen ist." Im Jahr darauf war Mozartjahr. Impler ließ in der Sendung alle Glocken ertönen, die Mozart auf seinen Reisen am Heiligabend gehört haben muss und die noch genauso klingen wie damals. 2009 – 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer – waren es die großen Dome der ehemaligen DDR. In diesem Jahr sind es die mächtigsten Glocken der höchsten Türme, die am Heiligabend um 19 Uhr auf Bayern 1 erklingen, wie beispielsweise aus Landshut, Köln, Ulm und Wien. Und für nächstes Jahr begibt sich Georg Impler auf die Spuren der Romanik.
RAI überträgt Sendung
Bereits zum zweiten Mal überträgt auch RAI Bozen die Sendung "Glocken läuten die Weihnacht ein". Der Kontakt zu RAI ist im Zuge einer Glockenrecherche Implers entstanden. Die Kollegen waren von der Sendung derart angetan, dass sie diese in ihr Heiligabend-Programm aufgenommen haben.
Bis heute hat die Sendung für viele Zuhörer ihre Faszination nicht verloren. "Glocken sind ein akustisches Phänomen – sie sind magisch, rühren an, lassen innehalten. Ganz besonders natürlich an Weihnachten", bringt es Georg Impler auf den Punkt. "Und das versuche ich in meiner Weihnachtssendung auch zu vermitteln."