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Das Roland-Ritter-Biwak in den Lechtaler Alpen Klassische Biwakschachtel auf dem Augsburger Höhenweg

Wer eine Tour von 8 bis 10 Stunden Dauer vor Augen hat, noch dazu in gefährlichem hochalpinem Gelände, den kann es durchaus beruhigen, zu wissen, dass es auf halbem Weg eine Biwakschachtel gibt. Auf dem Augsburger Höhenweg, der von der Ansbacher Hütte zur Augsburger Hütte oder umgekehrt führt, steht mittendrin in der Parseierscharte das Roland-Ritter Biwak.

Von: Georg Bayerle

Stand: 25.08.2022 | Archiv

Das Roland-Ritter-Biwak bietet Schutz | Bild: Markus Gretschmann

Vom Winterjöchl nahe der Ansbacher Hütte muss sich, wer nach Osten blickt, erst einmal orientieren in den wild über- und durcheinandergestellten schroffen Spitzen und Bergflanken mit abweisenden Namen wie Stierlochkopf, Schwarzlochkopf oder Eisenspitze. Im Nirgendwo dieser Felswüste zwischen Griesmuttekopf und Dawinkopf liegt das Biwak in 2606 Meter Höhe als alpine Notunterkunft für alle, die auf der Tour über den Augsburger Höhenweg in Schwierigkeiten geraten. Der Höhenweg führt durch ein geologisches Sammelsurium von grauem Kalk, rotem Hornstein und beigegrünen Mergel - immer steil, immer brüchig, ein Höhenweg für konditionsstarke und erfahrene Bergsteigerinnen und Bergsteiger. Die Tour ist „lang, ausgesetzt und man muss im wahrsten Wortsinn trittsicher sein“, sagt Markus Gretschmann, der Wegewart von der Sektion Augsburg.

Aufstieg im Bereich des Parseier

Aus gutem Grund hat die Sektion Augsburg schon 1908 die erste kleine Holzhütte auf halbem Weg installiert, denn bei einem Unwetter gibt es an dieser Stelle weder ein Vor noch ein Zurück, egal aus welcher Richtung man kommt. Durch die schroffe Nordflanke der Eisenspitze pfeifen schon bei guten Bedingungen immer wieder Steine, der festgebackene, grieselige Schutt und Schneereste machen die steile Querung immer zu einer beeindruckenden Unternehmung.

Hingeduckt in die Felsen der Parseierscharte bietet das nach einem früheren, besonders verdienten Sektionsmitglied benannte „Roland-Ritter-Biwak“ spartanischen Schutz. Deshalb sollte die Notunterkunft, die nur mit zwei Stockbetten und Decken ausgestattet ist, auf keinen Fall geplant benutzt werden, schon gar nicht am Wochenende, zumal es später im Sommer auch nirgends Wasser in der Umgebung gibt.

Blick von der Biwakschachtel nach Osten zum Darwinkopf

Regelmäßig bei der Sektion Augsburg eintreffende Rückmeldungen zeugen davon, wie segensreich diese unscheinbare Biwakschachtel ist: Ein Bergsteiger hat anstelle der üblichen 5 Euro gleich 70 Euro überwiesen, weil er so dankbar war, dass er im Roland-Ritter-Biwak Unterschlupf finden konnte.

Markus Gretschmann schaut jedes Jahr nach dem Rechten. Das Roland-Ritter-Biwak wirkt wie eine kleine Rettungskapsel in der wüsten Hochgebirgslandschaft, in der Wind und Wetter jeden Winter ganze Wegstücke aus dem Gelände fegen. So wurde auch die Biwakschachtel schon mehrmals ersetzt und bietet seit über 100 Jahren eine Notunterkunft auf dieser wilden Königsetappe durch die Lechtaler Alpen.

Video aus "Bergauf-Bergab"

Der Augsburger Höhenweg: Eine alpinistische Herausforderung


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