Bücher Buchtipps rund ums Wandern
Wer das Wandern und das Lesen liebt, für den hat Buchhändlerin Sabine Abel vier passende Buchempfehlungen: Ein Engländer, der mit seiner jungen Eselin zu Fuß von Pakistan in seine Heimat reist. Eine Autorin, die ganz alleine weite Strecken wandert. Ein Spaziergänger, der am liebsten in absoluter Dunkelheit unterwegs ist. Und ein Buch, das sich mit spektakulären Berggipfeln beschäftigt. Wenn das kein literarischer Anreiz ist, sich selbst die Wanderstiefel anzuziehen und in die wunderschöne bayerische Landschaft aufzumachen.
Brian Sewell: Pawlowa
Mr B, ein fünfzigjähriger Engländer und Experte für alte Geschichte, befindet sich für Filmaufnahmen in Pakistan. Im dichten Berufsverkehr von Peschawar sieht er eine kleine, noch ganz junge Eselin. Sie ist viel zu schwer bepackt, ihre dürren Beine zittern vom Gewicht und offensichtlich ist sie verletzt. Ohne zu überlegen springt er aus dem Auto, wild entschlossen, die Eselin zu retten. Er beschließt, entgegen allen Ratschlägen, das erst wenige Monate alte Tier mit nach Hause zu nehmen.
Klar ist, er kann Pawlowa, so nennt er seine Eselin, nicht im Flugzeug transportieren. Also begibt er sich mit ihr zu Fuß auf den Weg von Pakistan nach London. Auf diesem wilden Trip von Pakistan durch Afghanistan, Iran, die Türkei und noch viele weitere Länder, trifft Mr B allerhand kuriose Menschen. Manche davon sind sehr hilfsbereit, von anderen wird er belächelt, wieder andere wollen dem anscheinend so naiven Engländer an seine Reisekasse. In Serbien zum Beispiel ist er seit Stunden unterwegs nach Belgrad, kein Lastwagen oder irgendeine andere Transportmöglichkeit in Sicht. Da hält plötzlich ein Rolls-Royce. Hector, der Fahrer des Wagens ist auf dem Rückweg von Athen, wo er teure Handschriften für sein Antiquariat eingekauft hat. Kurzerhand wird Pawlowa auf die Rückbank geladen und die drei übernachten diese Nacht in einem feinen Belgrader Hotel.
Sabine Abel: "Pawlowa ist ein wunderschön geschriebener, fast schon philosophischer Roman über Tierliebe, Freundschaft, Mitmenschlichkeit, Toleranz und nicht zuletzt vom Mut, ungewöhnliche Dinge einfach zu machen. Gleichzeitig ist das Buch ein großartiger Reisebericht, mit dem wir beim Lesen tolle Eindrücke von den Ländern bekommen, die Mr B mit Pawlowa bereist."
Christine Thürmer: Weite Wege Wandern
Christine Thürmer ist gebürtige Forchheimerin und startete nach ihrem Studium eine steile Karriere als Managerin. Nach einer unfreiwilligen Unterbrechung ihrer beruflichen Laufbahn hängte sie den Job als Managerin 2007 an den Nagel und machte sich von da an zu Fuß auf den Weg. Aus Wochentouren wurden Wanderungen über mehrere Monate. Irgendwann entschloss sich die Autorin, ihre Wohnung zu kündigen und nur so viel zu besitzen, wie sie bei sich tragen kann. Seit dieser Zeit legte Christine Thürmer mehr als 45.000 km in über 37 Ländern zu Fuß zurück.
In diesem Buch beschreibt sie, wie in ihr der Entschluss, in Deutschland alle Zelte abzubrechen, gereift ist und was es ihr gibt, derart weite Strecken zu wandern. Dabei geht es um die Zeit mit sich allein, die Zeit zum Nachdenken, die Menschen, denen sie begegnet und auch um das Gefühl, das sie für sich und ihren Körper entwickelt hat.
Neben diesen eher nach innen gerichteten Kapiteln bekommen die Leserinnen und Leser aber auch sehr viele praktische Tipps zur Ausrüstung, Wegeplanung und Auswahl der Touren im Allgemeinen. Was passiert Tag für Tag beim Fernwandern, wie gestaltet sich der Tagesablauf? Was muss mit, was kann lieber zu Hause bleiben? All diese Fragen werden ausführlich beantwortet.
Sabine Abel: "Dieses Buch richtet sich, als Ratgeber gelesen, zwar wirklich an die Freunde von Weitwanderwegen, und hier sprechen wir von Trails, die mehrere 1000 Kilometer umfassen können. Trotzdem finde ich dieses Buch mit seinen vielen Fotos im Mittelteil großartig und informativ. Sehr persönlich und sehr ehrlich gewährt Christine Thürmer uns Einblicke in ihre Erlebnisse - von den fast rauschhaft glücklichen bis hin zu den albtraumhaften. Sie beschönigt nichts und erzählt uns genauso von den Tagen im strömenden Regen, dem Hunger und der miserablen Laune, die auch zum Fernwandern gehören. 'Gipfelglück' bekommt bei Christine Thürmer noch einmal eine ganz andere Bedeutung."
John Lewis-Stempel: Wandern bei Nacht
Der britische Autor John Lewis-Stempel ist ein begeisterter Spaziergänger. Schon seit vielen Jahren, wie wir gleich in der Einleitung seines Buches erfahren, ist er am liebsten in der Nacht, bei absoluter Dunkelheit unterwegs. Die besondere Stimmung und die ganz besondere Atmosphäre in der Nacht sind dem Autor schon in sehr jungen Jahren aufgefallen, als er sich des Öfteren spät in der Nacht vom Pub im Nachbarort auf den Heimweg in das kleine Dorf seiner Kindheit und Jugend machen musste.
In vier Wanderungen - im Winter, Frühling, Sommer und Herbst - nimmt uns John Lewis-Stempel, der neben seiner Tätigkeit als Buchautor auch eine eigene Farm bewirtschaftet, mit auf seine Spazierwege. Gemeinsam mit ihm entdecken wir die nächtliche Tier- und Pflanzenwelt. Wir erfahren, wie anders die Nacht riecht und welche Geräusche zu hören sind. Angst müssen wir nicht haben. Die Tiere, die nachts unterwegs sind, rechnen schließlich nicht mit den Menschen. Eigentlich gehören die Stunden der Dunkelheit ihnen. Hasen boxen auf den Wiesen, Fledermäuse fliegen uns trunken vom Fliedergeruch ganz nah um die Ohren, Füchse beobachten uns still, und beinahe könnte man glauben, dass uns manche nachtaktiven Waldbewohner freundlich zunicken.
Ganz nebenbei erfahren wir, dass es in Europa sogenannte Lichtschutzgebiete Europa gibt. Das sind Regionen fernab vom künstlichen Licht der Städte, in denen der Wach-Schlaf-Rhythmus der Tiere und Pflanzen nicht gestört wird und in denen Spaziergänger einen wunderbaren Blick in den Sternenhimmel erhaschen können.
Sabine Abel: "Ich hätte nie gedacht, dass Naturbeschreibungen so spannend und unterhaltsam sein können. John Lewis-Stempel ist ein Meister des ‚Nature Writing'. Sein Buch macht Lust, sich sofort bei Einbruch der Dunkelheit auf den Weg zu machen. Unabhängig vom Wetter oder der Jahreszeit."
Nicola Balossi Restelli: Spektakuläre Berggipfel
In diesem Buch sind die berühmtesten Berggipfel der Welt die Hauptfiguren. Darunter der Gipfel des Mount Everest oder der Fujiyama, der Nanga Parbat, der Ararat oder auch der Half Dome in Kalifornien. Sie sind so berühmt, weil es spektakuläre Erstbesteigungen gab, oder, weil um sie herum große politische und historische Ereignisse und Entscheidungen getroffen wurden. Nicht zuletzt sind viele von diesen Berggipfeln Symbole und Orte tiefer Spiritualität.
Unterlegt mit wunderschönen Fotografien, bietet der Band zunächst allgemeine Informationen zu dem jeweiligen Berggipfel. So erfahren wir zum Beispiel, dass das Wahrzeichen der Schweiz, das Matterhorn, 4478 Meter über Meereshöhe liegt und der nächstgelegene Ort Zermatt ist. Danach geht es weiter mit der Geschichte des Matterhorns, der Erstbesteigung im Jahr 1865 und weiteren spektakulären Besteigungen, zum Beispiel der von Walter Bonatti, der genau 100 Jahre später allein und im Winter die Nordwand erklimmt. Es geht natürlich auch um die touristische Nutzung und die weniger schönen Dinge, die tausende von Urlaubern jedes Jahr mit sich bringen.
Wie hier beim Berg der Berge in der Schweiz verfährt der Autor auch bei den weiteren 23 beschriebenen Berggipfeln.
Sabine Abel: "Dieses Buch ist perfekt für alle, die ein Faible für Berge haben. Es bietet viele Informationen und Geschichten zu den jeweiligen Gipfeln. Auch die spirituelle Seite der weltberühmten Berge und ihre Bedeutung für die einheimische Bevölkerung kommen bei der Beschreibung nicht zu kurz. Das I-Tüpfelchen sind dann noch die wunderschönen Fotografien. Am besten legen Sie sich dieses Buch zu Hause ins Wohnzimmer, damit Sie in einer ruhigen Minute sofort das Blättern anfangen können."