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Bücher Die schönsten Buchgeschenke für Erwachsene

Bücher eignen sich hervorragend als Weihnachtsgeschenke. Buchhändlerin Sabine Abel hat vier Lesetipps für Sie rausgesucht, die sie besonders empfehlen kann. Da ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei.

Stand: 09.12.2024

Weihnachtliches Schaufenster von einem Buchladen | Bild: BR/Sabine Abel

Alina Bronsky: Pi mal Daumen

Oscar ist knapp 17 Jahre alt und hat eine ausgeprägte Begabung für Mathematik. Seine sehr wohlhabenden Eltern haben deswegen alles unternommen, damit ihr Sohn schon in diesem Alter mit seinem Mathematikstudium beginnen kann. Sie haben Oscar auch eine Wohnung ganz in der Nähe der Uni besorgt, wo eine Hausmeisterin sich um ihn kümmert. Unterstützung braucht Oscar nämlich dringend. Mit Menschen allgemein will er nichts zu tun haben, empfindet Ekel, wenn er ihnen zu nahe kommt. Oscar scheint autistische Züge zu haben.
Dann ist da auch noch Moni. Sie ist Anfang 50, dreifache Großmutter und Mutter einer dauerhaft überforderten Tochter. Moni kümmert sich um alles und jeden. Ihren unberechenbaren Mann, die Tochter und natürlich die Enkelkinder. Abends tritt sie dann ihre Nachtschicht am Empfang eines Hotels an.
Und sie hat etwas mit Oskar gemeinsam: ihre Liebe zur Mathematik.
Als die beiden sich im Hörsaal bei einer Erstsemesterveranstaltung das erste Mal treffen, hält Oscar Moni, die sich mit einem rotzenden Kleinkind auf der Hüfte und zwei blauen IKEA-Säcken voller Einkäufe neben ihn plumpsen lässt, für eine Kantinenfrau. Umso größer ist seine Verwirrung, als Moni anfängt, sich Notizen zu machen. Völlig außer sich gerät Oscar aber, als er feststellen muss, dass Moni offensichtlich sein großes Idol, Professor Johanson, persönlich kennt. Wie und woher, verrät sie ihm nicht. Moni gibt an sich nicht viel von sich preis. Was hat es mit dieser Frau auf sich? Nicht nur Oscar will hinter Monis Geheimnisse kommen.

"Dieser Roman ist so liebevoll und witzig erzählt, dass ich von Seite eins an nicht mehr aus dem Schmunzeln herausgekommen bin. Immer wieder musste ich während des Lesens sogar laut auflachen. Trotz der humorigen Seite legt Alina Bronsky spannende Fährten in die Vergangenheit von Moni und wirft Fragen auf, die dazu führen, dass man das Buch am liebsten komplett in einem Rutsch lesen will. Perfekt also als Geschenk für alle, die sich die Feiertage mit einem lustigen, humorvollen und spannenden Buch versüßen wollen - nicht umsonst wurde es zum Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels 2024 gekürt."

Sabine Abel

Joachim Meyerhoff: Man kann auch in die Höhe fallen

Auch in seinem sechsten Roman erzählt uns der bekannte Schauspieler und Autor Joachim Meyerhoff wieder aus seinem Leben. Nachdem wir in seinem letzten Roman miterlebt haben, wie Meyerhoff ganz plötzlich und unerwartet einen Schlaganfall erleidet und wie er danach wieder halbwegs in sein altes Leben zurückgefunden hat, erfahren wir in diesem Buch, dass auch einige Jahre nach seinem Schlaganfall noch lange nicht alles wieder in Ordnung ist.
Joachim Meyerhoff verlässt seine neue Heimat Berlin und zieht zurück zu seiner Mutter in deren Haus an der Ostsee. Berlin wurde nie zu einer Heimat für den Schauspieler, gesundheitlich ist er noch lange nicht wieder fit und außerdem plagt ihn eine Schreibblockade.
In einem recht desolaten Zustand kommt er also am Bahnhof in der Nähe seines Heimatortes an, wo seine Mutter schon auf ihn wartet, in der Hand einen Döner haltend. Den verspeist sie bei der Rückfahrt - mit nur einer Hand am Steuer und viel zu hoher Geschwindigkeit. Dass dem Sohn von dem Dönergeruch und ihrer Fahrweise sehr übel wird, ignoriert sie einfach.
Kleine Anekdoten wie diese bestimmen den warmherzigen und lustigen, aber auch sehr nachdenklichen Roman.
Gelingt es Joachim Meyerhoff, seine Schreibblockade zu überwinden? Wird er es schaffen, einen neuen Roman zu schreiben? Das Ergebnis halten wir beim Lesen in der Hand. Wir Leser sind also bei der Entstehung des Buches dabei. Deswegen gibt es auch keine stringente Handlung, vielmehr lesen wir eine Aneinanderreihung von Erinnerungen und Episoden. Es sind Erinnerungen an seine Kindheit, seine Schauspielkarriere, sein Leben in Wien und Berlin. Und immer hat Joachim Meyerhoff dabei einen selbstkritischen Blick auf die Ereignisse in seinem Leben.

"Ich mochte alle bisherigen Romane von Joachim Meyerhoff. Dieser hat mir aber ganz besonders gut gefallen, weil neben den gewohnt schrägen, witzig-skurrilen Geschichten und Erinnerungen ein wunderbarer Roman über seine Mutter entstanden ist. Leichtfüßig, melancholisch und voller Ironie schreibt Joachim Meyerhoff über sein Leben und das seiner Mutter. Dabei wird auch immer wieder deutlich, dass ihr Mutter-Sohn-Verhältnis nicht immer unbeschwert war und ist. Trotzdem steckt sehr viel Liebe und Zuneigung in diesem Buch."

Sabine Abel

Danya Kufafka: Notizen zu einer Hinrichtung

Danya Kufafka: Notizen zu einer Hinrichtung | Bild: Aufbau Verlag

Anselm Packer ist ein Psychopath ohne echte Gefühle, ein Serienmörder. Er hat mehrere Frauen getötet. Jetzt sitzt er im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. Zu Beginn des Romans sind es noch exakt zwölf Stunden. Er selbst hält sich für hochintelligent und allen überlegen. Er manipuliert seine Mitmenschen, hat einzig und allein Interesse an ihnen, wenn sie ihm von Nutzen sein könnten. Schon immer wusste er um seine besondere Wirkung auf Frauen, schon immer hat er mit ihr gespielt und Frauen für seine Zwecke ausgenutzt. Er sieht durchschnittlich aus und führte, bis auf eine traumatische Kindheit und die Tatsache, dass er mehrere Frauen brutal ermordet hat, ein durchschnittliches Leben.
Während der Countdown für Anselm Packer läuft, erfahren wir seine Lebensgeschichte aus der Perspektive dreier Frauen: seine Mutter Lavender, die Polizistin Saffy, die Packer schon als Kind gekannt hat sowie Hazel, die Zwillingsschwester seiner getöteten Ehefrau. Immer wieder werden die Erzählungen und Erinnerungen der drei Frauen durch Episoden unterbrochen, die aus der Perspektive des Mörders erzählt werden. Auch noch wenige Stunden vor seinem Tod heckt er Fluchtpläne aus, rechnet fest damit, dass er eine Justizbeamtin so weit bringt, ihm bei der Flucht zu helfen. Außerdem sorgt er sich um seinen Text, den er während der Haft verfasst hat. In ihm legt er seine Sicht auf Gut und Böse dar und rechtfertigt auf gewisse Weise seine Taten.

"'Notizen zu einer Hinrichtung' ist kein klassischer Krimi. Von Anfang an weiß man, was geschehen ist und wer der Mörder ist. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch unglaublich spannend und ein ideales Geschenk für Krimifans. Es ist ein ungewöhnliches und aufwühlendes Buch, das noch lange nachwirkt. Danya Kukafka wirft viele Fragen auf. Zum Thema Todesstrafe, zum Thema Gewalt gegen Frauen und letztlich auch zum Thema, ob Menschen schon böse geboren werden und welchen Einfluss die Gesellschaft auf die Entwicklung der Menschen hat."

Sabine Abel

Maud Ventura: Mein Mann

Die Geschichte der französischen Autorin Maud Ventura stellt eine Ich-Erzählerin in den Mittelpunkt, die ein wirklich glückliches Leben führt. Sie ist Englischlehrerin am Gymnasium und Übersetzerin. Sie lebt in einem schönen Haus mit ihrem erfolgreichen und sehr attraktiven Mann und hat mit ihm zwei Kinder. Das Allerwichtigste ist aber, dass sie noch immer so verliebt in ihren Mann ist, wie am ersten Tag. Alles könnte so schön sein.
Trotzdem ist sie nicht zufrieden. Irgendwie ist ihr langweilig. Was soll noch kommen? Nach Traummann, Traumhaus, Traumjob und lieben Kindern? Wie könnte irgendjemand das alles noch toppen? Wie soll ihr Mann die Leere füllen, die sie täglich stärker empfindet?
Was wäre, wenn ihr Mann sie doch nicht so sehr liebt? Was, wenn alles nur Einbildung ist?
Also macht sie es sich zur Aufgabe, Gefahr in ihr wohlgeordnetes Leben zu bringen. Sie setzt ihr Glück aufs Spiel. Sie provoziert ihren Mann, behandelt ihn schlecht, hat Affären mit anderen Männern, riskiert, erwischt zu werden.
Wir begleiten die Ich-Erzählerin von Montag bis Sonntag eine Woche durch ihren Alltag. Jeder Wochentag ist jeweils ein Kapitel. Und täglich spitzt sich die Lage zu. Die Fantasie der Hauptfigur kennt bald keine Grenzen mehr. Schnell geht es ums Ganze.

"Dieses Buch ist ein spannender, verrückter Beziehungsroman. Wir wollen einfach wissen, ob unsere Hauptfigur in ihr Verderben rennt, oder ob die fast unvermeidlich scheinende Katastrophe doch noch abgewendet wird. Aber von wem? Sind ihre Vorstellungen wirklich so verrückt, wie sie uns anfangs erscheinen? Übrigens rennt die Hauptfigur auf äußerst vergnügliche Art in ihr Verderben. Ich musste ziemlich viel schmunzeln. Ein perfektes Buch für alle Leseratten mit Hang zu skurrilen Figuren und schrägen Geschichten. Nicht nur für Leserinnen ein absolutes Lesevergnügen."

Sabine Abel


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