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Psychologie Tipps zum Umgang mit Depressionen

Depressionen gehören immer noch zu den Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Wer sie hat, tut sich meist schwer, darüber zu reden. Dabei zählen sie zu den Volkskrankheiten in Deutschland. Nicht nur für Betroffene, sondern auch für deren Angehörige stellt eine Depression meist eine schwere Belastung dar. Frauen erkranken etwa doppelt so oft daran wie Männer. Familientherapeutin Birgit Salewski klärt über mögliche Risikofaktoren auf, gibt Tipps zum richtigen Umgang und nennt Anlaufstellen für Betroffene und deren Angehörige.

Stand: 13.03.2023

Depressionen gehören zu den häufigsten und am meisten unterschätzten Erkrankungen. Jeder fünfte Bürger erkrankt ein Mal im Leben an einer Depression. | Bild: BR/Julia Müller

Wie kann man erkennen, dass man unter einer Depression leidet? Welche Symptome können auftreten?

Birgit Salewski: "Viele Betroffene berichten erstmal von Freudlosigkeit und Müdigkeit. Als würden ihre Batterien nicht mehr voll aufgeladen werden und sie verlieren auf einmal die Freude an Dingen, die ihnen sonst immer Spaß gemacht haben. Viele berichten von Schlafstörungen und dem Früherwachen, sowie Veränderungen im Appetit. Dann gibt es körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Druck auf der Brust, im Hals oder Bauch, Verspannungen, Libidoverlust und Konzentrationsschwierigkeiten.
Oft wird auch die Vernachlässigung des äußeren Erscheinungsbildes oder eine Verlangsamung in der Mimik und Motorik beschrieben.
Die Hauptsymptome sind dabei immer die gedrückte Stimmung, der Interessensverlust, die Freudlosigkeit sowie der Antriebsmangel und eine erhöhte Ermüdbarkeit."

Was sind häufige Ursachen für eine Depression?

Birgit Salewski: "Depression ist eine der Volkskrankheiten. Sie beeinträchtigt den Alltag der Betroffenen und ihrer Angehörigen deutlich bis stark. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Die Hälfte aller Betroffenen erkrankt das erste Mal vor dem 31. Lebensjahr. Depressionen verlaufen oft episodisch, das heißt, die Beschwerden kommen möglicherweise immer wieder.
Einfach gesagt geht man von einer Wechselwirkung aus biologischen und psychischen Faktoren aus. Oft führen auch aktuelle Auslöser in der Lebensgeschichte zu einer Depression.

Mögliche Risikofaktoren für eine Depression sind zum Beispiel:

  • soziale Isolation und Vereinsamung, mangelnde Unterstützung
  • Depressionen bei nahen Verwandten (vor allem ersten Grades)
  • Erleben von Traumata und Katastrophen
  • niedriger sozioökonomischer Status (niedrige Schulbildung, Armut etc.)
  • belastende Lebensereignisse (beispielsweise Konflikte, Trennung, Todesfall, schwere Diagnosen, berufliche Krisen)
  • chronischer Stress und Überforderung
  • hormonelle Umstellungen
  • Lebensstil (beispielsweise ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen, Substanzmittel)"

Wie kann eine Depression behandelt werden?

Birgit Salewski: "Der Weg sollte immer zum Arzt führen, damit eine umfassende Untersuchung und Diagnostik gemacht werden kann. Manchmal gibt es auch körperliche Ursachen. Je nach Schwere der Depression reichen die Maßnahmen von Psychotherapie und begleitender Familientherapie bis hin zur Gabe von Medikamenten und zu Klinikaufenthalten.
Oft erfolgen durch die Therapie dann auch Veränderungen im Lebensstil und in den Lebensgewohnheiten, die dazu beitragen, die Symptome abzumildern. Viele Betroffene profitieren auch von Selbsthilfegruppen."

Wie können Angehörige und Freunde am besten mit dieser Situation umgehen?

Birgit Salewski: "Mein Tipp für Angehörige oder Freunde ist, dass sie Veränderungen behutsam, aber deutlich ansprechen sollten. Sagen Sie beispielsweise: 'Ich mache mir Sorgen um dich und möchte dich gerne unterstützen.' Bieten Sie Gespräche, Unternehmungen und Hilfe an. Viele Betroffene sind einsam, überfordert und müssen Veränderungen oder Krisen bewältigen. Hier kann aufrichtiges Interesse, zwischenmenschliche Wärme, Unterstützung und letztlich konkrete Hilfe das Richtige sein. Auch mit anderen Freunden, Bekannten oder Angehörigen zu sprechen, wenn man sich um jemanden sorgt und dann gemeinsam zu helfen, ist wichtig.
Depressionen und psychische Erkrankungen allgemein gehören leider noch zu den Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Von daher ist es gut, das Thema anzusprechen, aber nicht zu verurteilen oder Vorwürfe zu machen. Betroffene brauchen Hilfe und keine Verurteilung."

Was sollten Betroffene am besten tun?

Birgit Salewski: "Wenn Sie selbst betroffen sind, seien Sie gegenüber Ihren nahen Angehörigen und Vertrauensmenschen offen und brechen Sie das Schweigen. Keiner wird Sie für diesen Schritt verurteilen, im Gegenteil. Fragen Sie aktiv nach Hilfe, auch per Telefon, Emailberatung oder bei den Krisendiensten. Es gibt diese Hilfsangebote, weil Menschen mit professioneller, ärztlicher Ausbildung Ihnen helfen können und wollen."

Wo können sich Betroffene oder deren Angehörige Hilfe holen?

Birgit Salewski: "Die erste Anlaufstelle kann die Hausärztin oder der Hausarzt sein, oder Sie wenden sich an Beratungsstellen vor Ort, die Sie dann weitervermitteln. Außerdem können Sie die Ambulanzen der psychiatrischen Kliniken oder die Telefonhotlines und Krisendienste beraten:

Viel Erfolg mit den Tipps wünschen Birgit Salewski und "Wir in Bayern"!


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