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Gartentipp Das Gärtner- und Häckermuseum in Bamberg

Möchten Sie das Gärtnerdasein in der Zeit um 1900 kennenlernen? Dann sollten Sie das Gärtner- und Häckermuseum in Bamberg besuchen. Es galt lange als Geheimtipp und zeigt anschaulich das Leben und Arbeiten einer Gärtnerfamilie, verschiedene Gemüse- und Kräuterarten, Arbeitsgeräte und historische Bräuche. Gartenexperte Andreas Modery war für Sie dort und hätte am liebsten den ganzen Tag in diesem Garten verbracht. Hier sind seine Eindrücke.

Stand: 27.06.2024

Der Hausgarten des Gärtner- und Häckermuseums in Bamberg | Bild: BR / Andreas Modery

Die gute alte Zeit! Wie hat sie tatsächlich ausgeschaut, gerade bei der "Grünen Zunft"? In der Vergangenheit gingen das Saatgut vieler lokaler Pflanzen und das Wissen um deren Anbau verloren. Um diesem Aussterben entgegenzuwirken und das "grüne Erbe" zu bewahren, haben die Bamberger Gärtner einen Verein gegründet. Dazu gehört auch die Weitergabe des Wissens um den Anbau und die Pflege dieses immateriellen Erbes. Der Verein möchte eine bunte Vielfalt der Gemüsearten erfahrbar machen. Daher werden mehrere samenfeste Sorten einer Pflanzenart im Vergleich angepflanzt und erläutert.

"Keine Landschaft in Deutschland erzeugt mehr größere Zwiebeln, keine größeren Rüben und Kohlköpfe. Die Süßwurzel wird im Bamberger Land in solchen Mengen ausgegraben, dass man hochgetürmte Wagen damit beladen sieht."

Frankenchronist Johannes Boemus im Jahr 1520

Das können Sie hier entdecken:

  • Die Lebens-, Wohn- und Arbeitsstätte einer Bamberger Gärtnerfamilie
  • Historische Gartenwerkzeuge und -wagen
  • Einführung in den Gemüseanbau, zum Beispiel Kaltkasten oder weitwürfige Aussaat
  • Gemüse-, Obst- und Weinanbau
  • Bamberger Gemüse und Obst
  • Samenfestes Saatgut
  • Spezielle Gemüse-Mischkultur (Milpa) und Folgekulturen
  • Gemüsegarten mitten in der Stadt

Museumsgebäude mit Hof

Das jetzige Museumsgebäude wurde 1767 als Gärtnerhaus errichtet. Der Hof hinter dem Gärtnerhaus zeigt nicht nur die Mistgrube mit dem üblichen "Häusla", sondern auch die Remise mit zwei für die Arbeit auf den "Marktfeldern" (Gemüsefelder am Stadtrand) gerüsteten Wagen: den Brückenwagen, der mit Pflug und Korb für die Pflege ausgestattet ist, und den Leiterwagen mit dem "Schdruudsfass" (Jauchefass) für die Düngung. Der geteilte Brunnen ist eine Besonderheit, steht er doch mit seinem halben Kranz für die Verdichtung der Gärtnerbetriebe in der frühen Neuzeit.

Vom Hof aus geht es direkt in den langen, schmalen Hausgarten. Die Durchfahrt teilte das Haus ursprünglich in den ungeheizten Wirtschaftsbereich und den beheizbaren Wohnbereich, der eine Stube mit Sofa, Stühlen und Tisch umfasst, einen Kachelofen und ein Schlafzimmer, außerdem eine Küche mit Hacktisch, Sitzbank und Herd.

Gemüse- und Kräutergarten

Der vordere Teil des Gartens ist den Gemüse- und Kräutergärtnern gewidmet und zeigt die Vielfalt der historisch und aktuell angebauten Kulturpflanzen. Schattige und sonnige Bänke laden ein zum geruhsamen Blick über den Garten und den "Hofstatt" genannten Teil der Bamberger Gärtnerstadt bis hin zum spargelförmigen Turm der Pfarrkirche St. Otto.

In diesem Hausgarten werden beispielhaft Kulturformen mit Jungpflanzenanzucht gezeigt, zum Beispiel ein Kaltkasten oder ein Gemüse-"Marktfeld" mit den reifenden Gemüsesorten. Mit ausgeklügelten Mischkulturen - zum Beispiel Mais, Stangenbohnen und Kürbis in einem "Milpa-Beet" - und Folgekulturen nutzten die Bamberger Freilandgärtner jeden Fleck des besonnten Garten- und Feldbodens. Wichtig war eine Mauer, die als Windschutz diente.

Alle Gemüse, Kräuter und Obstbäume sind genauestens beschildert mit deutschen, botanischen und fränkischen Namen. Im Mittelpunkt steht im Jahr 2024 die Rote Bete.

Gartentipp: Rote Bete

Bis in den Juli hinein können Sie Rote Bete beziehungsweise Rote Rübe im Beet aussäen. Die Superknolle braucht Sonne, um sich prächtig zu entwickeln und einen guten Geschmack auszubilden. Das Betanin, oder auch Betenrot, beschert der "Roten" ihre Farbe, deshalb wird ihr Saft auch zur Färbung von Lebensmitteln verwendet.   

  • Zunächst den Boden gut vorbereiten und tiefgründig lockern.
  • Lehmboden mit Humus oder Kompostgaben und eventuell etwas Sand auflockern. Wer Sandboden hat, sollte ihn entsprechend mit Humus aufbessern.
  • Die Bete in Reihen mit einem Abstand von 25 bis 35 Zentimetern säen. Zwischen den Samen sollten fünf bis zehn Zentimeter Platz sein.
  • Nicht in die Nachbarschaft zu Spinat oder Mangold ausbringen.

Häckergarten

Die hintere Gartenhälfte auf dem Weg zum Sortengarten ist den Häckern, also dem Weinbau gewidmet. Neben den Weinreben finden Sie auf der Obstwiese alte Bamberger Sorten wie Kirsche oder Bamberger Birne.

Sortengarten

Im Sortengarten finden Sie das "grüne Erbe" der Bamberger Gärtner, die ganze Vielfalt der alten Bamberger Lokalsorten, die über Jahrhunderte von den Gärtnern erhalten und selbst weitervermehrt wurden. Da viele Gemüsesorten und das Wissen über ihre Vermehrung allmählich verloren gehen, möchte der Verein diesem Vergessen entgegenwirken.

Das im Bamberger Sortengarten gewonnene Saatgut ist samenfest, aus den Samen entstehen also Pflanzen, die die gleichen Eigenschaften wie die Elterngenerationhaben. Das Saatgut können Sie hier erwerben.

Während der Gartensaison pflegen ehrenamtliche Mitglieder den Schau- und Erhaltungsgarten. Sie kultivieren auf einer Fläche von etwa 400 Quadratmetern rund 30 verschiedene Gemüsesorten. Im Mittelpunkt stehen die Bamberger Lokalsorten, zum Beispiel die berühmten Kartoffeln "Bamberger Hörnla", die birnenförmigen Bamberger Zwiebeln, Wirsing oder Süßholz. Hier befindet sich die älteste Süßholzkultur Nordeuropas.

Gartentipp: Süßholz

Aussaat ganzjährig im Haus und unter Glas, im Freiland von April bis Anfang Juli. Samen nur leicht bedecken, nach zwei bis drei Wochen beginnt die Keimung. Süßholz bildet zunächst eine Pfahlwurzel und später ein verholztes Phizom mit Nebenwurzeln. Es ist robust, liebt einen vollsonnigen und windgeschützten Platz, ideal ist die Nähe zu einer Mauer. Süßholz bildet gefiederte Blätter und bringt eine hellblau-weiße Schmetterlingsblüte (Glyzinie) hervor. Geerntet werden die Wurzeln und ihre Ausläufer nach drei Jahren.

Adresse:
Gärtner- und Häckermuseum
Mittelstr. 34
96052 Bamberg

Öffnungszeiten:
Ende April bis Anfang Oktober
Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr

Eintrittspreis:
Erwachsene: 5 Euro
Kinder ab 6 Jahren: 1 Euro
Führungen auf Anfrage

Das Museum ist im Hof, Garten und WC vollständig barrierefrei, im Erdgeschoss nur eingeschränkt. Der Dachboden ist wegen der engen Treppe für Rollstuhlfahrer nicht befahrbar.

"Das Gärtner- und Häckermuseum zeigt das Leben und Arbeiten einer wohlhabenden Gärtnerfamilie um 1900. Der Bamberger Sortengarten ist ein Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität (biologische Vielfalt) und macht Geschichts- und Umweltbildung erlebbar. Hier erhalten Sie Tipps und Tricks zur Ente gesunder Gartenprodukte und können samenfestes Saatgut für zuhause kaufen."

Andreas Modery

Viel Spaß in Bamberg wünschen Andreas Modery und "Wir in Bayern"!


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