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Psychologie So gehen Sie am besten mit Kränkungen um

Jeder von uns wurde schon mal mit Worten verletzt. So eine Kränkung fühlt sich meist an wie eine Ohrfeige oder ein Stich ins Herz. Doch nicht jeder Mensch reagiert gleich. Wie wir am besten mit Kränkungen umgehen können, erklärt Familientherapeutin Birgit Salewski.

Stand: 19.10.2021

Birgit Salewski, Familientherapeutin bei "Wir in Bayern" | Bild: Wir in Bayern

Was genau versteht man unter einer Kränkung?

Birgit Salewski: "Für mich ist die beste Definition: Eine Kränkung ist die vermeintliche oder tatsächliche Verletzung eines Menschen in seiner Ehre, seinen Werten, seinen Gefühlen und seiner Selbstachtung. Im Gegensatz zu einer körperlichen Verletzung ist die Kränkung immer subjektiv und individuell. Wann jemand gekränkt ist, weiß die Person selbst am besten."

Welche Folgen können Kränkungen haben?

Birgit Salewski: "Kränkungen können zum Vertrauensverlust führen. Das Vertrauen in andere, aber auch in sich selbst. 'Bin ich es nicht wert, dass man umsichtiger mit mir ist?' Andauernde und wiederholende Kränkungen lassen uns schlecht fühlen, drücken unsere Stimmung und erhöhen die Selbstzweifel. Besonders Kinder und Jugendliche leiden unter Kränkungen. Daher sind Kränkungen keinesfalls ein Mittel zur Erziehung. Jede Kränkung, die nicht erfolgt, erspart Leid."

Wann sind wir besonders leicht zu kränken?

Birgit Salewski: "Besonders kränkbar sind wir, wenn wir ohnehin schon Selbstzweifel haben oder gerade in einer herausfordernden Phase stecken, so dass wir belasteter sind als sonst. Wir stehen nicht so stabil im Leben und sind damit verwundbarer, dünnhäutiger und emotionaler.

In Wirklichkeit sind wir aber alle kränkbar, jeder auf seine individuelle Art. Der eine ist gekränkt, weil er zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, der andere, weil er sich ungerecht behandelt fühlt, ein dritter Mensch fühlt sich ausgenutzt oder übervorteilt.

Die meisten Menschen geben dies aber nicht so gerne zu, da die Verletzlichkeit als Schwäche gilt. Doch das ist es in meinen Augen nicht. Wir sind kränkbar, weil wir als Menschen in unserem Innersten berührbar sind. Nur leider erfahren wir dadurch auch hin und wieder Verletzungen."

Welche Rolle spielt bei Kränkungen das Selbstwertgefühl? Lassen sich selbstbewusste Menschen weniger leicht kränken?

Birgit Salewski: "Ich glaube, selbstbewusste Menschen differenzieren leichter, ob wirklich sie mit einem komischen Blick oder einem abfälligen Kommentar gemeint sind, oder ob dies eher eine Aussage über den aktuellen Gemütszustand des Senders ist. Im Grunde aber sind wir alle kränkbar, die Frage ist nur: Wie sehr nehme ich es mir zu Herzen?"

Tipp: Wenn Sie dazu tendieren, sich Dinge zu leicht zu Herzen zu nehmen, dann hilft oft Folgendes:

Fragen Sie einen nahestehenden Menschen, wie er die Aussage, die Sie gekränkt hat, empfindet. Dann haben Sie eine weitere Rückmeldung, um die mögliche Kränkung zu bewerten. Sollte alles gar nicht so gemeint gewesen sein oder handelt es sich um eine echte Unverschämtheit? Diese Differenzierung ist wichtig um eine Kränkung richtig einzuordnen.

Oftmals kommt es zu unbeabsichtigten Kränkungen: Man sagt etwas, will damit den anderen aber gar nicht kränken und merkt es selbst auch nicht. Woran liegt das?

Birgit Salewski: "Das liegt daran, dass man eben nie ganz sicher weiß, wann jemand kränkbar ist. Allgemein empfiehlt sich natürlich ein umsichtiger Umgang, aber gerade wenn wir besonders schlagfertig oder humorvoll wirken wollen, langen wir mal daneben. Das ist hoffentlich kein Weltuntergang und mit einer aufrichtigen und ernst gemeinten Entschuldigung kann man die Aussage vielleicht wieder etwas auffangen."

Welche Tipps hast du für den richtigen Umgang mit Kränkungen?

Birgit Salewski: "Wichtig ist die Differenzierung, ob man wirklich als Person gemeint war. Wenn man gemeint war und das Gesagte als kränkend empfindet, sollte man als erstes zu seiner Kränkung stehen und nicht einfach die Gefühle runterschlucken. Dann sollte derjenige angesprochen werden, damit er davon weiß, dass er jemanden gekränkt hat. Im besten Falle erfolgt anschließend eine Entschuldigung und Zurücknahme der Kränkung. Manchmal handelt es sich auch einfach um ein Missverständnis, was sich erst durch das klärende Gespräch herausstellt."

Auf was sollte man achten, damit man selbst nicht etwas Kränkendes sagt?

Birgit Salewski: "Wenn das immer so einfach wäre! Ich finde es wichtig, nicht zu steif und unnatürlich zu werden. Manchmal muss man auch einfach drauflosreden können, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Aber wenn mein Gegenüber immer stiller wird, dann ist es höchste Zeit zu stoppen und zu fragen, ob man gerade etwas Unpassendes gesagt hat. Das kann man nicht immer im Voraus erraten, aber im Nachhinein bemerken, ansprechen und geraderücken."

Viel Erfolg bei der Umsetzung wünschen Birgit Salewski und "Wir in Bayern"!


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