BR Fernsehen - Wir in Bayern


7

Radfahren In den Haßbergen zwischen Fachwerk, Schlössern und Ruinen

"Die Haßberge sind ein wahres Paradies für Radfahrer und haben auch abseits der Radwege jede Menge zu bieten", schwärmt Radlexpertin Katharina Kestler über den weitläufigen Naturpark in Unterfranken. "Hier radeln Sie durch die satte Natur – über Wiesen, an Weinbergen vorbei, sanfte Mittelgebirgshügel hinauf und können sich bei verwunschenen Schlössern und Burgen in die Vergangenheit träumen." Eine Rundtour für Radler jeden Alters mit Start und Ziel in Königsberg.

Stand: 21.06.2023

Kaddi radelt am Rathaus von Königsberg vorbei | Bild: BR / Jens Scheibe

"Wir in Bayern"-Radlexpertin Katharina "Kaddi" Kestler, bekannt vom Bayern 2-Podcast "Bergfreundinnen", zur Radtour:

Wegbeschreibung

Katharina Kestler radelt durch Königsberg

Wer mit dem Auto anreist, kann bequem und kostenfrei direkt auf einem großen Parkplatz fußläufig zur Altstadt von Königsberg in Unterfranken parken. Von dort geht‘s über historisches Pflaster auf den Marktplatz und an der Marienkirche vorbei. Es empfiehlt sich, die Geschwindigkeit zu drosseln, nicht nur wegen des Kopfsteinpflasters oder um Fußgänger nicht zu erschrecken, sondern auch, um die Fachwerkhäuser zu bestaunen.

Königsberg in Unterfranken

Im Herzen von Königsberg

Königsberg am Westrand der Haßberge ist bekannt für seine Altstadt mit den vielen Fachwerkhäusern. Die meisten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, weil der Dreißigjährige Krieg zuvor vieles zerstört hatte. Vor allem der Salzmarkt ist ein Fachwerkhausensemble, wie man es heute nur selten findet. Es steht komplett unter Denkmalschutz.
Über Königsberg thront die Burg Königsberg, die Friedrich Barbarossa im 12. Jahrhundert errichten ließ, und zu der sich ein Abstecher auf dem Rückweg unserer Runde empfiehlt. Die Burg bietet eine gute Aussicht über Königsberg. Aussichtsturm und Burgbrunnen können gegen eine Spende besichtigt werden. Die Restaurants laden zur Stärkung nach der Radtour ein.

Brunnen in Hofheim

Von Königsberg aus radeln wir durch den Königsberger Stadtteil Unfinden, der fast komplett im Fachwerkstil errichtet wurde und unter Ensembleschutz steht. Hier befinden sich der Huttberg und der Kinnleitenberg, die nordöstlichsten Weinbaulagen Frankens. Weiter geht es über Wiesen und Felder auf einer ehemaligen und zum Radweg umgebauten Bahntrasse Richtung Hofheim in Unterfranken, dem Mittelpunkt der Haßberge. Auch hier werden wir wieder von Fachwerkhäusern empfangen – und von der außergewöhnlichen Radlerfreundlichkeit, die sich über den kompletten Naturpark und Landkreis Haßberge erstreckt.

Fahrradfahren in den Haßbergen

Übersichtsplan mit verschiedenen Radtouren

Der Naturpark und Landkreis Haßberge lädt wegen seiner radfreundlichen Infrastruktur nicht nur zu dieser Runde, sondern auch zu einem längeren Fahrradurlaub ein. So hat der "Haßberge Tourismus" zum Beispiel 23 Thementouren samt GPX-Tracks, Sehenswürdigkeiten und Einkehrmöglichkeiten ausgearbeitet. Der heutige Radltipp "Naturpark Facetten" ist eine dieser Thementouren.
Für Gravelbiker gibt es ebenfalls zehn Schotterweg-Touren zwischen 20 und 40 Kilometern rund um Burgen, Bier und Frankenwein. Wer fränkische Historie schnuppern und mit Kulinarik verbinden möchte, der wagt sich an die knapp 60 Kilometer lange Burgenwinkel-Bike-Tour mit An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Infos und GPX-Tracks zu allen Touren von E-Bike über Mountainbike bis zu Rennrad gibt es in den Tourismusinformationen der Orte Königsberg und Hofheim, in einer eigenen App oder online unter www.hassberge-tourismus.de/radfahren. Dort können Sie auch radlerfreundliche Unterkünfte und Fahrradläden in der Region recherchieren. Dass in den Orten Königsberg und Hofheim E-Bike-Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen, versteht sich heutzutage fast schon von selbst.

Katharina Kestler vor Schloss Burgpreppach

Wir lassen das Fachwerkstädtchen Hofheim hinter uns und fahren über Großmannsdorf hinauf in das Herz des Naturparks Haßberge. Auf unserer Route heute sind wir nicht nur auf Fahrradwegen, sondern zum Teil auch auf Straßen unterwegs. Diese sind jedoch so wenig befahren, dass das der Erholung keinen Abbruch tut. In Burgpreppach und Leuzendorf kommen wir an den Schlössern der beiden Ortschaften vorbei.

Die Schlösser von Burgpreppach und Leuzendorf

Schloss Leuzendorf

Schloss Burgpreppach entstand zwischen 1717 und 1730. Die große, unvollendete Anlage aus dem Spätbarock ist bis heute in Privatbesitz und kann mit Voranmeldung von Gruppen besichtigt oder auch für Feiern gebucht werden. Immer wieder finden kulturelle Veranstaltungen statt, außerdem stehen drei Gästezimmer zur Verfügung. Die historische Küche des Schlosses war Drehort für den Spielfilm "Räuber Hotzenplotz".
Das Schloss Leuzendorf kann nur von außen besichtigt werden. Der Renaissancebau ist in Besitz eines Familienbetriebs für biologische Land- und Forstwirtschaft. Gegenüber vom Schloss, an der Nordseite des Dorfweihers, liegt Sankt Michael, 1732 im fränkischen Frührokoko erbaut. Die Pfarrkirche gilt mit ihren Meisterwerken und Schnitzereien aus dem 18. Jahrhundert als eines der schönsten Gotteshäuser in den Haßbergen.

Kirche St. Michael

In Leuzendorf biegen wir rechts ab, nach Bischwind zweigen wir dann von der Straße auf einen Forstweg ab. Es beginnt der Anstieg durch den schattigen Wald hinauf zur Burgruine Bramberg.

Burgruine Bramberg

Achtung: Die Auffahrt zur Ruine führt über einen am Schluss recht steilen Schotterweg, den wir später wieder hinunterfahren müssen. Je nach Fahrrad und Fahrkönnen empfiehlt es sich, das Rad stehen zu lassen, und die wenigen Meter zu Fuß zurückzulegen. Es lohnt sich aber allemal, denn die Anstrengung wird mit einem unvergleichlichen Panoramablick belohnt!

Die Burgruine Bramberg

Auf dem Aussichtsturm der Burgruine Bramberg

Über den gesamten Naturpark Haßberge bis hinein in den Steigerwald, die Röhn und in den Thüringer Wald, reicht der Rundumblick auf dem Aussichtsturm der Ruine Bramberg. Mit 494 Metern ist die Ruine aus dem 11. Jahrhundert einer der höchsten Punkte in den Haßbergen.
Die Ruine steht auf einem erloschenen Vulkankegel. Hier drang vor etwa 16 Millionen Jahren Lava aus dem Erdinneren an die Oberfläche. Das typische vulkanische Gestein ist Basalt: schwarzes, feinkörniges Gestein, das zu eckigen Säulen erstarrt ist, wie sie in der Steinbruchwand kurz unterhalb der Ruine zu sehen sind. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde am Bramberg Basalt abgebaut, der im Straßen- und Wegebau verwendet wurde.  

Wieder zurück in Königsberg

Nachdem wir den Ausblick der Ruine Bramberg genossen haben, fahren wir den Schotterweg wieder bergab, bis wir nach rechts von unserer Ursprungsroute abweichen. Wir kommen durch Laubwälder, vorbei an historischen Streuobstwiesen, zurück nach Königsberg. Wer noch nicht genug von Schlössern, Burgen und Ruinen hat, der kann einen letzten Abstecher zur über Königsberg thronenden Stauferburg machen und den Blick auf Königsberg genießen. Wir aber bleiben bei den Fachwerkhäuschen des Salzmarkts und belohnen uns im Café ZwergRiese mit Kuchen.

Generationen-Café ZwergRiese

Katharina Kestler bei wohlverdientem Kaffee und Kuchen im Café ZwergRiese

Das kleine Ladencafé hat im Sommer dienstags und freitags sowie samstags und sonntags geöffnet und bietet nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch unverpackte Lebensmittel wie Eier aus regionaler Freilandhaltung, Fleisch, Fisch, Käse, Obst und Gemüse, ökologische Hygieneprodukte sowie Geschenkartikel und Handgefertigtes aus der Region.  Für alle, die etwas deftiger einkehren möchten, bietet die Gegend, in der Bier- und Weinfranken aufeinandertreffen, ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten. Auf unserer Route gibt es Einkehrmöglichkeiten in Königsberg, Unfinden, Hofheim, Großmannsdorf, Ibind und Burgpreppach. Prüfen Sie vorab die Öffnungszeiten!

Anspruch

Bei der knapp 40 Kilometer langen Route sind 540 Höhenmeter zu bewältigen. Die Strecke ist zum Teil asphaltiert, zum Teil geschottert. Beim letzten steilen und schottrigen Anstieg zur Burgruine Bramberg können Sie das Rad kurz stehen lassen, weil es denselben Weg wieder hinuntergeht.

Fahrzeit

Die reine Fahrzeit ohne Pausen beträgt etwa zwei bis drei Stunden.

Viel Spaß beim Radeln wünschen Katharina Kestler und "Wir in Bayern"!


7