Reisetipp Baden und Wandern im Engadin (Schweiz)
"Wander-, Bahn- und Badefreunde werden sich hier wohlfühlen", schwärmt Reiseexpertin Annette Eckl über das Engadin. Denn dieses im schweizerischen Kanton Graubünden gelegene Hochtal hat nicht nur eine traumhafte Bergwelt, sondern auch zahlreiche Seen zu bieten. Zwar ist es kein günstiges Reiseziel, mit etwas eigener Brotzeit und der passenden Unterkunft lässt sich jedoch Geld sparen. Und das Auto können Sie getrost zu Hause lassen!
Alpine Natur und rätoromanische Kultur im Engadin
"Das Engadin besticht durch eine Mischung aus Wäldern, Bergen und Seen. Ein ideales Reiseziel für alle, die das Wandern mit Weitblick lieben. Das alles vor der Kulisse der Schweizer Gletscherwelt, durch die sich auch die Rhätische Bahn schlängelt. Viele historische Dörfer, Panoramawege, Seeumrundungen, Gondeln und Bahnen in luftigen Höhen, Nationalparks mit Hütten lassen die Zeit verfliegen. Mit etwas Glück gibt es noch den Blick auf einen Steinbock, dem Nationalwappen von Graubünden.
Alleine schon die Höhenlage ist etwas Besonderes: Das Engadin ist eines der höchstgelegenen Täler im Alpenraum, St. Moritz beispielsweise liegt auf 1800 m. Hier kann übrigens jeder Urlaub machen - nicht nur die Schönen und Reichen!
Das Engadin hat immer schon nicht nur Bergsteiger, sondern auch Maler und Literaten angezogen. Sie alle haben sich unter anderem von den markanten Berggipfeln inspirieren lassen: Diavolezza, Piz Palü, Piz Morteratsch, Piz Bernina oder Piz Corvatsch. Hier liegen viele im 3000er Bereich, einige können auch mit Gondeln mühelos erreicht werden und überall sind Hütten für eine kleine Rast.
Dazu kommen die Seen - wohin das Auge reicht. Sehr stimmungsvoll ist der Silser See und der Ort Sils, in dem schon Friedrich Nietzsche und Hermann Hesse logiert haben. Gut zu verbinden in dieser Ecke ist auch eine Wanderung ins Flextal, das als schönstes Hochtal des Engadins gilt.
Ein Meer aus Wanderwegen gibt es im Nationalpark zwischen Zuoz und Zernez.
Krönendes Highlight ist auf jeden Fall der Berninapass, der sehr gut mit der Bahn erkundet werden kann."
Anreise
… mit dem Auto:
- München - St. Moritz: über Garmisch, 290 km, etwa 4 Stunden 30 Minuten
- Nürnberg - St. Moritz: über Bregenz, 480 km, etwa 5 Stunden 30 Minuten
… mit der Bahn:
- München - St. Moritz: ca. 6 Stunden, Super-Europa-Sparpreis ab 37,90 Euro einfach (Stand: Juni 2023)
- Nürnberg – St. Moritz: ca. 7 Stunden 30 Minuten, Super-Europa-Sparpreis ab 35,90 Euro einfach (Stand: Juni 2023)
Tipp:
Bahnfreunde werden begeistert sein: Es gibt gute Verbindungen innerhalb des Engadins mit der Rhätischen Bahn, die zum Weltkulturerbe zählt. Sie schlängelt sich nicht nur durch die Dörfer, sondern auch über die Berge, beispielsweise am Berninapass.
Insgesamt gibt es hier gute Bus- und Bahnverbindungen, weshalb ein Urlaub sehr gut ohne Auto möglich ist.
Bergbahnen (Gondeln aber auch Schmalspurbahnen) gibt es viele, beispielsweise zur Diavolezza, Corvatsch oder Piz Nair.
Die Benutzung der Bergbahnen ist mit dem Angebot "Bergbahnen inklusive" beliebig oft kostenlos möglich! Die Karte gibt es umsonst in vielen Übernachtungsbetrieben. Hier kann man richtig Geld sparen.
Expressbahn zum Eingang in den Schweizerischen Nationalpark: Express Park Naziunel: Zouz - C-chanf - Varusch, ab 5 CHF (Infos unter alpintrans.ch)
Ausflugsmöglichkeiten
Bahn und Berge: Berninapass (2235 Meter) mit Gletscherwelt
"Das ist einfach eine tolle Möglichkeit, die Schweizer Berg- und Gletscherwelt mit der Rhätischen Bahn zu entdecken, teils auch auf den höchsten Bahngleisen Europas. Hier sind verschiedene Zwischenstopps möglich, dadurch lässt sich alles individuell gestalten.
Start der Bahn wäre beispielsweise am Bahnhof in St. Moritz. Von dort aus geht es über Pontresina hinein ins Tal, das zum Berninapass hinaufführt.
Empfehlenswert ist ein Stopp am Morteratsch Bahnhof. Das ist für mich einer der schönsten Bahnhöfe, die ich bisher gesehen habe. Hier lohnt es sich, etwa 30 Minuten Richtung Gletscher zu wandern oder sich direkt beim Bahnhof in der Alpschaukäserei zu stärken.
Weiter oben am Pass besticht der Lago Bianco durch sein besonderes Wasser. Seinen Namen ‚Weißer See‘ erhält der weißliche, etwas milchig wirkende Lago Bianco durch den Zufluss von Sand und Gletscherwasser. Auch hier gibt es die Möglichkeit zu einer kleinen Wanderung, um das Ambiente auf sich wirken zu lassen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, wird sicher ganz oben am Berninapass haltmachen oder noch ein Stück weiterfahren, gleich darauf kommt die Grenze nach Italien. Hier lohnt sich ein kleiner Ausflug nach Tirano, um etwas günstiger zu essen.
Preise Bahn: St. Moritz - Bahnhof Diavolezza: 40 Minuten Fahrt, etwa 5,60 CHF einfach"
https://www.sbb.ch/de
Achtung
Bitte die Rhätische Bahn nicht mit dem klassischen Bernina-Express verwechseln, der dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feiert. Dabei handelt es sich um große Routen quer durch die Schweiz bis nach Italien.
St. Moritz - mehr als Glanz und Glamour
"St. Moritz hat den Ruf als Ort der Schönen und Reichen. Aber auch der ganz normale Sommerurlauber kann sich hier durchaus wohl fühlen. Es ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen und liegt zentral für Ausflüge aller Art. Die historischen Häuser und Hotels sind einfach schön anzuschauen und die Lage besticht vor allem durch den St. Moritzersee, in dem sich die Berge wunderbar spiegeln.
Sie können einen einfachen Seerundgang (1 Stunde 15 Minuten) machen, wobei hier eine Verlängerung möglich ist zum Lej die Staz beziehungsweise Stazersee. Der liegt morgens oft noch romantisch im Nebel. Zwar ist dieser Moorsee auf 1800 Metern, er erreicht im Sommer aber dennoch bis zu 20 Grad. Trotz Moor und Schilf gibt es hier genug Bademöglichkeiten.
Ein weiteres Highlight ist die Standseilbahn mitten im Zentrum von St. Moritz, die über Chanterella hinauf zur Bergstation Corviglia (2504 Meter) führt. Möglich wäre hier ein kurzer Anstieg zur Alpina Hütte oder zu Fuß nach St. Moritz zurück.
Wer noch höher hinaus will, steigt in die Gondel um, die uns zur Panoramastation des Piz Nair (3057 Meter) bringt. Es ist wirklich ein Erlebnis, mit der Gondel über die steilen Felswände zu schweben. Wandern ist hier im hochalpinen Bereich allerdings nur noch für erfahrene Bergsteiger möglich. Spätestens hier oben fühlt man sich in der Schweiz angekommen - bei dem Panoramablick mit den vielen 3000ern und den vielen Seen im Tal."
Murmeltiere und Philosophen: Aussichtspunkt Muottas Muragl (2455 Meter)
"Aussichtspunkte gibt es viele, dieser hier ist allerdings besonders reizvoll. Start ist in Punt Muragl (Talstation, Haltestelle der Rhätischen Bahn). Hier geht es mit der Standseilbahn weiter nach oben. Es ist die älteste Standseilbahn im Engadin und überwindet 700 Höhenmeter. Die Bergstation mit ihrer berühmten Aussicht hält, was sie verspricht, mit tollen Weitblicken in die Schweizer Berg- und Gletscherwelt: Diavolezza, Piz Palü, Piz Morteratsch und Piz Bernina. Hier stehen extra Strandkörbe, die dazu verlocken, keinen Meter mehr zu gehen. Eine kleine Rundwanderung (Dauer: etwa 1 Stunde) auf dem sogenannten Philosophenweg sollte aber drin sein. Hier kann man sich nicht nur von den Aus- und Weitblicken, sondern auch von philosophischen Sprüchen inspirieren lassen, die auf Tafeln zu einem kurzen Innehalten einladen: 'Alle Menschen sind immer eilig und man geht schon fort, wenn man erst ankommen sollte.' (Marcel Proust, französischer Schriftsteller) oder 'In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.' (Friedrich Nietzsche, deutscher Philosoph).
Empfehlenswert ist die Einkehr in der urigen Hütte gleich unterhalb der Bergstation. Da habe ich dann auch noch ein Murmeltier entdeckt, hier wimmelt es von diesen Tieren."
Übernachtungsmöglichkeiten
- Ferienwohnungen, die die Urlaubskasse für Schweizer Verhältnisse etwas „schonen“. Zum Beispiel in Sils im Engadin, schön in Seenähe und Einstieg zum Flextal, ideal für Selbstversorger, gemütliche Dachwohnung in einem historischen Gebäude, 2 Schlafzimmer, etwa 120 Euro/Nacht oder in Celerina nur 2 Kilometer von St. Moritz entfernt, ab 100 Euro/Nacht
- Jugendherberge in St. Moritz, empfehlenswert nicht nur für Jugendliche, sondern auch für „Junggebliebene“, in Seenähe und mit guter Busanbindung. Es gibt übrigens auch Zweibettzimmer.
- Praktische Option: Abendessen ab 20 Euro pro Person als Menü mit reichlich und gutem Essen. Vor Ort buchbar. Das Frühstück ist inklusive, ebenfalls die Engadin Karte, mit kostenloser Benutzung von Bus und sämtlichen Bergbahnen, ab etwa 114 Euro für 2 Personen
- Hotels: zum Beispiel direkt am Silser See, ab 170 Euro für 2 Personen/Nacht mit Frühstück (Leider sind in dieser Gegend selten Schnäppchen dabei…)
Kulinarik
"Angesichts der Schweizer Preise, ist Essengehen sicher ein wohl überlegter Schritt, aber die Preise sind beispielsweise auf Hütten im Nationalpark moderater.
Das Preis-Leistungsverhältnis schien mir am besten beim Bünderfleisch, der Spezialität der Graubündner Küche, sehr schön zubereitet beispielsweise als Fleisch-Carpaccio mit Maronen, Minze, Parmesan und Limonendressing.
Es gibt auch geschmackvolle Fischgerichte, zum Beispiel gebratenes Forellenfilet mit Kapern-Oliven-Kräuter Sauce und schwarzem Reis.
Weitere Spezialitäten sind Hirschsalsiz (luftgetrocknete Rohwurst, die in der Regel dünn aufgeschnitten und roh gegessen wird), Älpler Maccaroni, Gerstensuppe, Maronisuppe, Kastaniennudeln mit Steinpilzen oder Rösti in allen Variationen.
Eine Spezialität ist natürlich das klassische Schweizer Käsefondue, das gibt es zum Beispiel in der Alpschaukäserei Mortertasch. Hier kann man bei Käse-Führungen noch zuschauen, wie traditioneller Käse auf der Alm gemacht wird. Ein schönes Ambiente! Ein Muss für alle Naschkatzen: die berühmte Engadiner Nusstorte - am besten beim Bäcker kaufen, dann reicht es für die ganze Familie."
"Es ist schon unglaublich, dass sich hier alles erst ab einer Höhe von 1.800 Metern abspielt. Das fühlt sich dann doch anders an als in den bayerischen Bergen. Bei den Panoramablicken kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Seen- und Höhenwege sind hier vom Allerfeinsten. Natürlich gibt es berechtigte Bedenken, wie teuer so ein Urlaub in der Schweiz werden kann. Durch die kostenlosen Bus- und Bergbahnfahrten mit dem 'Bergbahnen inklusive'-Angebot, einer Karte, die es ab zwei Übernachtungen in vielen Übernachtungsbetrieben umsonst gibt, lassen sich die Kosten jedoch senken. Wer abends doch mal schön essen gehen will, um die ein oder andere Schweizer Spezialität zu kosten, wird von der Qualität nicht enttäuscht sein. Tagsüber am besten einen Rucksack mit Brotzeit nicht vergessen."
Annette Eckl, Reiseexpertin