BR Fernsehen - Wir in Bayern


9

Wein Barrique & Co. - Weine aus Bayern

Mit dem Wort "Barrique" verbinden die meisten einen edlen Tropfen. Doch was das genau bedeutet, das wissen die wenigsten. Weinexpertin und Sommelière Conny Ganß erklärt, was einen "Barrique"-Wein so besonders macht und gibt persönliche Weinempfehlungen.

Stand: 13.11.2019 | Archiv

Barrique-Fässer | Bild: picture-alliance/dpa

"Barrique"-Weine

Zur Kunst, Trauben in einen wohlschmeckenden Wein zu verwandeln, gehört auch das richtige "Finale" im Keller: der Ausbau des Weines. Bei diesem Schritt fällt jeder Winzer für sich die Entscheidung, ob er seinem Weiß- oder Rotwein im Holzfass noch etwas mit auf die bevorstehende Reise geben, noch etwas Balance schaffen möchte. Der Wein erhält dadurch nämlich ein noch eleganteres und komplexeres Gerüst.
Der Ausbau im Holzfass erfordert vom Winzer absolutes Fingerspitzengefühl, denn es soll den Wein unterstützen und keinesfalls im Geschmack dominieren.
Das Wort "Barrique" steht heute als Synonym für ein kleines Eichenholzfass mit einem Fassungsvermögen von in der Regel 225 Litern. Ursprünglich stammt das Barrique aus der Region Bordeaux in Frankreich. Auf dem Etikett findet sich oft die Beschreibung dieser Ausbauart, in Form z. B. von "im Barrique gereift", im "Barrique ausgebaut", "kleines Fass", "kleines Eichenfass" oder "kleines Holzfass". Während der Anfänge, Wein in Holzfässern zu lagern und zu transportieren, wurden verschiedene Hölzer verwendet - je nachdem, was in der jeweiligen Region zur Verfügung stand. Heute findet man nur ganz vereinzelt Fässer aus z. B. Walnuss- oder Akazienholz.
Allen voran gilt: Nur ein Wein höherer Qualität verdient einen sorgsamen Ausbau im Holz, der ihm zu einer Harmonie und Komplexität verhilft, die er in einem neutralen Behältnis niemals erreichen könnte.

Weinempfehlungen von Conny Ganß

2017 Spätburgunder "Tradition" trocken, Weingut R. Fürst

Anbaugebiet: Franken
Preis:              ab 15 Euro

Conny Ganß: "Der Spätburgunder 'Tradition' vom Weingut R. Fürst zählt zu den absoluten Klassikern aus Deutschland. Auf dem Weingut in der Gemeinde Bürgstadt wird bereits seit 1638 Weinbau betrieben. Der Fokus liegt ganz klar auf der Rebsorte Spätburgunder, es gibt aber Weine aus anderen Rebsorten wie Frühburgunder oder Riesling. Paul Fürst und sein Sohn Sebastian leiten seit 2007 den Betrieb, bei dem auf eine naturgemäße Bewirtschaftung der Weinberge, aufwändige Laubarbeiten und schonenden Ausbau mit langer Holzfasslagerung Wert gelegt wird. Der Spätburgunder 'Tradition' durfte mehrere Monate im kleinen Holzfass reifen. Der Wein beeindruckt ab der ersten Sekunde mit einer zarten Beerenfrucht, ist elegant und tiefgründig. Seine Kräuterwürze und ein Hauch von Mandel zeigen, wie komplex ein Spätburgunder aus dem Hause R. Fürst ist. Seidiges Tannin am Gaumen in Kombination mit einer wunderbaren Saftigkeit lässt dieser Spätburgunder keinen zweifeln, dass Paul und Sebastian Fürst zu den besten Spätburgunder-Winzern der Welt gehören und diese 'Tradition' nie aus der Mode kommen wird. Genießen Sie diesen Wein am besten zu einem Wildgericht mit Blaukraut oder einem geschmorten Rinderbraten mit Serviettenknödel."

2017 Tauberschwarz "Röttinger Feuerstein" trocken, Weingut J. Hofmann

Anbaugebiet: Franken
Preis:              ca. 14 Euro

Conny Ganß: "Die Rebsorte Tauberschwarz galt bis vor kurzem noch als ausgestorben. Doch dank Winzern wie Jürgen Hofmann feiert sie ein Comeback. Anders wie der Name vielleicht vermuten lässt, hat der Tauberschwarz im Glas immer eine zarte Farbe, da seine Beerenhaut recht dünn ist. Auch wenn die Farbe nicht kräftig ist, so ist der Tauberschwarz in Sachen Aroma sehr vielschichtig und komplex. Jürgen Hofmann baut alle seine Rotweine komplett trocken aus und jeder Wein erfährt eine individuelle Holzfasslagerung. Im Holzfass herrschen beste Reifebedingungen. Nur dadurch können sich seine Rotweine ideal entfalten. In der Nase duftet dieser Wein nach dunklen Früchten, zarten Kaffeenoten und einer feinen Würze. Am Gaumen wirkt er sanft, aber trotzdem füllig. Die leichte Bittermandelnote im durch und durch runden Finish ist das Markenzeichen des Tauberschwarz und verleiht dem Wein Frische. Dieser Rotwein ist in allen Bereichen speziell und vor allem einzigartig. Er ist ein wunderbarer Solist im Glas, kann aber auch sehr gut zu Gerichten wie einem saftigen Hirschbraten mit Maronenpüree."

2017 Riesling "Sister Act" trocken, Weingut H. Wirsching

Anbaugebiet: Franken
Preis:              18,50 Euro

Conny Ganß: "Die Serie 'Sister Act' vom Weingut H. Wirsching aus Iphofen wurde von den beiden Schwestern Lena und Andrea kreiert. Die beiden Töchter von Hans Wirsching gestalten die Zukunft des Weingutes. Dieser Riesling ist eine Selektion aus alten Reben von den Spitzenlagen Julius-Echter-Berg. 'Sister Act' soll auch einen Wein wiederspiegeln, der Tradition und Moderne verbindet. Daher wird dieser Riesling aus alten Reben traditionell im großen Holzfass mit den traubeneigenen Hefen vergoren. Im Glas zeigt der Riesling aus dem Herzen Frankens, wie elegant alte Rebstöcke sein können. Er hat einen Duft nach Aprikose und Pfirsich sowie feinen Zitrusnoten - unverkennbar Riesling. Am Gaumen wirkt der Wein ausgewogen mit viel Schwung. Der 'Sister Act' zeigt auf sehr genussvolle Art, dass Tradition und Moderne perfekt zusammenpassen. Sie können diesen Wein gerne ein paar Jahre liegenlassen, damit sich die vielen Schichten aus den alten Riesling-Reben so richtig entfalten können. Das Essen darf gerne auch etwas kräftiger sein, wie z. B. eine geschmorte Lammkeule mit Zitrone und Thymian, dazu ein feines Kartoffelgratin."

Tipp

Füllen Sie diesen Riesling "Sister Act" etwa eine Stunde vorher in eine Weinkaraffe.


9