Lise Meitner Die große Dame der Physik
Lise Meitner war Physikerin mit Leib und Seele, doch ihre Lebensumstände verwehrten ihr fast die verdiente Karriere. Als Frau und Jüdin musste sie um den Zugang zur Wissenschaft kämpfen. Dabei lieferte sie die Theorie zur Kernspaltung.
"Ich war seit meinem 13. Jahr von dem Wunsch besessen, mich zur Gymnasial-Matura vorzubereiten, um Mathematik und Physik zu studieren."
Lise Meitner
Ein ungewöhnlicher Wunsch für ein Mädchen, das 1878 in Wien geboren wird. Doch Lise Meitner, die aus einer jüdischen Familie stammt, kämpft um die Aufnahme in eine männliche Wissenschaftswelt. Sie studiert Mathematik, Physik und Philosophie in Wien. 1907 veröffentlicht sie Arbeiten über Alpha- und Betastrahlen und wechselt zu Max Planck nach Berlin. Auch dort wird sie zunächst mehr geduldet als gefördert. In Berlin beginnt ihre lange und erfolgreiche Arbeit mit dem Chemiker Otto Hahn. Dann kommt der 1. Weltkrieg und Lise Meitner geht als Röntgenschwester an die Front.
Nach ihrer Rückkehr setzt sie die Arbeit mit Hahn fort. Sie habilitiert in Wien, bekommt eine Professur in Berlin und etabliert sich als Expertin auf dem Gebiet der Strahlen- und Kernphysik. 1938, nach der Machtübernahme der Nazis und dem Anschluss Österreichs, muss Lise Meitner als Jüdin nach Schweden fliehen. Mit Otto Hahn und seinem Assistenten Straßmann verbindet sie weiterhin ein reger Briefwechsel. So schreibt ihr der Chemiker im Dezember 1938 auch von seinen Kernspaltungsversuchen mit Uran und Thorium, deren Ergebnisse er aber nicht interpretieren kann. Diese theoretische Deutung liefert ihm Lise Meitner, gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Robert Frisch, per Post.
1944 erhält Otto Hahn den Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung der Kernspaltung. Lise Meitner wird nicht einmal erwähnt. Erst später wird anerkannt, wie herausragend ihre wissenschaftlichen Leistungen waren.