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Das Thema Die Penicillinresistenz

Stand: 29.06.2012 | Archiv

Nährböden werden mit genmanipulierten Pilzzellen geimpft | Bild: picture-alliance/dpa

Dass die Swann-Restriktionen bei weitem nicht ausreichen, zeigt sich zu Beginn der 1970er Jahre, als immer mehr resistente Bakterientypen auftauchen. Penicillin wirkt schon lange nicht mehr gegen die aggressiven Staphylokokken.

Penicillinresistenz - Das unkalkulierbare Risiko

Die Überschwemmung des Körpers mit den überlebenden, nunmehr resistenten Bakterien führt nicht zur erhofften Heilung, sondern zu erneuten, nun meist wesentlich schwereren Infektionsverläufen.

Ungleiche Waffen - Mensch und Mikrobe im Wettlauf

Da mittlerweile alternative Antibiotika gegen diese äußerst gefährlichen Killerkeime auf dem Markt sind, wähnt sich die Medizin vorerst ausreichend gewappnet. Auch Politiker und Gesundheitsbehörden nehmen das Resistenzproblem zunächst auf die leichte Schulter. Das ändert sich erst, als längst besiegt geglaubte Erkrankungen wieder ausbrechen. Vor allem die Tuberkulosefälle steigen besorgniserregend an und zahlreiche Krankheitserreger zeigten Anzeichen einer beginnenden Multiresistenz. Der jahrzehntelange Missbrauch von Antibiotika, ihr inflationärer Dauereinsatz und fatale Einnahmefehler haben die unverzichtbaren Helfer gegen Krankheitserreger und Wundinfektionen wirkungslos werden lassen.

Die Tricks der Mikroben

Für die Ausbildung von Resistenzen sind im Wesentlichen zwei Mechanismen verantwortlich.

  • Sie entstehen einerseits durch natürliche Mutationen oder durch den Austausch von Resistenzgenen mit anderen Bakterien. Diesen Evolutionsvorteil, der sie befähigt, das Erbgut und die Zellmembran nach mehrfachem Kontakt mit Antibiotika resistenzfördernd zu verändern, haben nahezu alle Mikroben.
  • Andererseits bilden sich sekundäre oder erworbene Resistenzen im Lauf einer Behandlung mit Antibiotika aus, wenn das Mittel zu gering dosiert, zu unregelmäßig oder zu kurz eingenommen wird. Durch diese Fehldosierung werden nur die empfindlichen Erreger vernichtet, während die unempfindlicheren Bakterien überleben und sich verstärkt weiter vermehren.

Die ständige Fortentwicklung bakterieller Abwehrmechanismen und Unempfindlichkeiten (Resistenzen) stellt die Medizin vor große Probleme:

  • Resistente Bakterien erschweren und verhindern die Therapie von Infektionskrankheiten und
  • sorgen dafür, dass sich bereits verdrängt geglaubte Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Cholera und Syphilis wiederum rasant ausbreiten.

Trotz großer Anstrengungen der Medizinbehörden, Krankenhäuser und Gesundheitsorganisationen ist das Resistenzdilemma bis heute nicht ausgeräumt. Etwa 500.000 Menschen stecken sich jährlich alleine in Deutschland mit multiresistenten Krankenhauskeimen an, zwischen 10.000 und 15.000 Patienten sterben jährlich, weil Antibiotika nicht mehr anschlagen.


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