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Ganzheit, Unsterblichkeit, Weisheit und List Glossar

Stand: 06.09.2012 | Archiv

BegriffErklärung
ApotropäischDas Adjektiv "apotropäisch" bezeichnet Handlungen oder Gegenstände, die Unheil, dämonische Bedrohungen, schädlichen Zauber oder schlechte Einflüsse abwehren sollen (Gegenzauber, Amulette, Beschwörungen, Dämonenaustreibungen etc.). In der altägyptischen Kultur war die Uräusschlange ein mächtiges apotropäisches Zeichen, das den Pharao vor Unheil schützte. Im christlich geprägten Volks- und Aberglauben haben beispielsweise Weihwasser, das Kreuz oder das Kreuzzeichen sowie geweihte Medaillen eine apotropäische Funktion. Ebenfalls in diese Riege gehören die als Dämonen ausgeformten Wasserspeier gotischer Kathedralen oder Teufelsdarstellungen auf den (westlichen) Außenfassaden, die alles Böse vom Eintritt in das Kircheninnere abhalten.
Mysterium tremendum et fascinans Der Religionswissenschaftler Rudolf Otto (1869-1937) führte die Wendung Mysterium tremendum et fascinans (Geheimnis, das Furch auslöst und zugleich anzieht, fasziniert) ein, um die Doppelnatur des Göttlichen und/oder Heiligen zu fassen. Nach Otto ist das Göttliche und Heilige stets beides: sowohl erschreckend wie auch begeisternd.
MatriarchatDer Begriff Matriarchat bezeichnet frühe Gesellschaftsformen, in denen das Mutterrecht gilt. Das bedeutet, dass alle sozialen und rechtlichen Beziehungen über die Abstammung der mütterlichen Linie organisiert sind. In matriarchalischen Kulturen nehmen Frauen / Mütter daher eine zentrale Rolle in Gesellschaft und Religion ein, auch die Urkräfte und Schöpfergottheiten sind weiblich (Große Mutter, Urmutter)
PatriarchatDer Begriff Patriarchat bezeichnet Gesellschaftsformen, in denen das Vaterrecht gilt. Das bedeutet, dass alle sozialen und rechtlichen Beziehungen über die Abstammung der väterlichen Linie organisiert sind. In patriarchalischen Kulturen nehmen Männer / Väter daher eine zentrale Rolle in Gesellschaft und Religion ein, auch die Urkräfte und Schöpfergottheiten sind männlich.
SymbolUnscharf gebraucht, ist steht der Begriff Symbol für alle Formen von Bedeutungsübertragung und ist ganz allgemein ein bildhaftes Zeichen, das auf etwas anderes verweist. Dieses Andere ist meist eine höhere, übergeordnete geistliche Wahrheit. Zwischen einem Symbol und dem, was es symbolisiert, muss keine äußerliche oder innerliche Ähnlichkeit bestehen. Diese Verschiedenheit von Symbol und Gemeintem ist ein wichtiges Merkmal. Ein Beispiel dafür wäre ein Apfel auf einem Bild. Je nach Kontext ist der Apfel entweder nur gemaltes Obst, oder ein Symbol. So verweist der Apfel in der Hand Marias über seine botanische Natur hinaus auf den Sündenfall und die Erbsünde. Hält das Christuskind den Apfel, verweist der dagegen auf die Erlösung von der Erbsünde. Abstrakter formuliert: Der sichtbare Gegenstand hat als bildliches Zeichen über seine physische Natur hinaus einen geistigen Verweischarakter. Dabei hat das Gemeinte, im genannten Beispiel die Erbsünde oder die Erlösung, mit dem Apfel, durch den es repräsentiert ist, keine äußere oder innere Ähnlichkeit. Wie jedes Symbol "funktioniert" das Symbol Apfel also nur in definierten Kontexten und durch kulturelle Vereinbarung oder Übereinkunft. Ein Betrachter, der weder den Kontext noch die Übereinkunft kennt, kann den Verweischarakter nicht erkennen und erblickt statt des spirituell Gemeinten stets nur das profane Ding.

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