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Das Thema Die historischen Hintergründe

Stand: 25.04.2012 | Archiv

Die Entstehung des Pentateuch ist eine offene Forschungsdebatte ohne allgemein anerkanntes Standardmodell. Die Vielzahl rivalisierender Theorien lässt jedoch zwei markante Knotenpunkte erkennen, in denen sich Methode und Zweck des Ausbaus der Mose-Erzählung beispielhaft verdichten.

Mose - Das Überlebensmuster Israels

Beide Etappen dieser literarischen Mose-Schöpfung stehen im Umfeld krisenhafter historischer Ereignisse, die eine Neudefinition sowohl der religiösen und staatlichen Identität erfordern. In beiden Fällen ist das Volk Gottes durch drückende Fremdherrschaft, kultische Auszehrung und einen regelrechten theologischen "Systemkollaps" bedroht. Dadurch docken beide Phasen strukturell wie auch inhaltlich an das Exodusgeschehen, die Wüstenwanderung, das Wesen des Gottesbundes und an die Landverheißung an. Und beide Male liefert der Rückgriff auf die Mose-Geschichte nicht nur ein Erklärungs-, sondern auch ein Lösungsmuster für aktuelle Bedrängnisse.

Die Katastrophe des Jahres 722

Das erste dieser kollektiven Krisenerlebnisse fällt in die Endzeit des 8. Jahrhundert vor Christus. Nach dem Tod Salomos (926 v. Chr.) ist das von David geschaffene Königreich Israel in zwei Teile zerbrochen. Im Nordreich Israel mit der Hauptstadt Samaria herrschen wechselnde Königsgeschlechter, im Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem sitzt die Dynastie der Davididen auf dem Thron.

Die Existenz beider Königreiche ist durch die Neuassyrer gefährdet, die in mehreren Expansionswellen zur beherrschenden Großmacht des Vorderen Orients aufsteigen. Bereits seit 841 ist das Nordreich den Assyrern tributpflichtig, muss aber keine Gebiete abtreten und bleibt eigenständig. Nach einem misslungenen Befreiungsversuch gliedert der Assyrerkönig Tiglatpilesar III. große Teile Israels seinem Reich ein, autonom bleibt nur ein Gebiet um die Königsstadt Samaria. 722 wagt der von den Assyrern eingesetzte König Hosea einen Aufstand, der blutig scheitert. Die Assyrer erobern nun auch Samaria, das sie in eine assyrische Provinz umwandeln. Um die neue Ordnung zu festigen, lässt der Assyrerkönig Sargon II. die israelitische Oberschicht deportieren und siedelt babylonische Bauern sowie Angehörige unterworfener Völker in den geräumten Gebieten an. Damit ist das Nordreich Israel für immer erloschen.

Die Fall Judas im Jahr 701

Das Südreich Juda ist den Assyrern seit 733 ebenfalls tributpflichtig, aber formell noch intakt. Nach seiner Krönung im Jahr 715 versucht König Hiskias von Juda (715-697 v. Chr.) die assyrische Oberherrschaft abzuschütteln und stellt die Tributzahlungen ein. Um 705 v. Chr. verbündet sich Juda mit Ägypten, Babylonien und einigen syrischen Kleinstaaten gehen Assyrien. Die Vergeltung bleibt nicht aus. Ab 701 v. Chr. schlägt der Assyrerkönig Sanherib zurück. Seine Truppen erobern das judäische Bergland, vernichten zahlreiche Städte und belagern zuletzt Jerusalem. Hiskias muss sich geschlagen geben und erkauft die Rettung der Stadt gegen einen immensen Tribut. Damit steht Juda nahezu ein Jahrhundert lang als Vasallenstaat unter assyrischer Oberherrschaft. Die Niederlage ist so vollständig, dass Hiskias Nachfolger Manasse (697-642 v. Chr.) den Assyrerkönigen bei deren Göttern absolute Loyalität schwören muss und Judäer als Zwangsarbeiter verschleppt werden.


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