Juckender Hautausschlag Pickel und Pusteln um den Mund herum
Und plötzlich rötet sich die Haut um den Mund herum: Bläschen jucken, Pickel entzünden sich. Diese periorale Dermatitis, auch Mundrose oder Stewardessen-Krankheit genannt, entsteht oft durch zu viel Creme oder auch falsche Gesichtspflege. Was tun gegen die lästigen Rötungen und Papeln im Gesicht?
Meist entstehen die Papeln, Knötchen oder Bläschen zuerst um den Mund herum. Sie können aber auch an Augen, Wangen oder der Stirn auftreten. Die betroffenen Hautstellen fühlen sich trocken an, jucken, spannen, schuppen, entzünden und röten sich.
Zu viel Pflege schädigt die Haut
Oft beginnt die periorale Dermatitis um den Mund herum. Aber auch Augen, Wangen oder Stirn können betroffen sein.
Die periorale Dermatitis erwischt vor allem Frauen zwischen 20 und 50 Jahren. Sie wird auch Mundrose oder Stewardessen-Krankheit genannt. Denn: Die Betroffenen legen meist viel Wert auf Gesichtspflege, testen gerne verschiedene Pflegeprodukte oder nutzen viele unterschiedliche Mittel. Dies kann die Hautbarriere schädigen, erklärt Dermatologin Dr. Sabine Anders.
"Die oberste Schicht der Haut, die Hornschicht, quillt auf. Die Lipidschicht, also die Fettschicht, schützt normalerweise die Haut gegen Umwelteinflüsse. Sie wird durchlässig. Dann kommt es in der Tiefe der Haut zu Entzündungen. Die Hornschicht und die Lipidschicht werden durch zu viel Reinigung und Eincremen zerstört."
Dr. med. Sabine Anders, Dermatologin, München
Keine fetthaltige Creme bei perioraler Dermatitis benutzen
Die genaue Ursache für die Erkrankung ist unbekannt. Doch trockene Luft, wenig Sonnenlicht und Stress begünstigen das Entstehen der Mundrose. Bei vielen Menschen bricht die Erkrankung deswegen im Herbst oder Winter aus – und viele behandeln sie zuerst falsch: Sie cremen die betroffenen Stellen weiter ein, oft mit fetthaltiger Creme, um gegen die Trockenheit anzukämpfen. Doch das verschlimmert die Erkrankung nur.
"Die Haut wird trocken. Dieses Trockenheitsgefühl führt dann dazu, dass man noch mehr Fett drauf tut. Dies schädigt die Barriere weiter, obwohl man sich ja eigentlich etwas Gutes tun will. Aber die Trockenheit der Haut ist ja nicht auf einen Mangel an Fett zurückzuführen, sondern auf einen Mangel an der richtigen Feuchtigkeit und den richtigen Lipiden für die Haut."
Dr. med. Sabine Anders
Richtige Pflege: Gesichtsfluide und sanfte Reinigung
Statt die Haut dick einzucremen, rät Dr. Sabine Anders, die Haut nicht zu aggressiv zu reinigen. Das Gesicht nur ein- bis zweimal pro Tag mit Wasser waschen. Keine Reinigungsmittel für das Gesicht verwenden, die Alkohol enthalten, da dieser die Lipidschicht weiter zerstört.
Zum Schluss eine Creme auftragen, die überwiegend Feuchtigkeit enthält. Gut geeignet ist ein Gesichtsfluid. Generell sollten Betroffene auf Mittel für sensible, gereizte, gerötete Haut setzen.
Bei schlimmeren Fällen helfen antibiotikahaltige Cremes
Ist die Erkrankung schon weiter fortgeschritten oder dauert sie länger an, können Hautärzte auch eine antibiotikahaltige Creme verschreiben, um damit die Entzündung der Talgdrüsen zu stoppen. Allerdings sollten Betroffene die Creme nicht länger als sechs bis acht Wochen anwenden.
"Sonst besteht die Gefahr der Resistenzbildung. Antibiotika sollten ohnehin nicht unkontrolliert langfristig eingenommen oder aufgetragen werden. Sie können auch die bakterielle Schutzflora der Haut verändern."
Dr. med. Sabine Anders
In sehr schweren Fällen behandeln die Ärzte die periorale Dermatitis auch intern, mit antibiotikahaltigen Tabletten.
Kortison verschlimmert die Mundrose
Solche schweren Fälle sieht Dr. Alexander Konstantinow am Klinikum rechts der Isar in München häufig. Sie können auftreten, wenn die Erkrankung verwechselt wird – zum Beispiel mit Akne, Ekzemen, "Rosazea" oder "Demodex Follikukitis" – und daraufhin falsch behandelt wird, oft mit Kortison.
"Kortison drängt die Entzündung zwar vorübergehend zurück. Aber nicht für lange Zeit. Und dann bricht die Erkrankung mit einer noch stärkeren Dynamik wieder aus. Denn die Cremes mit Kortison verstopfen wieder die Ausführungsgänge der Talgdrüsen."
PD Dr. med. Alexander Konstantinow, Dermatologe, Klinikum rechts der Isar, München
Nulltherapie: Auf alle Mittel verzichten?
Gegen den Ausschlag haben Hautärzte früher auch immer wieder die Nulltherapie empfohlen. Dabei verzichten die Betroffenen auf alle Cremes, Seifen, Lotionen, Make-Ups und Reinigungsmittel. Allerdings fällt dies vielen Patientinnen und Patienten schwer, da die Haut dabei sehr spannt:
"Die Nulltherapie ist aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß. Viele Patienten empfinden sie als sehr unangenehm. Denn wir haben auf der einen Seite die Entzündung und das Spannungsgefühl. Außerdem fühlen sich die Patienten oft entstellt. Sie trauen sich nicht mehr, zu geschäftlichen Terminen zu gehen und lassen sich krankschreiben."
PD Dr. med. Alexander Konstantinow
Hausmittel: Schwarztee-Umschläge
Stattdessen sollten Betroffene beim ersten Auftreten der Papeln besser Schwarzteeumschläge anwenden. Dafür starken schwarzen Tee kochen, abkühlen lassen, ein Tuch eintunken und bis zu 15 Minuten auf die betroffenen Stellen legen. Die Gerbstoffe des Schwarztees wirken auf der Haut gegen die Entzündung.
"Die Gerbstoffe haben eine eiweißausfällende Wirkung. Durch die wässrige Phase wird dem Gewebe zusätzlich die Entzündungswärme entzogen. Damit haben wir einen relativ einfachen Mechanismus, aus der Entzündung das Feuer etwas rauszunehmen."
PD Dr. med. Alexander Konstantinow
Pflegekonzept ändern
Wird die Haut weiter falsch gepflegt, kann die periorale Dermatitis immer wieder ausbrechen. Doch es gibt auch eine gute Nachricht für Betroffene: Wer die Mundrose richtig behandelt und anschließend das Pflegekonzept für die Haut ändert, bei dem heilt die Erkrankung ohne Narben wieder vollständig ab.