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Allergien Durchbruch in der Forschung?

Jedes Jahr leiden Allergiker unter den Frühblüherpollen. Bisher ist eine Therapie sehr aufwendig und mit Nebenwirkungen behaftet. Doch in der Forschung zeichnet sich ein Durchbruch bei der Suche nach schonenden und zeitsparenden Allergie-Impfungen ab.

Von: Florian Heinhold

Stand: 21.06.2016

Einer Frau wird in den Oberarm gespritzt | Bild: picture-alliance/dpa

Markus Freitag liebt seinen Garten im oberbayerischen Holzkirchen. Doch im Moment lauert hier eine unangenehme Gefahr auf ihn. Markus Freitag leidet an einer Pollenallergie. Triefende Nase, trockene Augen, starkes Niesen - die Erkältungssymptome ziehen sich bei ihm über mehrere Monate bis in den Sommer hinein.

Auch für Klaudia Heppe ist der Weg durch den Stadtpark zur Arbeit derzeit eine echte Qual. Ständig läuft ihr die Nase. "Das macht einen körperlich richtig fertig. Ich bin manchmal so erschöpft, dass mir der ganze Körper weh tut."

Volkskrankheit Allergien

So wie Markus Freitag und Klaudia Heppe geht es vielen. 15 bis 25 Prozent der Deutschen leiden Schätzungen zufolge an allergischer Rhinitis, im Volksmund "Heuschnupfen" genannt - eine echte Massenkrankheit. Allergiker reagieren auf Stoffe, die eigentlich harmlos sind, als wären es Krankheitserreger. Zu den häufigsten Auslösern zählen Hausstaubmilben, Tierhaare und Pollen.

Therapieansätze – Ursache und Symptome

Weil sein Heuschnupfen ihm so zu schaffen macht, geht Markus Freitag seit einigen Monaten zur Allergie-Therapie. Er zeigt bereits erste Anzeichen eines allergischen Asthmas. Deshalb ist die Therapie für seinen Arzt Dr. Christoph Klingmann klar. Um zu verhindern, dass Markus Freitag Asthmatiker wird, muss eine Hyposensibilisierung durchgeführt werden.

Bei einer Hyposensibilisierung werden kleine Dosen der Allergene unter die Haut injiziert. Der Körper soll sich so an die Pollen gewöhnen und nicht mehr allergisch reagieren. Eine extrem langwierige Prozedur, die rund 60 Spritzen umfasst und über drei Jahre andauert. Weil die Therapie so viel Zeit in Anspruch nimmt, geben viele Patienten vorzeitig auf.

"Die Abbrecherquote bei der Hyposensibilisierung liegt bei bis zu 50 Prozent. Die meisten Patienten brechen nach einem Jahr Behandlung ab, wenn sich der erwartete Erfolg noch nicht eingestellt hat."

P.D. Dr. med. Christoph Klingmann

Die Hyposensibilisierung kann zudem auch Nebenwirkungen haben, wie etwa Ausschläge und juckende Hautrötungen. In seltenen Fällen kann es aber auch zu Atemnot und Asthmaanfällen kommen.

Doch die schulmedizinischen Behandlungsalternativen sind rar. Antihistaminika, Nasensprays und Kortison helfen, die Allergiesymptome zu bekämpfen. Die Hyposensibilisierung dagegen greift das Problem Allergie an der Wurzel und bekämpft die Ursache der Erkrankung.

Neue Ansätze der Immuntherapie

Gerade steht die Forschung möglicherweise vor einem Durchbruch. An mehreren europäischen Forschungszentren wird derzeit an neuen Allergie-Impfstoffen geforscht, die die Immun-Therapie von Grund auf verändern könnten. Auch an der Technischen Universität in München läuft eine Studie zu einem neuen Präparat.

"Die neuen Ansätze in der Immuntherapie verfolgen das Ziel, die Zahl der Injektionen drastisch zu reduzieren. Wir wollen bei weniger Aufwand mindestens den gleichen therapeutischen Erfolg, möglichst aber auch bessere Erfolge erreichen als bisher."

Prof. Dr. med. Ulf Darsow

Das Prinzip: Anstelle der Immunisierung mit natürlichen Allergenen setzen Wissenschaftler auf im Labor hergestellte Moleküle. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten, sagt Allergologe Professor Ulf Darsow von der dermatologischen und allergologischen Spezialklinik am Biederstein in München.

"Wir können mittlerweile erkennen, welche Teile auf einem Allergenmolekül für Nebenwirkungen verantwortlich sind und welche Teile für therapeutische Wirkungen genutzt werden können. Dadurch ist es denkbar, dass zukünftige Immuntherapien deutlich besser verträglich sind."

Prof. Dr. med. Ulf Darsow

In der aktuellen Studie wird ein Präparat getestet, bei dem gezielt Bestandteile eliminiert wurden, die Nebenwirkungen erzeugen. Auch Klaudia Heppe nimmt als Patientin an der Studie teil. Durch die Immuntherapie hofft sie, dass ihr Leidensweg als Pollenallergikerin endlich ein Ende nimmt. Noch müssen sich die neuen Präparate erst bewähren. Deshalb sollten Allergiker ihre laufenden Therapien fortsetzen.


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