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Schwarzer Hautkrebs Unterschätzt und lebensgefährlich

Sie können überall auf der Haut entstehen und sind potenziell lebensgefährlich: maligne Melanome, auch Schwarzer Hautkrebs genannt. Oft werden Melanome erst spät erkannt und behandelt – eine frühzeitige Hautkrebs-Vorsorge ist deswegen besonders wichtig

Von: Veronika Scheidl

Stand: 26.06.2023

Schwarzer Hautkrebs | Bild: picture-alliance/dpa

Katrin Gehne ist eine lebensfrohe Frau: Die 56-Jährige aus München genießt es, ausgiebig mit ihrem Hund Oskar zu kuscheln und täglich Gassi zu gehen. Doch vor nicht allzu langer Zeit traute sich Katrin Gehne kaum noch raus, vor allem bei Sonnenschein: Denn die Buchhalterin hat schwere Zeiten durchmachen müssen, Narben an Hals und Ohr zeugen davon. 2017 lässt sie sich einen scheinbar harmlosen Knubbel am rechten Ohr entfernen – erst eine standardmäßige Laboruntersuchung des Gewebes zeigt: Es ist ein malignes Melanom, also schwarzer Hautkrebs. Ein bösartiger Tumor in fortgeschrittenem Stadium.

"Ich bin aus dem Leben gerissen worden. Willkommen im falschen Film. Da waren einfach meine Befürchtungen: Habe ich danach noch ein Ohr, habe ich ein halbes Ohr?"

Katrin Gehne

Denn rund um das Melanom wird zur Sicherheit weiteres Gewebe entfernt – die Ärzte können das Ohr aber zum Glück erhalten. Das maligne Melanom hatte bereits gestreut, deswegen musste auch der befallene Wächterlymphknoten entfernt werden, wenig später zudem eine neue Metastase im Hals. Es folgen viele Monate Immuntherapie, die anschlägt. Seit 2019 gilt Katrin Gehne als krebsfrei, ist aber weiterhin in einem engmaschigen Nachsorgeprogramm. Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 50 ist ihr ständiger Begleiter, im Sommer und im Winter schmiert sie sich mehrmals täglich damit ein.

Hellhäutig und viele Sonnenbrände

Hellhäutig, Sommersprossen, blond oder rothaarig: Menschen wie Katrin Gehne gelten als besonders gefährdet, an Hautkrebs zu erkranken. Umso wichtiger ist es, sich etwa mit Sonnencreme zu schützen. Doch als Kind hatte Gehne sehr viele Sonnenbrände. "Aufgrund der vielen Sonnenbrände ist meine Haut geschädigt. Denn die Schäden vergisst die Haut nicht", sagt sie.

Übermäßige UV-Bestrahlung und intensive Sonnenbelastung sind Risikofaktoren für die Entstehung von Schwarzem Hautkrebs. Aber auch die Genetik spielt eine Rolle, wer viele Leberflecke und Muttermale hat, sollte deswegen genauer hinsehen.

Maligne Melanome streuen schnell

Denn maligne Melanome können sich überall spontan auf gesunder Haut bilden – oder sich aus einem bestehenden Muttermal entwickeln.

"Was den schwarzen Hautkrebs gefährlich macht, ist, dass er nicht besonders dick sein muss, um schon mit der Lymphe oder dem Blut zu streuen. Im Vergleich zu anderen Tumoren - der Brust, der Bauchspeicheldrüse oder der Lunge - reden wir hier nicht über Zentimeter-Größen, sondern über Millimeter-Größen."

Prof. Dr. med. Erwin Schultz, Facharzt für Hautkrankheiten, Leiter des Hauttumorzentrums, Klinikum Nürnberg

Millimetergroß war das maligne Melanom am Zeh von Hannelore Galler – auch das hatte bereits gestreut. Zwei Metastasen in der Leiste wurden entfernt. Heute ist die 66-Jährige zur Nachsorge im Klinikum Nürnberg.

"Körperlich fühle ich mich noch nicht ganz so fit, weil das Ganze einen auch seelisch belastet, weil man nicht damit gerechnet hat. Man hört über Brustkrebs oder sonstige Krebsarten. Aber Schwarzer Hautkrebs war für mich etwas, das ich nicht so kannte."

Hannelore Galler

Schwarzer Hautkrebs: Erkrankungen nehmen weltweit zu

Dabei ist Hautkrebs eine der häufigsten Krebsdiagnosen in Deutschland: Jährlich erkranken hier laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum mehr als 23.000 Menschen an Schwarzem, gar 200.000 Menschen an Weißem Hautkrebs. Der Münchner Dermatologe Prof. Viktor Meineke beobachtet, dass Hautkrebs nicht nur in Deutschland ein zunehmendes Problem ist.

"Es gibt weltweite Krebsregister, die schon eindeutig sagen, dass in den letzten Jahren ein dramatischer Anstieg bei der Schwarzen Hautkrebs-Inzidenz aufgetreten ist. Und man rechnet global gesehen bis 2040 noch einmal mit einer Verdoppelung der Inzidenz des Schwarzen Hautkrebses."

Prof. Dr. med. Viktor Meineke, Facharzt für Dermatologie, München

Das habe eine gewaltige gesundheitliche Dimension. Auch Zahlen vom Statistischen Bundesamt lassen aufhorchen: Demnach ist in Deutschland die Zahl der stationären Hautkrebsbehandlungen binnen 20 Jahren um 75 Prozent gestiegen. Dabei handelt es sich sowohl um Schwarzen als auch Hellen Hautkrebs. Außerdem sind laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 knapp 4.100 Menschen an Hautkrebs gestorben – das seien 55 Prozent mehr als im Jahr 2001 mit gut 2.600 Hautkrebs-Toten.  

Vorsorge ist wichtig

Um Hautkrebs möglichst zu verhindern, ist es wichtig, die Haut mit Kleidung, Hut und Sonnencreme zu schützen. Ein weiterer Baustein ist die gezielte Vorsorge. Denn je früher Hautkrebs entdeckt wird, umso besser sind die Heilungschancen.

Der 52-jährige Thomas Grimm aus München ist rechtzeitig zum Arzt gegangen: Ein Melanom am Hals wurde noch im Anfangsstadium entfernt. Nun muss zur Sicherheit noch mal unter lokaler Betäubung weitere Haut nachgeschnitten werden – nach 15 Minuten ist alles geschafft.

"Lieber ist die Haut weg als dass es ein Krebs ist, der eventuell ein bisschen mehr wegnimmt vom Leben."

Thomas Grimm

Gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren haben alle zwei Jahre einen Anspruch auf eine Früherkennungsuntersuchung auf Hautkrebs, das so genannte "Hautkrebs-Screening". Vor dem 35. Lebensjahr sind die Leistungen für Früherkennungs-Untersuchungen je nach Krankenkasse unterschiedlich.

Ein Vorsorge-Screening ist wichtig – besonders für Menschen, die erblich vorbelastet sind. Weil seine Mutter an Hautkrebs erkrankt war, geht der 26-jährige Marvin Wuschech regelmäßig zum Hautarzt.

"Ich habe einen helleren Hautton und viele Muttermale. Da sollte man schon öfter mal kontrollieren."

Marvin Wuschech

Bei der Untersuchung der Haut nutzen Dermatologen meistens ein Auflichtmikroskop, um Pigmentflecken größer und damit besser zu sehen.

KI-gestütztes Hautkrebs-Screening

Manche Praxen bieten zudem ein KI-gestütztes Haut-Screening an, das gesetzlich Versicherte wie Marvin Wuschech aber selbst bezahlen müssen: Hier wird die gesamte Hautoberfläche systematisch fotografiert, alle Muttermale und Hautveränderungen erfasst. Eine künstliche Intelligenz wertet die Bilder aus – für den Münchner Dermatologen Christoph Liebich ist das eine wertvolle Unterstützung.

"Wir haben eine Gesamtübersicht von den Patienten und können auch sehr gut den Verlauf der einzelnen Muttermale dann bei der nächsten Untersuchung sehen. Die KI kann entdecken, ob ein Muttermal neu ist am Körper. Und wir wissen auch, dass neu entstandene Muttermale oder Pigmentveränderungen bei der Krebsentstehung auch eine wichtige Rolle spielen."

Dr. med. Christoph Liebich, Facharzt für Hautkrankheiten, München

Der Dermatologe kann auffällige Muttermale zusätzlich noch mit einem Videoauflichtmikroskop genauer untersuchen. Bei Marvin Wuschech sieht alles gut aus – in einem Jahr steht die nächste Vorsorge an. "Damit fühle ich mich einfach sicherer", sagt der 26-Jährige.

Hilfe für Betroffene und Angehörige

Wer an Hautkrebs erkrankt – egal ob an Schwarzem oder Weißen – hat oft Fragen und Ängste. So ging es auch Katrin Gehne. Darum ist sie heute in einer Selbsthilfegruppe in München aktiv, um anderen Betroffenen und deren Angehörigen zu helfen. Jeder und jede sei willkommen - denn gemeinsam könne man die schwere Zeit besser durchstehen, sagt Gehne.

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