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Finanzen Energieanbieter wechseln - so geht's!

Momentan gehen die Strom- und Gaspreise in die Höhe, da kann ein Anbieterwechsel bares Geld sparen. Doch während die einen ständig an einer Optimierung feilen, rühren die anderen ihre Tarife jahrelang nicht an. Finanzexperte Sebastian Hanisch gibt Tipps, wann sich der Wechsel lohnt und worauf Sie dabei achten sollten.

Stand: 03.11.2021

Stromanbieter Symbolbild mit Stromabrechnung Stecker, Stift, Computertastatur und Geld | Bild: BR / Britta Barchet

Der Anbieterwechsel ist gar nicht so schwer. Allerdings sollten Sie vorab checken, welcher neue Anbieter für Sie in Frage kommt und wie Sie Stolperfallen vermeiden können.

Wann macht ein Wechsel des Energieanbieters Sinn?

Grundsätzlich ist es sinnvoll, seine Verträge regelmäßig zu überprüfen und zu vergleichen, ob sie zu teuer sind - ganz besonders, wenn die Energiepreise so steigen wie momentan. Da Neukunden oft ein hoher "Wechselbonus" eingeräumt wird, kann ein Anbieterwechsel vor allem im ersten Jahr Geld sparen. Manche Verbraucher wechseln deshalb jährlich. Sollten Sie einen Grundversorgungs-Tarif haben, zum Beispiel nach einem Umzug, lohnt sich der Wechsel fast immer. Hier können Sie auch sparen, ohne Ihren Anbieter zu verlassen: indem Sie einen günstigeren Tarif wählen.

Worauf sollte ich beim Kündigen des alten Anbieters achten?

Wer den Strom- oder Gasanbieter wechseln will, muss die vertragliche Mindestlaufzeit und die Kündigungsfrist einhalten. Verpassen Sie die Kündigungsfrist, verlängert sich der Vertrag, je nach den Bedingungen, zum Beispiel um ein weiteres Jahr. Wer bei seinem Anbieter den oft recht teuren Grundtarif nutzt, hat als Grundtarif-Kunde grundsätzlich nur zwei Wochen Kündigungsfrist.

Wichtig: Wenn Ihr Stromanbieter den Preis erhöht, haben Sie ein Sonderkündigungsrecht. Sie können dann sofort kündigen, egal, wie lange der Vertrag noch läuft.

Tipp:

Mit der Kündigung des bisherigen Strom- oder Gasvertrags können Sie in der Regel Ihren neuen Anbieter beauftragen. Sonderkündigungen sollten Sie jedoch immer selbst aussprechen. Und keine Angst: Der Wechsel ist kostenlos und es muss niemand in Ihre Wohnung kommen.

Wie finde ich einen günstigeren Anbieter?

Im Internet gibt es verschiedene Vergleichsportale (beispielsweise Verivox, Check24, Finanztip), die auf Basis Ihres Verbrauchs errechnen, welcher Anbieter für Sie der günstigste ist. Grundsätzlich sind die Ergebnisse dieser Portale verlässlich, sofern Sie sich zuvor etwas schlau gemacht haben.

  • Geben Sie zunächst Ihre Postleitzahl an und vergleichen Sie Ihren Jahresverbrauch (brutto) und den Energiepreis der letzten Rechnung mit den Angeboten der Anbieter.  
  • Achten Sie darauf, welche Voreinstellungen in den Portalen vorgenommen wurden. Vorsicht bei Bonuszahlungen, die nur im ersten Jahr gelten. Die bringen oft eine hohe Ersparnis. Wenn Sie aber einen günstigen Anbieter für zwei oder mehr Jahre suchen, kann ein Tarif ohne Bonus besser sein. (Allerdings können Anbieter ihre Preise, ob mit oder ohne Bonus, später noch erhöhen).
  • Stellen Sie die wichtigsten Kriterien ein: monatliche Zahlungsweise, kurze Kündigungsfrist und Preisgarantie.
  • Achten Sie bei der Preisgarantie darauf, welche Bestandteile des Energiepreises sie umfasst und wie lange sie gilt.

Stichwort Preisgarantie: Natürlich bringt es eine bessere Planbarkeit, wenn der Preis für einen möglichst langen Zeitraum "fix" ist. Aber nicht alle möglichen Preiserhöhungen sind damit ausgeschlossen! Und: Vergleichen Sie die Tarife. Womöglich bietet ein Anbieter ohne Preisgarantie einen deutlich besseren Tarif.

Was gibt es bei Vergleichsportalen zu beachten?

Verlassen Sie sich nicht auf ein Vergleichsportal allein, sondern vergleichen Sie die Ergebnisse mehrerer Portale, um den besten Überblick zu bekommen.
Die Portale fungieren als Vermittler zwischen Energieanbietern und Verbrauchern. Ihr Vertragspartner bei der Energielieferung ist der neue Anbieter, nicht das Portal. Deshalb sollten Sie Preise und Konditionen vor Abschluss des neuen Vertrags mit den Angaben des Anbieters auf dessen Internetseite abgleichen.

Weitere Tipps:

  • Nutzen Sie die Erfahrungen anderer Kunden bezüglich des Service von Energielieferanten. Die Kundenbewertungen in den Vergleichsportalen selbst eignen sich allerdings nur bedingt für die Recherche, da sie in der Regel kurz nach dem Wechsel abgegeben werden und Probleme oft erst später auftreten. Im Portal www.energieanbieterinformation.de veröffentlicht der "Bund der Energieverbraucher" Hintergrundinformationen zu den einzelnen Firmen.
  • Vorsicht bei Tarifen, die von Ihnen Vorauszahlungen verlangen! Im Falle einer Insolvenz könnten Sie Geld verlieren.
  • Und: Tarife, die eine vorab vereinbarte Energiemenge beinhalten, können dann sehr teuer werden, wenn Sie deutlich mehr oder weniger verbrauchen.

Gut zu wissen:

Die Sorge, dass Sie in der Übergangszeit ohne Energieversorgung dastehen, ist unbegründet. Der Wechsel klappt in der Regel reibungslos. Und sollte mal etwas schiefgehen, greift automatisch die Ersatzversorgung über den Grundversorger Ihrer Region.

Welche Laufzeit ist die Beste?

Meist liegt die Mindestlaufzeit bei 12 oder 24 Monaten. Bei einem Tarif mit zwölfmonatiger Laufzeit können Sie vergleichsweise flexibel auf Veränderungen reagieren und die Neukundenprämien bekommen, die meist nur im ersten Vertragsjahr gelten. Tarife mit einer Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten dagegen zeichnen sich in der Regel durch günstigere Vertragskonditionen aus.

Automatischer Wechselservice

Vergleichsportale bieten oft auch einen digitalen Assistenten an, der Sie beim Wechselprozess unterstützen kann. Manche gehen noch einen Schritt weiter und versprechen, Ihren Tarif fortlaufend zu überwachen und regelmäßig den besten Tarif für Sie zu finden. Firmen wie beispielsweise Cheapenergy24, Wechselpilot, Switchup prüfen Angebote, schlagen das aus ihrer Sicht beste vor und übernehmen den gesamten Wechselprozess. Dafür verlangen manche der Dienstleister eine Beteiligung an der Ersparnis durch den Vertragswechsel, andere bekommen vom neuen Anbieter eine Provision. Der Nachteil der Dienste: Sie müssen ihnen vertrauen, dass sie wirklich das beste Angebot für Sie finden.

Achtung:
Wer jährlich den Tarif wechselt und einen Neukundenbonus mitnimmt, dem kann es immer öfter passieren, dass er vom neu gewählten Versorger als "Tarifhopper" erkannt und deshalb als Kunde abgelehnt wird. Denn Anbieter machen oft erst ab dem zweiten Jahr ein Geschäft mit neuen Kunden, wenn der Bonus wegfällt.

Tipp:

Wenn Sie jedes Jahr Ihren Energieanbieter wechseln, können Sie um Löschung Ihrer Daten bitten, nachdem Sie einen Anbieter verlassen haben. So mindern Sie das Risiko, bei der Rückkehr zu einem Versorger abgelehnt zu werden.

Sollte es zu Problemen zwischen Ihnen und einem Energieanbieter kommen, können Sie sich im Streitfall an die "Schlichtungsstelle Energie" wenden (https://www.schlichtungsstelle-energie.de). Diese unabhängige Stelle vermittelt für Verbraucher kostenlos.

Viel Erfolg wünschen Ihnen Sebastian Hanisch und "Wir in Bayern"!


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