Hunde So lernt Ihr Hund allein zu bleiben
Hunde sind hochsoziale Tiere, deren natürliche Lebensweise auf das Leben in einer Gruppe ausgerichtet ist. Kein Wunder, dass sie Stress und Panik bekommen, wenn sie allein gelassen werden. Typische Reaktionen sind dann: laut jaulen, an der Tür kratzen oder Einrichtungsgegenstände zerfetzen. Doch Sie können dafür sorgen, dass Ihr Vierbeiner das Alleinbleiben leichter meistert! Hundetrainerin Sonja Meiburg zeigt, wie's geht.
Hunde sind sehr soziale Wesen. Sie mögen unsere Anwesenheit und fühlen sich sicher, wenn alle ihre Lieben an einem Ort sind. Wenn wir Menschen unsere Hunde allein lassen müssen, ist das für einen Hund meist eine stressige Angelegenheit. Denn damit verschwindet nicht nur die Person, die der Hund mit Spaß und Spiel verbindet, sondern auch Nähe und Sicherheit.
Wie verhalten sich Hunde, wenn sie allein sind?
Ein Hund, der entspannt allein bleiben kann, wird diese Zeit vielleicht mögen und die Ruhe einfach mal genießen. Ein Hund dagegen, der sich beim Alleinbleiben langweilt oder sogar heftigen Stress aufgrund von Angst und Unsicherheit empfindet, wird sich lautstark bemerkbar machen oder sogar Gegenstände zerstören.
Das macht er nicht, weil er "dominant" ist oder seinen Menschen dafür maßregeln möchte, dass er weggegangen ist, sondern weil er eine akute Stressreaktion zeigt. Schimpfen oder schreien Sie deshalb nicht, denn das verschlimmert die Stressreaktion noch.
Besser ist es, Trennungsstress vorzubeugen oder durch gezieltes Training zu lindern.
Was gibt es in der Wohnung zu beachten?
Bevor Sie mit Ihrem Hund das Alleinbleiben üben, sollten Sie Ihren Blick durch die Wohnung streifen lassen und überlegen, ob es Dinge gibt, an denen sich Ihr Hund verletzen könnte. Räumen Sie alles weg, was gefährlich werden könnte, zum Beispiel Elektrokabel, Topfpflanzen oder Mülleimer.
Außerdem ist es hilfreich, die Klingel abzustellen und die Fenster im unteren Bereich blickdicht zu gestalten, beispielsweise mit Fensterfolie, so dass Ihr Hund nicht unnötig durch Reize von außen aufgeregt wird.
Achtung
Es ist verboten, einen Hund über viele Stunden hinweg in eine Box zu sperren.
Der Hunderaum
Wenn Sie einen hellen, großzügigen Raum haben, in dem sich Ihr Hund frei bewegen kann, können Sie Ihrem Hund beibringen, in diesem Raum auf Sie zu warten. So müssen Sie nur einen Raum hundesicher machen.
Um Trennungsstress vorzubeugen, können Sie den Hunderaum so gestalten, dass Ihr Hund sich dorthin freiwillig zum Ausruhen bei geöffneter Tür zurückzieht. Ein gemütliches Körbchen oder ein Sofa helfen dabei, dass Ihr Hund dort gerne schläft.
Die Ignorierzeit
Wenn Ihr Hund einen Rückzugsort hat, den er mag, können Sie zur Vorbeugung von Trennungsstress eine Ignorierzeit aufbauen, also eine Zeit, in der die ganze Familie den Hund freundlich ignoriert. Ihr Hund lernt, dass ihm in dieser Zeit niemand zur Verfügung steht und er ruhen oder sich selbst beschäftigen kann. Das kann für Hunde anfangs beängstigend sein, daher ist es wichtig, diese Zeit in kleinen Schritten und für den Hund vorhersehbar aufzubauen.
So geht's:
Kuscheln Sie eine Runde mit Ihrem Hund in der Nähe seines Ruheplatzes oder spielen Sie ein ruhiges Spiel, das ihn nicht allzu sehr aufdreht. Ihr Hund sollte vorher nicht "ausgelastet" werden, weil Auslastung oft mit Action verbunden ist und der Körper dann länger braucht, um zur Ruhe zu kommen. Das erschwert das Alleinbleiben.
- Nach dem Kuscheln geben Sie Ihrem Hund ein Pausenzeichen und sagen zum Beispiel: "Jetzt ist Pause".
- Als Nächstes entfernen Sie sich ein kleines Stück von Ihrem Hund und lassen beruhigende Musik laufen (verwenden Sie immer dieselbe Musik).
- Warten Sie eine Minute, lesen Sie solange ein Buch oder schauen aufs Handy, aber ignorieren Sie Ihren Hund.
- Nach einer Minute schalten Sie die Musik ab, gehen zurück zu Ihrem Hund und knuddeln ihn wieder, wenn er das möchte.
- So lernt Ihr Hund, dass er ignoriert wird, während die Musik läuft und kann sich darauf einstellen.
Die Bedeutung der Musik
Sie gibt Ihrem Hund ein Dauersignal, das bedeutet "die Ignorierzeit dauert noch an". Außerdem dämpft sie die Geräusche von außen ein wenig, so dass Ihr Hund im Haus entspannter bleiben kann.
Erweitern Sie die Ignorierzeit nach und nach, so dass sich Ihr Hund irgendwann auf seinen Ruheplatz zurückzieht oder sich eine Beschäftigung sucht, während Sie ihn nicht beachten. Wählen Sie den Zeitraum immer so, dass Ihr Hund sich noch wohlfühlt.
Reagiert Ihr Hund auf die Ignorierzeit gelassen, können Sie nach und nach
- sich im ganzen Haus bewegen,
- kurz Türen schließen und wieder öffnen,
- Schuhe anziehen,
- Schlüssel in die Hand nehmen,
- schließlich ganz kurz (sekundenweise) das Haus verlassen und sofort wieder zurückkehren.
Reagiert Ihr Hund gestresst, war der Schritt zu groß und Sie sollten im Training wieder etwas weiter vorne anfangen. Das ist zeitaufwändig, hilft Ihrem Hund aber auf eine sehr zuverlässige Art und Weise, mit dem Alleinbleiben besser zurechtzukommen.
Wenn der Hund bereits gestresst ist und nicht allein bleiben kann
Hat Ihr Hund bereits Trennungsstress entwickelt, ist es wichtig, dass er für die Dauer des Trainings nicht allein bleiben muss, um das Alleinbleiben nicht immer wieder aufs Neue als traumatisch zu erfahren. Nehmen Sie ihn, wenn möglich, mit ins Büro oder engagieren Sie eine Person, die auf Ihren Hund aufpasst, während Sie nicht da sind. Nutzen Sie diese Zeit, um Ihrem Hund zu zeigen, dass er auch ohne Sie auskommen kann.
Wie lange kann ich meinen Hund allein lassen?
Sollten Sie den ganzen Tag außer Haus sein, kann das für Ihren Hund sehr schwierig sein. Denn in dieser Zeit kann er sich nicht lösen, bekommt nichts zu fressen und hat keinerlei Ansprache. Die meisten Hunde können lernen, drei bis vier Stunden allein zu bleiben. Längere Zeiten sollten mit einer Betreuungsperson überbrückt werden.
Hilft meinem Hund die Gesellschaft eines zweiten Hundes?
Falls Sie darüber nachdenken, sich einen zweiten Hund anzuschaffen, damit der erste nicht so allein ist: ein zweiter Hund ist keine Garantie dafür, dass Trennungsstress verschwindet. Im Gegenteil. Der zweite Hund kann sich das unruhige Verhalten des ersten Hundes abschauen und wenn es nicht gut läuft, haben Sie zwei Hunde mit Trennungsstress.
Sollte ich meinen Hund beschäftigen, falls ihm beim Alleinsein einfach nur langweilig ist?
Wenn Ihr Hund beim Alleinbleiben keine Angst empfindet, sondern ihm einfach nur langweilig ist, können Sie ihm ein paar Beschäftigungen hinterlassen. In Frage kommen ruhige Beschäftigungsmöglichkeiten, an denen sich Ihr Hund nicht verschlucken kann. Kauknochen sind zum Beispiel ungeeignet, da viele Hunde dazu tendieren, größere Reststücke zu verschlingen und sich dabei zu verschlucken.
In Frage kommen zum Beispiel:
- zusammengerollte Handtücher, die mit Leckerlis befüllt werden
- Spielzeuge, aus denen Ihr Hund Joghurt oder Quark schlecken kann
- Schleckmatten, auf die Sie Leberwurst oder Schmierkäse auftragen
Achtung
Geben Sie Ihrem Hund ein Spielzeug immer erst ein paar Mal unter Ihrer Aufsicht. Achten Sie darauf, wie Ihr Hund damit umgeht. Tendiert er dazu, das Spielzeug zu zerfetzen und die Stücke zu verschlucken, ist die Beschäftigung für ihn beim Alleinbleiben ungeeignet. Suchen Sie Dinge, die für Ihren Hund ganz individuell ungefährlich sind.
Hund unter Beobachtung
Es gibt die Möglichkeit, im Hundezimmer Kameras aufzustellen und den Hund über eine App zu überwachen. So können Sie überprüfen, wie es ihm in Ihrer Abwesenheit ergeht. Auch können Sie auf diese Weise Gefahrenstellen ausfindig machen und beseitigen.
Keine Frage des Alters
Trennungsstress kann in jedem Hundealter auftreten. Wenn Hunde Schmerzen haben oder älter werden und ihre Sinnesleistungen nachlassen, kann sie das so sehr verunsichern, dass sie ohne ihre Bezugsperson Angst empfinden. Trennungsstress kann also immer auftauchen. Es ist gut, wenn Sie sich bereits jetzt darüber Gedanken machen und sich zum Beispiel um einen Notfallkontakt für eine Betreuung bemühen.
Viel Erfolg mit diesen Tipps wünschen Sonja Meiburg und "Wir in Bayern"!