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Hunde Tierschutz: So gewöhnen Sie Ihren Hund zuhause ein

Es ist so weit: Ein Hund aus dem Tierschutz zieht bei Ihnen ein! Was erwartet Sie in den ersten Tagen? Was sollten Sie beachten, damit Sie auf Dauer miteinander klarkommen und ein gutes Team werden? Hundetrainerin Sonja Meiburg gibt Tipps, wie Sie Ihrem neuen Vierbeiner das Eingewöhnen erleichtern und gleich zu Beginn den Grundstein für eine lebenslange Freundschaft legen.

Stand: 29.05.2024 11:46 Uhr

Hund gibt seinem Besitzer Pfote | Bild: BR / stock.adobe.com / Reddogs

Jetzt ist er da, der Hund. Und nun?

Wenn ein Hund einzieht, wissen alle nicht so recht, was auf sie zukommt und wie sie miteinander umgehen sollen. Sowohl die Menschen als auch der Hund sind unsicher. Die erste Kennenlernzeit ist wichtig, um Vertrauen zueinander aufzubauen und eine Grundlage für eine enge Bindung in den nächsten Jahren zu schaffen.

Der Hund weiß nicht, wie ihm geschieht. Er versteht nicht, dass das Haus, in dem er sich jetzt befindet, sein neues Zuhause sein soll. Er kennt die Menschen nicht, er kennt die Umgebung nicht, er kennt die Regeln nicht. Er ist wahrscheinlich nervös, gehemmt und fluchtbereit. Es ist daher wichtig, dem Hund in dieser ersten Zeit genügend Raum zu geben, um sich in Ruhe orientieren und einfinden zu können.

Dazu gehört auch, das Miteinander so zu organisieren, dass es zu möglichst wenig Konflikten kommt. Es ist unnötig, einem Hund die Regeln über Schimpfen, Einschüchtern oder Erschrecken beibringen zu wollen. Besser ist es, das Umfeld zunächst so zu gestalten, dass der Hund die Möglichkeit hat, seine neue Umgebung angstfrei zu entdecken. Das nennen wir eine "Ja"-Umgebung, also eine Umgebung, in der der Hund alles erkunden kann, ohne dass sich ihm jemand in den Weg stellt.

Machen Sie die Wohnung vor dem Einzug Ihres Hundes hundesicher:

  • sichern Sie Steckdosen und Kabel
  • stellen Sie Topfpflanzen und Schuhe außer Reichweite
  • räumen Sie wertvolle Teppiche weg (der Hund ist vielleicht noch nicht stubenrein)
  • sorgen Sie bei rutschigen Böden für ein paar rutschfeste Teppichstücke oder -fliesen
  • sichern Sie Ihre Mülleimer
  • lassen Sie nichts Essbares herumstehen

Legen Sie stattdessen Spielzeug und Kauknochen aus, die Ihr Hund ausdrücklich haben darf und die ihm zur freien Verfügung stehen.

Was tun, wenn mein Hund Essen vom Tisch klaut?

Es ist völlig normal, dass ein Hund aus dem Tierschutz Essen, das er herumliegen sieht, fressen möchte. Schimpfen Sie ihn, wird er es im Zweifel heimlich versuchen. Oder er könnte das Essen Ihnen gegenüber verteidigen. Je nachdem, was er bisher für Erfahrungen gemacht hat. Räumen Sie lieber alles weg, um Ihren Hund gar nicht erst in Versuchung zu führen.

Es kann auch passieren, dass Ihr Hund Hundefutter verschmäht und nur menschlich zubereitetes Essen fressen mag, weil er in seinem bisherigen Leben Essensreste gewohnt war. Dann können Sie ihm sein Futter frisch zubereiten und das Hundefutter in kleinen Portionen untermischen.

Soll der Hund möglichst schnell seine Umgebung kennenlernen?

Wenn der Hund ankommt, gilt: Ruhe! Sämtliche Verwandten, Nachbarn, Freunde oder Kinder von Freunden sollten Sie erst einmal um eine Woche vertrösten. Der Hund braucht Zeit, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Und auch die Menschen brauchen Zeit, um eine gewisse Routine im Umgang mit dem Neuzugang zu entwickeln.

Tipp: Positive Verstärkung mit Lob und Leckerlis

Halten Sie Leckerlis in einem Beutel bereit und überlegen sich ein Wort, das dem Hund sagt: "Gut gemacht, jetzt gibt's eine Belohnung!", zum Beispiel "prima". Setzen Sie dieses Wort und die Leckerlis von Anfang an sehr generös ein. Loben und kommentieren Sie alles wohlwollend, was der Hund richtig macht. Egal, wie banal es sein mag. Ein guter erster Eindruck zählt und das gute Verhalten bleibt erhalten.

Der Hund schnuppert vorsichtig an den Regalen, ohne daran zu knabbern? Einfach mal loben. Der Hund wartet, ohne zu jaulen, während Sie das Essen zubereiten? Loben Sie ihn. Der Hund liegt neben dem Tisch auf seiner Decke, während am Esstisch alle essen? Belohnen Sie ihn. Auf Dauer muss diese hohe Schlagzahl nicht mehr sein, aber auf diese Weise bringen Sie dem Hund sehr nett die Spielregeln bei, die in Ihrer Familie gelten. Gehorsamkeitstraining ist in der ersten Zeit nicht wichtig. Aber es ist entscheidend, dass sich alle wohl miteinander fühlen. Erst dann zeigt sich, welche Signale gebraucht werden, welche Belohnungen für den Hund passend sind und wo Übungsbedarf besteht.

Auf was sollte ich bei den ersten Spaziergängen achten?

Gehen Sie zunächst immer von zu Hause aus und immer dieselbe Runde mit gelegentlichen Abweichungen, damit der Hund sich eine innere Landkarte von seinem neuen Zuhause erstellen kann.

Rechnen Sie stets damit, dass sich Ihr Hund erschrecken oder irgendwie anders ungewohnt reagieren könnte. Deshalb sind anfangs ein Sicherheitsgeschirr und eine Schleppleine, am besten mit Ruckdämpfer, unerlässlich.

Wo soll der Hund schlafen?

In den ersten Nächten ist es wichtig, dass der Hund nicht alleine bleibt. Entweder schläft er mit im Schlafzimmer (was grundsätzlich sinnvoll ist, weil der Mensch nur dann mitbekommt, wenn mit dem Hund etwas nicht stimmt, er zum Beispiel Durchfall bekommt) oder jemand übernachtet mit dem Hund an dem Platz, an dem er auf Dauer schlafen soll.

Das Gleiche gilt für das Alleinebleiben über Tag: Das muss bei den meisten Hunden erst sorgfältig aufgebaut werden und dafür braucht es etwas Zeit. Natürlich können Sie das Training nach den ersten Eingewöhnungstagen langsam und kleinschrittig starten, aber die ersten Tage gehören ganz dem gegenseitigen Kennenlernen und Vertrauensaufbau.

Fazit

Wichtig ist, dass Sie gerade am Anfang Konflikte vermeiden. Bedrohen Sie Ihren Hund nicht oder schüchtern Sie ihn auf keinen Fall ein, damit er Sie als verlässlichen Sozialpartner kennenlernt und auch lernt, Unwohlsein ohne Aggression zu kommunizieren.

Je mehr Weichen Sie für gutes Verhalten in den ersten Tagen stellen, umso leichter wird das Zusammenleben mit Ihrem Hund auf Dauer.

Hinweis:

Sollte es zu Verhaltensproblemen kommen, empfehle ich, möglichst schnell eine positiv arbeitende Trainerin oder einen Trainer hinzuzuziehen, damit sich das unerwünschte Verhalten nicht ausweitet.

Viel Erfolg wünschen Ihnen Hundetrainerin Sonja Meiburg und "Wir in Bayern"!


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