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Hunde Tierschutz: So finden Sie den passenden Hund

Wenn die Entscheidung gefallen ist, dass Sie einen Hund aus dem Tierschutz zu sich nehmen möchten, ist die nächste große Frage: Wie finde ich einen Hund, der zu mir passt? Sie beide, Hund und Mensch, möchten natürlich möglichst wenig Stress und Probleme miteinander haben. Deshalb sollten Sie bei der Auswahl eines Tierschutzhundes in paar Dinge beachten. Welche das sind und wie Sie beide zu einem Traumpaar werden, verrät Hundetrainerin Sonja Meiburg.

Stand: 16.05.2024 16:46 Uhr

Kleiner Hund auf der Straße | Bild: BR / stock.adobe com / Anna Jurkovska

Etwas Wichtiges vorab: Haben Sie keine Angst vor einem Tierschutzhund! Es gibt jede Menge Hunde im Tierschutz, die nicht wegen Verhaltensproblemen abgegeben wurden, sondern weil sie zum Beispiel Scheidungswaisen sind oder ihr Mensch verstorben ist.

Der Vorteil von Tierschutzhunden ist, dass viele von ihnen bereits erwachsen sind. Bei einem erwachsenen Hund können Sie als Laie viel besser feststellen, ob Sie einen Draht zueinander haben und welche Charaktereigenschaften er mitbringt. Bei einem Welpen lässt sich das oft nur schwer feststellen, weil sie einfach alle so niedlich sind und immer noch die unzutreffende Meinung vorherrscht, Welpen würden sich irgendwie automatisch in unser Leben integrieren und sich an alles gewöhnen. Das ist ein Irrtum, und so tun sich Menschen, die noch nicht so viel Erfahrung mit Hunden haben, durchaus leichter mit erwachsenen, unkomplizierten Hunden - und manche davon finden Sie im Tierschutz.

Wie finde ich einen Hund, der gut zu mir passt?

Sie brauchen dafür vor allem Geduld und ein wenig Zeit. So eine Suche darf gerne mehrere Monate dauern. Vergessen Sie nicht: Ihr Hund lebt die nächsten 10 bis 15 Jahre bei Ihnen. Treffen Sie Ihre Entscheidung ganz in Ruhe.

Soll ich im Inlands- oder Auslandstierschutz suchen?

Sie finden sowohl im Inland als auch im Ausland großartige Hunde, die ein wunderbares Zuhause verdient haben.

Hunde aus dem Inland

Hunde aus dem Inland haben den großen Vorteil, dass sie meistens schon wissen, wie es ist, hier zu leben. Sie kennen unsere Wohnungen, Autos, Geräusche, Gerüche und sind deswegen oft viel einfacher in eine neue Familie zu integrieren.

Allerdings müssen Sie etwas länger nach dem perfekten Hund suchen, da meiner Erfahrung nach unsere hiesigen Hunde, wenn sie keine größeren Verhaltensprobleme mitbringen, oft schnell vermittelt sind.

Tipps zu einem Hund aus dem Tierheim

Wenn Sie einen Hund suchen, ist momentan ein guter Zeitpunkt, denn die Tierheime in Bayern sind voll. Viele Tiere, die zur Corona-Pandemie angeschafft und danach wieder abgegeben wurden, weil ihre Menschen keine Zeit mehr für sie hatten, suchen ein Zuhause.

Schauen Sie sich mehrere Tierheime an und besuchen sie ihren Favoriten öfter, gehen Sie zum Beispiel Gassi mit ihm, so können Sie ein Gefühl für das Tier und seinen Charakter entwickeln.

Tipp

Tierheime suchen ständig „Gassigeher“, die regelmäßig kommen und die Tierheimhunde zu einem Spaziergang mitnehmen. Bei vielen Einrichtungen werden vor dem ersten Mal „Gassigeher-Seminare“ angeboten, die Sie auf Ihre neue Aufgabe vorbereiten.

Hunde aus dem Ausland

Hunde aus dem Ausland sind oft auf der Straße groß geworden und kennen das innerdeutsche Leben, die Gerüche, die Geräusche nicht. Sie sind auch nicht immer "dankbar" für ihre Rettung. Anpassungsschwierigkeiten können zu Angst- und Fluchtreaktionen führen, die nicht automatisch nach ein paar Tagen verschwinden. Dass Hunde aus dem Ausland automatisch sehr sozial sind, weil sie ja in Sheltern, also in Auffangstationen gelebt haben, ist ein Mythos. In den Sheltern haben die Hunde meist schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht und können deswegen auf fremde Hunde biestig reagieren. Auch können sie gesundheitliche Probleme mitbringen, die zum Beispiel durch Mangelernährung oder den Kontakt mit ausländischen Parasiten entstanden sind.

Wichtig zu wissen ist, dass Verhaltens- und Gesundheitsprobleme auch oder gerade bei Zuchthunden keine Seltenheit sind. Das allein sollte also kein Grund sein, Tierschutzhunde abzulehnen.

"Ich möchte Ihnen als Beispiel Mara vorstellen: Sie ist vermutlich 2020 auf den Azoren geboren, mit etwa vier Monaten auf der Straße aufgegriffen und in eine Sammelstation gebracht worden. Von da aus kam sie nach Deutschland. Mara kannte nichts, was mit einem Leben in unserem Land zu tun hat. Sie war extrem ängstlich, krank und unterversorgt. Ihr Frauchen hat sie ausgesucht, weil sie so süß und auch bemitleidenswert aussah. Hier in Deutschland hat sie sich zwar eingelebt, allerdings aus ihrer Angst heraus Aggressionsverhalten gegenüber fremden Menschen und Hunden entwickelt. Wir arbeiten daran und haben insbesondere auf dem geschützten Hundeplatz schon viele Erfolge feiern können."

Sonja Meiburg, Hundetrainerin

Gut zu wissen

Bei Hunden aus dem Tierschutz kümmern sich in der Regel die vermittelnden Tierschutzorganisationen um die wichtigsten Impfungen und geben Tipps zur Gesundheitsvorsorge.

Sonja Meiburgs Tipp

Lernen Sie Ihren Traumkandidaten immer erst einmal persönlich kennen, bevor Sie sich endgültig entscheiden. Jeder Mensch hat individuelle Vorlieben, was Hunde angeht. Es muss "Klick" machen. Ich empfehle auch, einen Hund aus dem Auslandstierschutz nicht vom Flieger aus in Empfang zu nehmen, sondern einen Hund zu besuchen, der sich hier in einer Pflegestelle befindet.

Es gibt auch Erfolgsgeschichten bei Zusammenführungen direkt am Flieger, aber gerade Menschen ohne Erfahrung empfehle ich dringend, den Hund zunächst in Ruhe kennenzulernen. Tierschutzvereine, die Ihnen den Hund am liebsten direkt in die Hand drücken würden und kein Kennenlernen über einige Tage hinweg zulassen, würde ich meiden.

Wenn es passt und Sie Ihren Hund, so wie er ist, absolut toll finden, dann ist die Chance groß, miteinander glücklich zu werden.

Viel Erfolg wünschen Sonja Meiburg und "Wir in Bayern"!


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