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Hunde Was tun, damit mein Hund nicht an der Leine zerrt

Sie wollen gemütlich mit Ihrem Hund eine Runde Gassi gehen, aber Ihr Vierbeiner zieht die ganze Zeit an der Leine? Dann macht nicht nur Ihr Hund, sondern auch Sie etwas falsch. Sonja Meiburg beantwortet Fragen rund um das Thema "Leinenführigkeit" und gibt Tipps, was Sie beachten sollten, damit der Spaziergang in Zukunft entspannt verläuft.

Stand: 09.10.2024 11:23 Uhr

Ein Hund an der Leine. | Bild: BR/Philipp Kimmelzwinger

Wieso zieht ein Hund an der Leine?

Sonja Meiburg: "Hunde machen das nicht absichtlich. Die Leinenführigkeit ist für viele Hunde schlichtweg schwierig zu begreifen. Sie verstehen nicht, dass ihr Ziehen für uns Menschen unangenehm ist, und selbst wenn wir an der Leine herumrucken, begreifen sie oft nicht, warum wir das tun."

Woran liegt es, dass Hunde die Leinenführigkeit so schlecht verstehen?

Sonja Meiburg: "Das Problem: Hunde haben nicht unbedingt die gleiche Geschwindigkeit wie wir Menschen. Manche sind - wie wir - schneller, manche langsamer. Wir Menschen erwarten aber, dass der Hund sich permanent an unsere Geschwindigkeit anpasst, damit er nicht an der Leine zieht. Das ist für Hunde genau wie für Menschen schwer umzusetzen. Oder haben Sie schon einmal versucht, sich zehn Minuten lang an der Seite eines sich völlig unberechenbar bewegenden Menschen in einem Abstand von 50 Zentimetern zu bewegen? Probieren Sie es mal aus, dann wissen Sie, was Ihr Hund täglich leisten muss. 

Bitte beachten Sie: Leinenführigkeit ist keine reine Gehorsamsfrage. Ein Hund zieht an der Leine, wenn er aufgeregt ist, und Aufregung wird in Bewegung umgesetzt. Je entspannter der Hund ist, umso leichter ist die Leinenführigkeit. Zieht Ihr Hund dauerhaft an der Leine? Dann ist er draußen überfordert und braucht vielleicht eine andere, ruhigere Umgebung für den Spaziergang.
Oder zieht Ihr Hund vielleicht an der Leine, weil er gar nicht anders kann? Einfach, weil Ihre Leine viel zu kurz für Ihren Hund ist und Sie ständig erwarten, dass Ihr Hund 'bei Fuß' geht?"
(Lesen Sie auch Tipps für entspanntes Gassigehen. Und wie Sie einen nervösen Hund beruhigen können, erfahren Sie hier.)

Leinenführigkeit bedeutet also, dass der Hund eine etwas längere Leine braucht?

Sonja Meiburg: "'Leinenführigkeit' bedeutet 'Spazierengehen'. Ihr Hund darf schnuppern, pieseln, stehenbleiben und in die Umgebung schauen. Hauptsache, die Leine bleibt dabei halbwegs locker. Dafür braucht es eine etwas längere Leine, damit der Hund sich frei bewegen kann.

'Bei Fuß' bedeutet, dass Ihr Hund regelrecht an Ihrer Seite kleben muss. Das kann für kurze Strecken, zum Beispiel an uneinsehbaren Ecken, sinnvoll sein, ist aber für einen ganzen Spaziergang regelrechte Tierquälerei, da sich Ihr Hund dann zu keinem Zeitpunkt so bewegen kann, wie es seinem natürlichen Gangmuster entspricht."

Was brauche ich für die Leinenführigkeit?

Sonja Meiburg: "Damit die Leinenführigkeit funktioniert, brauchen Sie die richtige Ausstattung:

  • Brustgeschirr
  • längere Leine, damit der Hund mehr Spielraum hat
  • gegebenenfalls Ruckdämpfer
  • Belohnungen, beispielsweise sehr gute Leckerchen"

Und wie trainiere ich die Leinenführigkeit?

Sonja Meiburg: "Leinenführigkeit ist sehr komplex, aber es gibt Grundübungen, die jedes Hund-Mensch-Team durchführen kann, um die Leinenführigkeit zu verbessern.

Wichtig

Suchen Sie eine Umgebung auf, in der sich Ihr Hund sicher und entspannt fühlt und nicht völlig aufgeregt ist.

Übung 1: Leinenführigkeit belohnen

Üben Sie die Leinenführigkeit und belohnen Sie Ihren Hund dafür, dass er sich im Leinenradius bewegt. Sie stehen neben Ihrem Hund, Ihr Hund ist aufmerksam. Dann wenden Sie sich mit einem Signal, beispielsweise 'Geh mit' von ihm ab. Laden Sie Ihren Hund ein, mit Ihnen zu gehen. Schließt Ihr Hund zu Ihnen auf, belohnen Sie ihn dafür.

Die Strecke, die Sie gehen, bevor sie ihn belohnen, verlängern Sie mit der Zeit. Achten Sie darauf, Ihren Hund vor allem dann zu belohnen, wenn er spazieren geht, also nicht zu Ihnen schaut. So lernt er, die Leine auch dann locker zu lassen, wenn er mit seiner Umwelt beschäftigt ist.

Übung 2: Leinenende-Signal aufbauen

Wird Ihr Hund beim Spaziergang auf Ihrer Höhe schon mal langsamer, anstatt einfach an Ihnen vorbeizuschießen, können Sie für die wenigen Male, die Ihr Hund dann noch zieht, ein Leinenende-Signal einführen. Das bedeutet, Sie geben Ihrem Hund eine Vorwarnung, beispielsweise sagen Sie 'Langsam', bevor er in die Leine rennt und Sie stehenbleiben. So weiß der Hund, dass gleich gestoppt wird. Er hat also eine Chance, langsamer zu werden. Und Sie können, wenn er langsamer wird und somit nicht an der Leine zieht, Ihren Spaziergang einfach ohne stehenzubleiben fortsetzen.

Sollte Ihr Hund nach dem Leinenende-Signal trotzdem in die Leine laufen, bleiben Sie vorsichtig und möglichst ohne Ruck stehen. Warten Sie, bis Ihr Hund wieder aufmerksam wird und wechseln Sie mit ihm gemeinsam die Richtung. Ihr 'Geh mit' kennt Ihr Hund ja schon. Schließt Ihr Hund dann auf und ist Ihnen gegenüber wieder aufmerksam, können Sie in die ursprüngliche Richtung weitergehen. Achten Sie darauf, Ihren Hund dann sofort wieder für die lockere Leine zu belohnen."

Was ist sonst noch wichtig?

Sonja Meiburg: "Ein wichtiger Punkt bei der Leinenführigkeit: Ihr Hund soll und darf schnuppern. Das ist auch sein Spaziergang! Je mehr Sie Ihren Hund von Schnüffelstellen wegziehen, umso schwieriger wird die Leinenführigkeit, da er möglichst schnell zur nächsten Schnüffelstelle will (er zieht an der Leine) und dort möglichst lange schnüffeln möchte (er geht nicht freiwillig weiter). Geben Sie Ihrem Hund einfach genügend Zeit zum Schnuppern, auch wenn der Spaziergang dann kürzer ausfällt. Qualität ist in diesem Fall besser als Quantität."

Gefährde ich bereits errungene Erfolge, wenn ich mal nicht konsequent übe?

Sonja Meiburg: "Sie können Leinenführigkeit nicht konsequent üben. Das ist normal. Manchmal muss es schnell gehen und Sie lassen Ihren Hund einfach ziehen. Manchmal haben Sie keine Lust zum Üben oder Ihr Hund hat einfach einen schlechten Tag.

Damit Ihr Hund nicht verwirrt ist, wenn er mal ziehen darf und mal nicht, nutzen Sie zwei verschiedene Leinen-Modi:

  • Arbeitsmodus: Sie hängen die Leine zum Beispiel an den Halsring. Das bedeutet für Ihren Hund, dass jetzt konsequent trainiert wird und neben Belohnungen auch das Leinenende-Signal genutzt wird.
  • Freizeitmodus: Sie hängen die Leine zum Beispiel am Rückenring ein. Das bedeutet für Ihren Hund, dass er jetzt ziehen darf und keine negativen Konsequenzen folgen. Je öfters Sie im Arbeitsmodus üben, umso besser wird auf Dauer auch die Leinenführigkeit im Freizeitmodus. Also haben sie keine Angst davor, Ihren Hund im Freizeitmodus ziehen zu lassen. Das gefährdet Ihre Lernerfolge nicht.

Haben Sie Geduld. Es ist für Ihren Hund schwierig zu verstehen, was Leinenführigkeit bedeutet. Geben Sie sich und Ihrem Vierbeiner genügend Zeit zum Lernen."

Viel Erfolg mit diesen Tipps wünschen Sonja Meiburg und "Wir in Bayern"!


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