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Hunde So finden Sie eine gute Hundeschule

Harry flippt gerne aus, wenn der Postbote klingelt, Luna springt ständig andere Jogger an und Struppi jagt am liebsten Katzen: Zeigt Ihre Fellnase ein unerwünschtes Verhalten, kann das Training in einer Hundeschule sinnvoll sein. Doch wie finden Sie eine passende? Und auf was sollten Sie bei der Suche achten? Hundetrainerin Sonja Meiburg gibt Tipps, wie Sie für sich und Ihren lieben Vierbeiner eine gute Adresse finden.

Stand: 19.09.2024 11:11 Uhr

Ein Labrador-Welpe lernt in einer Hundeschule das Kommando "Sitz".  | Bild: picture alliance

In Deutschland leben derzeit etwa 10 Millionen Hunde. Sie sorgen dafür, dass wir uns mehr bewegen, lächeln, wenn wir ihnen zuschauen, und das Gefühl haben, bedingungslos akzeptiert zu werden. Diese positiven Auswirkungen hat ein Hund allerdings nur, wenn wir mit ihm harmonisch zusammenleben und er Freude an unseren Aktivitäten hat. Dabei kann eine Hundeschule sowohl dem Hund als auch dessen Frauchen und Herrchen helfen. (Lesen Sie auch, welches typische Probleme bei der Hundeerziehung sind.)

Bei welchen Aspekten des Zusammenlebens kann eine Hundeschule weiterhelfen?

Sonja Meiburg: "Wenn Sie ein Neuling in Sachen Hund sind, haben Sie sicher viele Fragen rund um das Zusammenleben mit Ihrem Hund. Hundeschulen sind in diesem Fall Vermittler zwischen Hund und Mensch. Außerdem können Sie dort lernen, wie Training funktioniert. Übung macht den Meister!

Ein Hund, der sich gesellschaftlich nicht akzeptabel verhält, weil er beispielsweise Katzen jagt, Menschen anspringt oder andere Hunde aufmischen möchte, kann für sein Herrchen / Frauchen eine psychische Belastung sein, da der Mensch für das problematische Verhalten seines Hundes verantwortlich gemacht wird.

Außerdem ist es für den Menschen unangenehm, wenn der Hund ständig an der Leine zieht, sein Futter verteidigt oder jedes Mal ausrastet, wenn jemand an der Tür klingelt. Und es gibt Menschen, die für sich und ihren Hund gemeinsame Aktivitäten unter Anleitung in der Gemeinschaft suchen. Für all diese Bedürfnisse (Spaß, Beschäftigung, Alltagsgehorsam und Problemverhalten) gibt es die Hundeschule."
(Lesen Sie auch, wie Sie Ihrem Hund das Anspringen und das Betteln abgewöhnen.)

"Voraussetzung für ein Lernen mit Spaß ist, dass sich mein Hund in der Hundeschule wohlfühlt. Wichtig ist daher, die richtige Hundeschule zu finden. Es gibt Hundeschulen wie Sand am Meer und die Qualität lässt leider oft zu wünschen übrig."

Sonja Meiburg, Hundetrainerin

Worin liegt das Problem bei vielen Hundeschulen?

Sonja Meiburg: "Es gibt leider immer noch viele Hundeschulen, in denen das Training über Strafreize wie körperliches Bedrohen des Hundes, Angst-, Schreck- oder Schmerzreize läuft. So ein Training kann gefährlich sein. Mittlerweile belegen Studien, dass Hunde, die über Schreck- oder Schmerzreize erzogen werden, häufiger aggressiv reagieren. Das liegt daran, dass sich Hunde durch ihre Menschen bedroht fühlen und sich dementsprechend gegen eine Misshandlung zur Wehr setzen könnten. Manche Hunde werden durch dieses Training nervöser und unruhiger, weil sie ständig mit Strafen rechnen. Das Problemverhalten wird in solchen Fällen eher schlechter als besser.

Aus diesem Grund ist es extrem wichtig, dass Sie als Hundehalter eine Hundeschule suchen, die nicht darauf ausgelegt ist, Sie als ‚Chef' zu etablieren und den Hund einzuschüchtern, sondern darauf, den Hund und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen und mit nettem Training für eine Verhaltensänderung zu sorgen."

Wie finde ich eine solche Hundeschule?

Sonja Meiburg: "Besuchen Sie eine Hundeschule zunächst ein- oder zweimal ohne Ihren Hund. So können Sie sich umschauen, ohne abgelenkt zu sein, und jede Menge Fragen stellen.

Achten Sie auf die Körpersprache der teilnehmenden Hunde: Fühlen sich die Hunde wohl oder wirken sie gehemmt? Sollten den Hunden Schreck- oder Schmerzreize zugefügt werden, drehen Sie am besten auf dem Absatz wieder um. Die Hunde sollten sich freuen, auf den Hundeplatz zu gehen. Wenn sich Ihr Hund wohlfühlt, ist das eine wichtige Voraussetzung für Ihr Training.

Fragen Sie genau nach, welche Erziehungsmethoden verwendet werden. Redet jemand von 'Chef sein' und 'Sie müssen die Führung übernehmen', könnte das ein Zeichen dafür sein, dass der Hund bei Fehlverhalten körperlich eingeschüchtert wird. Wenn Ihnen jemand sagt, dass Sie zwingend ein Halsband benutzen müssen (weil man daran besser rucken kann als am Geschirr), verlassen Sie die Hundeschule.

Aber nicht nur für den Hund soll der Hundeplatz ein sicherer Raum sein, sondern auch für Sie. Achten Sie auf den Tonfall des Trainers oder der Trainerin. Wird jemand Ihnen oder anderen gegenüber laut und kanzelt Sie ab? Oder ist der Ton freundlich, höflich und zugewandt? Werden Fragen mit Freude beantwortet, ohne dass Sie das Gefühl haben zu nerven? Fühlen Sie sich willkommen, dann gehen Sie gerne in die Hundeschule und lernen dort ohne Stress."

Das heißt aber auch, dass man nicht unbedingt die erstbeste Hundeschule in der Nähe nehmen sollte, oder?

Sonja Meiburg: "Die richtige Hundeschule für Sie und Ihren Hund ist nicht zwingend die, die zufällig in Ihrer Nähe ist, sondern die, in der Sie sich gut aufgehoben fühlen. Besuchen Sie verschiedene Hundeschulen in Ihrer Umgebung und vergleichen Sie diese. Es gibt mittlerweile auch verschiedene Verbände, die sich nettes Hundetraining auf die Fahnen geschrieben haben."

Was tun, wenn ich bereits ein paar Stunden in einer Hundeschule absolviert habe und dann erst merke, dass sie nicht zu mir passt?

Sonja Meiburg: "Wenn Sie sich für eine Hundeschule entschieden haben, macht es Sinn, zunächst einzelne Stunden zu buchen, statt sich gleich für einen 10-Stunden-Kurs zu verpflichten. Die meisten Hundeschulen bieten offene Stunden an, die Sie besuchen können, wenn Sie gerade Zeit und Lust haben. Testen Sie Ihre Hundeschule ein paar Wochen lang. Gefällt es Ihnen nicht, können Sie einfach wieder gehen. Gefällt es Ihnen, steht dem Besuch von festen Kursen nichts entgegen."

Viel Erfolg mit diesen Tipps wünschen Sonja Meiburg und "Wir in Bayern"!


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