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Reisetipp Ritten: Wandern und Weitblick hoch über Bozen

Freunde der großen Ausblicke und Panoramawege sollten unbedingt am Ritten ein paar Urlaubstage verbringen. Das ist ein weitläufiges Hochplateau oberhalb von Bozen im Herzen von Südtirol. Auf dem Weg in den sonnigen Süden wird er leider oftmals rechts liegen gelassen. "Das ist viel zu schade", findet Reiseexpertin Annette Eckl. Sie stellt Ihnen diese Region samt Ausflugs- und Übernachtungstipps vor. Auch kulinarisch hat diese Region einiges zu bieten.

Stand: 15.10.2022

Reisetipp: Ritten: Wandern und Weitblick hoch über Bozen

Sonnenplateau Ritten in Südtirol - Wandern und Weitblick hoch über Bozen

"Der Ritten, ein Wander- und Weinparadies, ist der Bozner Hausberg und liegt auf etwa 1200 Metern. Von hier haben Sie einen einzigartigen Blick auf die Dolomiten, vom Schlern über den Rosengarten bis zur Latemar-Gruppe.
Besonders schön sind die Sonnenuntergänge. Denn hier oben erhaschen Sie auch noch die letzten Strahlen, wenn unten im Tal schon längst alles im Schatten liegt.
Das erkannte auch schon Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, der sicher einer der berühmtesten Gäste dort war. Er schätzte die Gegend sehr und feierte hier die Silberhochzeit mit seiner Frau. Ihm zu Ehren ist auch ein Panoramaweg von Oberbozen nach Klobenstein gewidmet, die 'Freudpromenade' mit Blick auf die gegenüberliegenden Dolomiten.

Rittner Bahn

Für alle, die einen Urlaub ohne Auto schätzen, ist der Ritten perfekt. Denn er ist gut mit der Seilbahn direkt von Bozen aus zu erreichen. Oben auf dem Plateau bringt einen eine Schmalspurbahn, die Rittner Bahn, zu den wichtigen Ausgangspunkten und verkürzt den Rückweg so mancher Wanderung bequem und aussichtsreich.

Die Rittner Bahn

Die Rittner Bahn ist eine historische Schmalspurbahn (eröffnet 1907). Schon damals zog es die 'Bozner Schickeria' in den Sommermonaten auf den Ritten. Heute nennen die Einheimischen sie liebevoll 'das Bahnl'. Es ist wirklich ein nostalgisches Bahnerlebnis, teils noch mit den originalen Wagons von damals. Sie schlängelt sich über den Ritten mit Dolomitenblick von Oberbozen nach Klobenstein.

Bekannt ist der Ritten auch für seine bizarren Erdpyramiden, die rötlich aufragenden Gebilde, die sich von Wind und Wetter formen lassen. Und wenn es das Wetter zulässt, ist im Herbst noch ein Bad im Wolfsgrubensee möglich, einem Moorsee, der sich mit einer kleinen Wanderung leicht umrunden lässt.
Ein Abstecher ins Tal nach Bozen rundet das Ganze ab. Wer will, kann alles natürlich umdrehen, in Bozen seinen Urlaub verbringen und Tagestouren auf den Ritten machen."

Anreise

… mit dem Auto:

  • München-Oberbozen: 300 km, etwa 3 Stunden 40 Minuten
  • Nürnberg-Oberbozen: 460 km, etwa 5 Stunden 15 Minuten

… mit der Bahn:

  • München-Bozen: 3 Stunden 50 Minuten, zum Beispiel Supersparpreis Europa einfach 49,90 Euro
  • Nürnberg-Bozen: 5 Stunden 15 Minuten, zum Beispiel Supersparpreis Europa einfach 67,90 Euro

Tipp: Autofreie Anreise mit Bahn und Gondel

Nur wenige Meter vom Bahnhof Bozen ist eine Seilbahn, mit der Sie in nur 12 Minuten hinauf zum Ritten bis zur Bergstation Oberbozen schweben können. Die Fahrt mit der Gondel, auf der Sie wunderschöne Tiefblicke auf Bozen haben, ist schon ein tolles Urlaubserlebnis.
Noch dazu ist die Gondel-Fahrt mit der RittenCard kostenlos.
Die RittenCard ist gratis in den Übernachtungsbetrieben erhältlich. Sie beinhaltet beliebig viele Fahrten mit der Seilbahn Bozen/Oberbozen, der Rittner Schmalspurbahn sowie der Bergbahn Rittner Horn. Außerdem sind enthalten: kostenlose Fahrten mit der Standseilbahn auf die Mendel, sowie die Benutzung der Nahverkehrsbusse und einige Strecken der Regionalzüge in Südtirol. Infos unter: rittencard.com

Ausflugsmöglichkeiten

Wanderung zu den bizarren Erdpyramiden - Zeugen der Späteiszeit

Erdpyramiden

"Kinder bezeichnen sie gerne als 'Lehmsäulen mit Hut'. Klar, sie schauen ja auch so aus. Die Erdpyramiden gelten als stumme Zeugen der Erdgeschichte. Früher glaubten die Menschen, hier seien Geister oder Riesen am Werk gewesen. Dabei geht es zurück in die Späteiszeit, denn Ausgangspunkt ist Moränenlehm von den damaligen Gletschern mit harten Steinbrocken. Die waren bis zu 15 Meter hoch.
Der weiche Boden wird vom Regen weggespült und die harten Steine, die sozusagen ein Dach für den Lehm bilden, bleiben. Die Steine schützen somit über Jahre das darunterliegende Material und halten es trocken. Der Rest wird herausgewaschen. Sobald der Steindeckel von der Spitze herabfällt, bedeutet es leider auch das Ende der Erdpyramiden. Für uns sind sie auf jeden Fall schön anzuschauen, wie sie sich praktisch aus dem Nichts erheben und uns ein fantastisches Naturerlebnis bieten.
Es gibt zwei Wanderwege zu verschiedenen Erdpyramiden:
Ein leichterer Weg ist der ab Klobenstein (Haltestelle Rittner Bahn) über das historische Lengmoos mit kleinem Weiher, bis nach Maria Saal mit schönen Einkehrmöglichkeiten. Die Rückfahrt geht bequem mit dem Postbus nach Klobenstein.
Etwas anstrengender ist die Variante von Oberbozen aus mit einem Ab- und dann Aufstieg ins Katzenbachtal. Hier erwarten Sie tolle Ein- und Tiefblicke zu den Erdpyramiden. Hin und zurück dauert diese Wanderung etwa 1,5 Stunden. Los geht es direkt in Oberbozen und dann einfach den Wandertafeln folgen.
Oder Sie bewundern die Erdpyramiden ganz einfach bei einer Gondelfahrt von Bozen nach Oberbozen aus der Entfernung."

Lamatrekking am Kaserhof - Entschleunigung leichtgemacht

Lama

"Mit Lamas und Alpakas gehen wir auf Tour. Diese Tiere muss man einfach ins Herz schließen. Wer mit ihnen unterwegs ist, vergisst Raum und Zeit. Wenn die Tiere stehen bleiben, müssen wir auch stehen bleiben. Hektik und Stress sind ihnen fremd und das überträgt sich auch auf uns. Wir führen sie einfach locker am Zügel und wandern mit ein paar Gleichgesinnten über den Ritten. Lamas haben eine unglaublich beruhigende Wirkung, schauen einen neugierig und zugleich herzlich an.
Es gibt verschiedene Touren ausgehend vom Kaserhof, einem Erlebnisbauernhof, auf dem schon seit 1996 Lamas und Alpakas gezüchtet werden. Auch wer nicht unbedingt mit den sympathischen Tieren wandern möchte - der Hof ist offen für alle, die einfach auch nur einen neugierigen Blick drauf werfen wollen. Es gibt einen kleinen Rundweg durch den Hof und durchs Gelände. Es macht einfach gute Laune und entspannt, die Tiere in ihrem zwanglosen Umfeld zu sehen.
Für Kinder und Erwachsenen ist das gleichermaßen ein großes Erlebnis und gibt auch gute Inspirationen für den nächsten Friseurbesuch. Gespuckt hat übrigens keines. Infos finden Sie unter: kaserhof.it"

Bozen

Kornplatz

"Bozen gilt als das Tor zu den Dolomiten und ist ein schöner Kontrast zur Bergwelt, um ein bisschen Südtiroler Stadtluft zu schnuppern. Sie können ganz einfach vom Ritten aus mit der Gondel nach unten fahren und kommen fast im Zentrum raus. Von hier aus sind es nur ein paar Minuten Gehweg zum Waltherplatz (eigentlich der Walther-von-der-Vogelweideplatz). Erstmal gemütlich einen Cappuccino zu trinken, ist der perfekte Einstieg, diese mittelalterliche Altstadt zu erkunden. In Bozen ist es am besten, sich treiben zu lassen und durch die berühmten Bozner Lauben zu schlendern - bis hin zum traditionellen Obstmarkt, dem Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Hier gibt es von Chilischoten über Blumen bis hin zu Äpfeln alles. Gerade jetzt im Herbst werden überall auch geröstete Maronen Kastanien angeboten.
Wir schlendern über den Kornplatz, dem ältesten Teil von Bozen, an dem früher der Getreidemarkt abgehalten wurde und bewundern überall die schönen Häuserfassaden.
Sie können natürlich auch den Ötzi im Südtiroler Archäologiemuseum anschauen, doch mich zieht es immer wieder nach Sigmundskron, einem der ältesten Schlösser Südtirols, das durch Reinhold Messner auch zu einem der bekanntesten Schlösser geworden ist. Es ist sein Herzstück mit vielen Mitbringseln aus dem Himalaya, wie Bilder, Skulpturen und Reliquien. Entspannen können Sie in einem kleinen Café im Innenhof, wo Gebetsfahnen im Wind wehen. Wer einmal da war, kommt immer wieder gerne, da dieser Ort eine besondere Energie und Magie hat."

Übernachtungsmöglichkeiten

  • Urlaub auf dem Bauernhof: Hier sind viele Mitglied im Gallo Rosso, dem Roten Hahn, einem Zusammenschluss von Bauernhöfen in Südtirol. Optimal für einen Urlaub ohne Auto ist es, wenn sie sogar an der Bahnstrecke der Rittner Bahn liegen; Preis: ab etwa 80 Euro/Nacht
  • Appartements: beispielsweise in Klobenstein, mit tollem Blick auf den Schlern und Rosengarten; Preis: ab etwa 90 Euro/Nacht
  • Hotels: beispielsweise in Klobenstein, im Doppelzimmer mit Balkon in ruhiger Lage sowie Frühstücksbüfett; Preis: ab etwa 100 Euro/Nacht

Kulinarisches

Maronen

"Immer wieder ein Genuss - nicht nur kulinarisch - sind die alten Bauernhöfe mitten in den Weinbergen, mit Bauernstuben aus dem 15. Jahrhundert und romantischen Weinlauben. Da lässt es sich wunderbar die Südtiroler Schmankerl genießen.
Von Oktober bis zu Beginn der Adventszeit trifft man sich zum Törggelen in den Rittner Buschen- und Hofschänken bei jungem Wein, süßem Most und deftigen Köstlichkeiten wie Ossobuco mit Polenta (das wird hier auch "Plent"“ genannt und besteht aus gelbem Maismehl) und natürlich den Maronen (auch "Ketschn" genannt). Neben Weinbergen ist der Südtiroler Süden von Kastanienhainen geprägt. Die Maronen werden über heißem Feuer stimmungsvoll geröstet. Dem ist auch ein eigener Wanderweg von Oberbozen aus gewidmet.
Weitere Klassiker sind Rindsgeselchtes, Tafelspitz mit Kartoffeln und natürlich alle möglichen Knödelvariationen: Käse, Speck, Spinat, aber auch süße Knödel mit Marillen und Topfen.
Selbstverständlich gibt es auch die Südtiroler Klassiker wie Schlutzkrapfen, Gnocchi in allen Variationen, zum Beispiel Latschenkiefergnocchis mit feiner Mandelbutter. Es gibt hier also auch eine kreative, "moderne" Küche sowie Speck, den jeder besonders schön zu servieren versucht.
Typische Weine in dieser Gegend sind Weißburgunder, St. Magdalener, Blauburgunder, Goldmuskateller, Vernatsch und Lagrein.
Aber auch Bierliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. In Bozen wird beispielsweise in der ersten Wirtshausbrauerei Italiens klassisches bayerisches Bier gebraut. Der Braumeister bedient dort persönlich und zeigt Interessierten stolz seine Kupferkessel im Gasthaus."

Fazit

"Der Ritten ist mit seinem Ausblick auf die Dolomiten, die sich wie eine Panoramakarte vor einem auftun, wirklich einzigartig. Dazu die Schmalspurbahn, die sich auf einigen Kilometern auf dem Hochplateau entlang schlängelt. All das macht es für mich zu einem außergewöhnlichen Urlaub. Und wenn sich dann am Abend die Tagesgäste aus Bozen mit der Seilbahn ins Tal verabschieden, gehört einem der Sonnenuntergang gefühlt alleine."

Annette Eckl, Reiseexpertin

Gute Reise! wünschen Annette Eckl und "Wir in Bayern"


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