Reisetipp Cinque Terre
Reiseexpertin Annette Eckl zeigt uns Italien von seiner schönsten Seite: die Cinque Terre - ein Paradies nicht nur für Wanderer. Diese fünf Orte sind jetzt im Herbst ein empfehlenswertes Reiseziel, denn im Oktober und November sind sie nicht so überlaufen wie sonst … Oder aber Sie planen schon mal den Wanderurlaub für das Frühjahr. Ganz persönliche Tipps zu Unternehmungen, Übernachtungen und Kulinarik.
Was macht für Annette Eckl das Besondere an Cinque Terre aus?
"Für mich sind die Cinque Terre ein Juwel! So viel Schönheit innerhalb weniger Kilometer, mit den fünf Orten: Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza, Monterosso al Mare. Jeder wird hier sicherlich seinen eigenen Lieblingsort finden. Die Gegend zählt zum UNESCO Weltnatur- und Kulturerbe. Diese landschaftliche Einzigartigkeit an einem nur 15 km langen Küstenstreifen steht unter Naturschutz.
Hier scheinen sich die Dörfer der schroffen Küste wie zum Trotz anzupassen. Es gibt waghalsig gestapelte Häuser, eine außergewöhnliche Baukunst, dazu Stützmauern aus Steinen und Erde, die Raum schaffen für winzige Anbauterrassen für Wein, Oliven und Gemüse. Mich hat besonders der Charme der engen Gassen und die einzigartige Lage beeindruckt. Cinque Terre gehört sicherlich zum beeindruckendsten, das Italien zu bieten hat! Deshalb ist es teilweise überlaufen bzw. 'überwandert'. Aber schon ein bisschen abseits der üblichen Pfade wird es ruhiger. Es ist natürlich am besten in der Nebensaison, also jetzt im Herbst oder dann wieder im Frühling, zu erkunden.
Außerdem ist es sicher am schönsten, wenn die Tagestouristen wieder ihren Rückzug angetreten haben und am Abend Ruhe bzw. der Hauch von Normalität einkehrt.
Ein Paradies für Wanderer sind die beeindruckenden Höhenwege entlang der Küste. Je nach Lust und Zeit und den konditionellen Möglichkeiten ist diese malerische Küste an einem Tag oder in mehreren Etappen zu erwandern. Sie sollten aber unbedingt Zeit mitbringen, um diese wunderbare Gegend auch entsprechend würdigen zu können!"
Anreise
Mit der Bahn:
Die Cinque Terre empfehlen sich als klassische Bahnreise, da die Straßen dort eng und Parkplätze meist überfüllt, extrem teuer oder auch Kilometer weit entfernt sind. Die Bahn schlängelt sich spektakulär der Küste entlang und hält an jedem der fünf Orte!
Anreise über La Spezia:
- München–La Spezia, Dauer: ca. 10 Stunden. Sparpreis ab 39 Euro bis Bologna. Ab Bologna geht es dann im Regionalzug weiter, ca. 18 Euro einfach.
- Nürnberg–La Spezia, Dauer: ca. 13 Stunden. Sparpreis ab 39 Euro bis Bologna. Ab Bologna geht es dann im Regionalzug weiter, ca. 18 Euro einfach
- Von La Spezia aus geht es weiter mit dem Regionalzug "Cinque Terre Treno" zum Lieblingsort in den Cinque Terre. Tagesticket, beliebige Haltestellen, beliebige Richtungen kosten ca. 7,50 Euro
Mit dem Auto:
Wer mit dem Auto anreisen will, fährt z. B. nach Portovenere (südlicher Zipfel der Cinque Terre) und sucht sich dort eine Unterkunft und erkundet von dort aus die Cinque Terre:
- Schiffverbindungen Portvenere–Riomaggiore (von dort Weiterfahrt mit dem Schiff oder der Bahn zu den anderen Orten möglich), Linien-Schifffahrt oder Wassertaxi möglich.
- München–Portovenere: 700 km, ca. 7 Stunden
- Nürnberg–Portovenere: 860 km, ca. 9 Stunden
Annette Eckls Unternehmungstipps
1. Tolle Tagestour als Einstimmung mit dem Schiff von Portovenere nach Riomaggiore
"Portovenere heißt verheißungsvoll 'der Hafen der Venus' und liegt am südlichen Zipfel der Cinque Terre. Hier gibt es schmale, bunte Häuserreihen und Gassen sowie einen gut erhaltenen, mittelalterlichen Ortskern. Hoch über dem Meer, auf schroffen Klippen, steht die malerische Basilika San Pietro, eine gotische Streifenkirche. Der Vorgängerbau ist aus dem 6. Jahrhundert. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine antike Kultstätte, die der Göttin Venus geweiht war. Und die hat dem Ort immerhin ihren Namen gegeben. Von Portovenere ist eine kurze Überfahrt nach Riomaggiore zu empfehlen.
Riomaggiore, mein Lieblingsort, ist das östlichste Dorf in den Cinque Terre. Mich fasziniert dort die Mischung aus bunten Fischerbooten, schroffen Felsen, bunten Häusern, die wie hintereinander und übereinander gestaffelt sind, außerdem die felsigen Wege, die fast ins Meer fallen … Und hoch oben thront ein Café. Wer hier seinen Cappuccino trinkt, der fühlt sich wie im Paradies!
Leider ist die faszinierende und wohl auch berühmteste Küstenwanderung, die sog. Via dell'Amore zwischen Riomaggiore und Manarola immer noch nicht begehbar aufgrund der Naturkatastrophe im Jahr 2011, als Schlammlawinen Riomaggiore und Vernazza durchzogen.
Ausflug
Schiffs-Linienverbindungen von Portovenere aus nach Vernazza oder Monterosso, 15 Euro hin und zurück, www.schifffahrt-golfodeipoeti.eu (Preise und Zeiten)
Ab vier Personen ist auch ein Wassertaxi-Service möglich: Tickets gibt es am Stand beim Hafen (ca. 20-30 Euro pro Person für Hin- und Rückfahrt). Auch ganztägige Rundfahrten sind möglich.
Alternativer Rückweg: Wanderung von Riomaggiore nach Portovenere, die als die Königin unter den Wanderungen an der ligurischen Küste gilt. Allerdings ist das Ganze recht anspruchsvoll. Kondition, eine gewisse Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind notwendig! Länge: 13,5 km, reine Gehzeit: ca. 4,5 Stunden."
2. Mittendrin, beliebt und spektakulär: Wanderung von Monterosso nach Vernazza
"Sie ist eine der beliebtesten Wanderungen in den Cinque Terre. Dank der grandiosen Ausblicke ist es ein wirklich lohnenswerter und spektakulärer Küstensteig! Los geht es im farbenfrohen Monterosso mit seinem langen Sandstrand.
Auf schmalen Pfaden und kleinen Treppen geht es durch Weinberge und duftende Macchia mit wildem Rosmarin und Basilikum. Von hier hat man atemberaubende Ausblicke über das Meer und die Steilküste weit unten. Am Ende der Wanderung geht es über Treppen steil hinab nach Vernazza, das bezaubernd auf einer kleinen Halbinsel mit Burgtürmen und Felsen liegt.
Vernazza ist für viele das hübscheste der fünf Dörfer und gilt als das Vorzeigedorf. Hier gibt es eine kleine Hafenpiazza, die natürlich am besten zu genießen ist, wenn die Tagestouristen weg sind…
Die Gehzeit beträgt 2 Stunden, aber bei so vielen Fotomotiven dauert die Wanderung sicherlich länger! Lassen Sie sich Zeit, denn hier ist der Weg das Ziel. Das ist sowieso das Motto der Cinque Terre. Einfach verweilen und staunen! Deshalb sollte man auch immer mehr Zeit einplanen. 200 Höhenmeter im Aufstieg und 200 Höhenmeter im Abstieg. Eintritt in den Naturpark Cinque Terre: 5 Euro.
Tipp:
"Cinque Terre Treno" – Tagesticket für den Zug. Wer sich einfach mal einen Eindruck machen und einen Überblick verschaffen will, kann von Ort zu Ort fahren, ein- und aussteigen, wie es ihm passt. Für Wanderer gibt es noch die „Cinque Terre Card“ - Bahnbenutzung inkl. Tagesgebühr für Küstenwanderung (Eintritt Nationalpark), Preis: 10 Euro. Start ist z. B. in La Spezia bzw. Levante. Kurios: Teilweise sind die Züge länger als der Ort, Ein- und Aussteigen geschieht im Tunnel.“
Tagesausflug: das weltberühmte Portofino, Ligurien von seiner Bilderbuch-Seite
Start ist in Rapallo, dem berühmten Seebad mit seiner palmengesäumten Uferpromenade, bekannt nicht nur wegen der Reichen und Schönen. Hier wurde der berühmte Rapallo-Vertrag geschlossen, besiegelt in einem Hotel, das heute noch in seinem alten Glanz strahlt …
Mit dem Schiff fahren wir nach Portofino. Der Ort liegt in einem geschützten Naturpark und zählt zurecht zu den schönsten Häfen des Mittelmeers. Portofino ist ein ehemaliges Fischerdorf mit ca. 600 Einwohnern, schön erhaltenen Fischerhäusern und natürlich vielen Luxusyachten sowie Luxusboutiquen namhafter Modeschöpfer. Pastellfarbene Häuser schmiegen sich an die steilen Hänge. Hier verbrachte in den 50er-Jahren der internationale Jetset seinen Urlaub und es ist sicherlich immer noch ein teures Pflaster. Der Flair hier ist – im wahrsten Sinne des Wortes - unbezahlbar! Wanderer erreichen die Bucht von Camogli oder Paraggi aus.
Preise Schiff: Rapallo–Portofino: 11,50 Euro in der Nebensaison, hin und zurück."
Annette Eckls Übernachtungstipps
"Ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung der Cinque Terre sind z. B. Portovenere oder Lerici (schöner Ferienort an der Golfbucht, ein Hauch mondän) mit einer guten Linien-Schiffverbindung nach Riomaggiore.
Natürlich sind die Cinque Terre begehrt und beliebt, es gibt auch nur eine überschaubare Anzahl an Hotels und Privatzimmern. Aber erfreulicherweise gibt es neben den teuren Hotels auch durchaus erschwingliche Übernachtungsmöglichkeiten, z. B.:
Übernachten in Portovenere: im Doppelzimmer mitten im historischen Zentrum (ca. 90 Euro), in einem Appartement mit Balkon zum Hafen für 2-4 Personen (ca. 100 Euro) oder gemütliche, kleine Zimmer mit Terrassenbar direkt an der Festungsmauer (ca. 100 Euro pro Doppelzimmer).
Übernachten in Riomaggiore: in einer historischen Locanda im Ortszentrum, Doppelzimmer inkl. Frühstück ab 70 Euro. Es gibt im Ort auch kleine Appartements für zwei Personen, ca. 100 Euro inkl. Frühstück. Wer spontan ist, für den gibt es auch Privatzimmer, achten Sie einfach auf die Schilder "Affitta Camere".
Vernazza: Übernachten in einem typischen Albergo, am Ende der Hafenpiazza, teils mit Meerblick, Doppelzimmer mit Bad, ca. 70 Euro.
Tipp:
Es gibt in den Cinque Terre auch noch einige Zimmer ohne Bad, also mit Gemeinschaftsbad. Wer das nicht will, sollte bitte darauf achten, damit es keine böse Überraschung gibt …“
Annette Eckls kulinarische Tipps
"Italienische Küche wie aus dem Bilderbuch! Kräuter wie Basilikum, Salbei und Rosmarin gehören zur ligurischen Küche dazu und natürlich die Esskastanien, Kichererbsen, Artischocken, Zucchini und Feigen, um nur ein paar Dinge zu nennen … Dazu gibt es Fische aller Art – vom Barsch bis hin zu Sardinen und alle möglichen Meeresfrüchte. Serviert wird das Ganze in verschiedensten Variationen: Stockfischeintopf, Fischsuppe, in Salz eingelegte Sardinen, in Olivenöl und Zitronensaft marinierte Sardellenfilets, luftgetrocknete Thunfischfilets.
Am Basilikum-Pesto kommt der Urlauber nicht vorbei: Lasagne al pesto, Trenette con Pesto (schmale Bandnudeln mit Pesto-Soße) etc. Unbedingt probieren sollten Sie die Zuppa di castagne (Esskastaniensuppe mit Kräutern) und als Nachspeise die Castagnone (Esskastanientorte). Typisch für ganz Ligurien ist focaccia, ein pizzaähnlicher Brotfladen aus Teig, teilweise belegt mit Tomaten oder Oliven und sfolgiate (Blätterteigkuchen). Wer es mag: Lumache alla ligure – Schnecken, dazu eine Soße aus Tomaten, Steinpilzen, Knoblauch, Kräutern und Wein. Immer eine feine Sache ist der Pecorino (Schafskäse).
Wein ist in den Cinque Terre natürlich durch den beschwerlichen Anbau etwas Besonderes! Es bedeutet viel Arbeit, die Weinterrassen aufrechtzuerhalten. Es ist ein mühevoll erzeugter Wein, der hervorragend als einfacher Tischwein (Vino da Tavola) u. a. aus den Vermentino-Trauben gekeltert wird.
Und dann gibt es noch die Spezialität und auch Rarität: der Dessertwein 'Cinque Terre Sciacchetrà', schimmert honiggolden und hat mind. 17 % Alkohol. Die Flasche kostet rund 30 Euro. Weitere Köstlichkeiten sind der Limoncino (Zitronenlikör) und das hervorragende Olivenöl."