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Reisetipp Jaufental in Südtirol

Zurück zur Natur! Das noch unbekannte Jaufental in Südtirol besticht durch seine ursprünglichen Almen und garantiert seinen Besuchern Entschleunigung pur. Tipps zu Unternehmungen, Übernachtungen und Kulinarik von Reiseexpertin Annette Eckl.

Stand: 17.06.2016 | Archiv

Jaufental in Südtirol | Bild: BR

Was ist für Annette Eckl das Besondere am Jaufental?

"In Südtirol gibt es viele tolle Täler, die große Namen haben. Das Jaufental hat einen kleinen Namen. Und das macht es so wertvoll. Man nennt es auch das 'Tal der Stille'. Hier finden sich romantische Almen im Talschluss und Menschen, die versuchen, mit der Natur im Einklang zu leben. Es hat gerade mal 440 Einwohner.

Das Jaufental wird gerne auf dem Weg nach Italien rechts liegen gelassen. Bei Sterzing geht es rechts nach oben, gleich beim Jaufenpass, dem Weg rüber ins Passeiertal. Das Jaufental selbst ist aber eine Sackgasse, d. h. es gibt keinen Durchgangsverkehr. Jetzt im Juni blühen dort die Alpenrosen, es gibt wunderbare Wasserfälle und auf den Hütten wird noch Brot wie anno dazumal gebacken. Oben gibt es noch eine Mühle, einen Panoramaweg, den großen Almboden mit einem romantischen Bach und den sanften Bergrücken des Platschjochs. Der Hausberg der Jaufentaler ist der 'Zinseler', daneben türmen sich die beeindruckenden Gipfel Weißhorn, Jaufenspitze und Hochplattspitze.

Traditionen, wie z. B. das 'Goaßlschnöllern', wie es in Südtirol heißt, lernen hier schon die kleinen Kinder. Die Nachbartäler Ratschings und Ridnaun machen den Urlaub dann perfekt und liefern mit der berühmten Gilfenklamm und dem Schaubergwerk auf jeden Fall genug Abwechslung. Sehr romantisch liegen die 'Vallming-Almen' am Rosskopf gleich bei Sterzing. Und das nur wenige Kilometer entfernte Sterzing, das viele leider nur von der Mautstation kennen und zu Unrecht links liegen lassen, ist mit seiner historischen Altstadt auf jeden Fall eine lange Cappuccino-Pause wert."

Wie kommt man ins Jaufental?

Mit dem Auto
München-Mittertal im Jaufental: 220 km, ca. 2 Std. 30 Min.
Nürnberg-Mittertal im Jaufental: 400 km, ca. 4 Std.

Mit der Bahn
München-Sterzing (Eisacktal): 3 Std. 20 Min., ab 39 Euro mit dem Sparpreis Europa einfach
Nürnberg-Sterzing (Eisacktal): 4 Std. 50 Min., ab 39 Euro mit dem Sparpreis Europa einfach
Die Übernachtungsbetriebe holen ihre Gäste gerne am Bahnhof ab!

Was sollte man im Jaufental unbedingt unternehmen?

Romantische Almwanderung in den Talschluss
"Wo gibt es sie noch, die einsamen Pfade in Südtirol? Dieser ist auf jeden Fall einer davon. Los geht es in Mittertal, immer weiter Richtung Talschluss, entlang eines Gebirgsbaches, hinauf zum faszinierenden Almboden. An dessen Ende schieben sich die majestätischen Zweitausender in den Himmel. Eine beeindruckende Kulisse bietet der Talschluss mit den gigantischen Gipfeln des Weißhorns und der Hochplattspitze.

Wer sich z. B. einer geführten Wanderung anschließt, hat oben auf der Ontrattalm (1.642 m) das gewisse Hüttenerlebnis. Dort wird im alten Ofen Brot gebacken. Alle sitzen gemütlich vor der Hütte zusammen, es wird gegrillt, das Fleisch kommt vom eigenen Bauernhof.

Es gibt viele Wandermöglichkeiten: Wer höher hinaus will, geht z. B. auf den Zinseler (2.422 m), den Hausberg der Einheimischen. Wer es nicht ganz so hoch will, dem empfehle ich den Panoramaweg von Gasteig übers Platschjoch."

Naturspektakel Gilfenklamm, Ratschingstal
"Dieser Wanderweg zieht sich am tosenden Wasser entlang durch die einzige Marmorschlucht Europas. Sie zählt zu den schönsten und spektakulärsten Schluchten der Alpen. Und das, wie ich finde, zu Recht. Hier zeigt sich beeindruckend, wie sich in Jahrmillionen das Wasser mit seiner Urgewalt den Weg durch den harten Felsen gebahnt hat. Eigentlich ist die Klamm tief in weißen Marmor eingeschnitten, der durch die Verwitterung meist dunkel und grün schimmert. Es ist eine enge Schlucht, die der Ratschinger Bach aus dem Marmor geschnitten hat. Schon im 19. Jahrhundert hatte man sie begehbar gemacht. Die Gilfenklamm gehört sicherlich zu den beeindruckendsten Naturschauspielen in den Alpen mit grandiosen Tiefblicken in rauschendes Wasser und ist noch weitgehend unbekannt.

Hier habe ich wirklich die Energie gespürt auf dem spektakulären Aufstieg über Pfade, Brücken und Holzstege, die gut gesichert sind. Somit ist das Klamm-Abenteuer auch für Familien mit Kindern geeignet, am besten bei schönem Wetter. Dann hat man grandiose Tiefblicke in rauschendes Wasser. Der Aufstieg dauert ca. eine dreiviertel Stunde. Der Abstieg ist wieder durch die Schlucht möglich oder als abwechslungsreiche Variante: am Klamm-Ende in Jaufensteg geht es über die Burgruine Reiffenegg zurück nach Stange, dem Ausgangspunkt. Der alternative Abstieg dauert ca. eine Stunde."

Bummeln in der Fuggerstadt Sterzing
"Leider kennen viele Sterzing nur als Maut-Station auf dem Weg nach Italien. Dabei verbirgt sich nur wenige hundert Meter davon eine bezaubernde Altstadt mit mittelalterlichen Gassen, prächtigen Bürgerhäusern mit Erkerfassaden und Zinnendächern. Der majestätische Zwölferturm ist das 45 m hohe Wahrzeichen der Stadt. Bis ins 20. Jahrhundert hat dort noch ein Stadtwächter im Turm gewohnt, der Stunden ausrief und die Bevölkerung vor Feuer, Überschwemmungen und Krieg warnte. Südlich von Sterzing erhebt sich die imposante Burg Reifenstein auf einem Hügel.

Sterzing gilt auch als Fuggerstadt, da es die Fugger hier mit dem Abbau von Erz im benachbarten Ridnauntal zu erheblichem Reichtum gebracht haben. Das Schaubergwerk ist heute noch zu besichtigen und zeigt, wie mühsam und gefährlich die Arbeit dort im Gebirge und untertage war.

Sehenswert und perfekt, um sich für zu Hause auch mit Mitbringseln einzudecken, ist der Bauernmarkt jeden Freitag von 9 bis 13 Uhr. Hier gibt es u. a. Wein vom höchstgelegenen Weinbauern Italiens, Bio-Honig und Bio-Fleisch vom Rind aus dem Pfertsch-Tal."

Welche Übernachtungsmöglichkeiten gibt es im Jaufental?

"Es ist ein kleines Tal, in dem aber sicher jeder das Richtige für sich findet:

  • Urlaub in einer Hofschänke, ausgezeichnet vom 'Roten Hahn' (Gallo Rosso, dem Qualitätssiegel für Urlaub auf dem Bauernhof) z. B. am Talschluss in Schluppes. Hier gibt es Ferienwohnungen mit Blick ins Jaufental, Ruhe und Abgeschiedenheit. Von dort gibt es direkte Wandermöglichkeiten auf dem 'Panoramawanderweg'. Ferienwohnungen für 4-6 Personen ab 25 Euro pro Person.
  • Übernachten in einem Naturhotel, z. B. in Mittertal, mit kleinem Wellnessbereich, geführte Wanderungen zur hauseigenen Alm, regionale Küche mit eigenem Kräutergarten und Fleisch vom eigenen Bauernhof. Halbpension im Doppelzimmer für 2 Personen ab ca. 72 Euro."

Welche kulinarischen Tipps hat Annette Eckl für diese Gegend?

"Natürlich gehören die Klassiker bei einem Südtirol-Besuch dazu: Speck, Kaminwurzn, Schlutzkrapfen und Brennnessel-Spinat-Knödel. 

Parallel dazu gibt es auch die junge kreative Küche. Die 'neue Generation' der Köche lässt sich so einiges einfallen, das die regionale Küche mit viel Kräuter-Raffinesse verbindet. Sozusagen gerade erst aus den Bergen geholt, landen die Kräuter schon auf dem Teller und am besten natürlich mit Fleisch frisch vom Bergbauernhof.

Typische Gerichte in dieser Region sind u. a.: Brunnenkresse-Schaum-Süppchen mit Räucherforelle, Tagliata vom Ochsen an Kartoffelgratin, Zucchinigemüse und Rucola mit Pinienkernen, Paprikasüppchen mit Kresse-Knödel, Risotto mit Bärlauchcreme, Kitzbraten an Thymiansauce und Bauerngemüse.

Einzigartig in dieser Region ist der Silberquarzit aus dem Pfitschtal bei Sterzing, der soll, wenn man ihn ins Wasser gibt, eine besondere Energie verleihen …"

Tipp für den Sommer

Von Mitte Juli bis Mitte August gibt es in Sterzing die sogenannten Laternenpartys. Da wird in der Sterzinger Fußgängerzone im Schein der Laternen gefeiert, getanzt und natürlich gegessen.


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