HNO-Medizin Tipps gegen Reiseübelkeit
Jetzt im Sommer zieht es wieder viele in den Urlaub. Eigentlich ist das eine schöne und entspannte Zeit. Wäre da nur nicht die Hin- und Rückreise… Ob im Auto, im Bus, im Flugzeug, im Zug oder auf dem Schiff – einigen wird beim Reisen ziemlich schlecht. Das muss aber nicht sein! HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow gibt Tipps zur Vorbeugung und Therapie von Reiseübelkeit.
Zu einer Reiseübelkeit kommt es, wenn der Körper passiv einer ungewohnten Bewegung ausgesetzt ist, beispielsweise bei kurvenreichem Autofahren oder beim Wellengang auf einem Schiff. Diese Bewegungsreize werden im Gleichgewichtsorgan des Innenohres, den Bewegungsrezeptoren in den Gelenken und im Sehorgan verarbeitet - passen aber nicht zum üblichen Bewegungsmodus beim Gehen oder Laufen.
Die Folge: ein Sinneskonflikt im Gehirn. Dadurch werden Stresshormone ausgeschüttet, die wiederum die Symptome auslösen.
Gut zu wissen:
Reisekrankheit kann jeden treffen, sogar Seeleute, die ihr Leben lang noch nie seekrank waren!
Diese Symptome können auftreten
Das erste Symptom, mit dem sich die Reisekrankheit bemerkbar macht, ist ein extrem starker Speichelfluss. Spätestens jetzt wird es höchste Zeit, etwas dagegen zu tun.
Außerdem können folgende Symptome auftreten:
- zwanghaftes Schlucken
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit und häufiges Gähnen
- Schwindel
- kalter Schweiß
- Übelkeit und Erbrechen
- Herzklopfen und Hyperventilation
- schlimmstenfalls: Kreislaufkollaps
So können Sie vorbeugen
Für alle Reisearten gilt:
- Lesen Sie nicht während der Fortbewegung.
- Essen Sie am Vorabend sowie am Tag der Reise nur kleine, leichte Mahlzeiten, um den Magen nicht zu sehr zu belasten. Allerdings begünstigt auch ein leerer Magen Reiseübelkeit.
- Verzichten Sie am Tag vor der Reise sowie am Reisetag auf Alkohol, Koffein und Nikotin.
- Treten Sie die Reise möglichst ausgeschlafen und stressfrei an, da Angst und Stress Reiseübelkeit begünstigen.
- Sorgen Sie - sofern möglich - regelmäßig für Frischluft, in dem Sie Pausen machen, Fenster öffnen oder an Deck gehen.
- Kauen Sie entweder frischen Ingwer, trinken Sie Ingwertee oder nehmen Sie besser Ingwer in Tablettenform zu sich. Da Ingwer aber nur vorbeugend hilft, sollten Sie bereits zwei Tage vor der Reise mit der Einnahme beginnen.
- Außerdem gibt es (rezeptfreie) Medikamente gegen Reiseübelkeit, die sehr gut wirken. Typische Nebenwirkung ist aber Müdigkeit!
Im Auto:
- Fahren Sie am besten selbst. Da Sie als Fahrer ständig nach vorne auf die Straße schauen, kommt es nicht zur Reiseübelkeit.
- Als Mitfahrer sollten Sie am besten vorne sitzen und ständig nach vorne auf die Straße schauen.
Im Bus:
- Setzen Sie sich nach Möglichkeit in den vorderen Bereich, da Sie dort die Bewegungen weniger spüren.
- Schauen Sie nach vorne und fixieren Sie einen Punkt am Horizont.
- Laufen Sie, wenn erlaubt, regelmäßig auf dem Gang hin und her.
Auf dem Schiff:
- Im Mittelteil des Schiffes ist die Wahrscheinlichkeit, seekrank zu werden, am geringsten, da dort der Seegang am wenigsten zu spüren ist.
- Halten Sie sich möglichst viel an Deck an der frischen Luft auf und fixieren Sie dabei einen Punkt am vorderen Horizont.
- Passen Sie Ihre Bewegung an die des Schiffes an, lehnen Sie sich also nicht dagegen.
Im Flugzeug:
- Wählen Sie einen Platz über den Tragflächen oder im Mittelgang, da es dort am ruhigsten ist.
Hilfe für den Notfall
- Wenn Sie akut unter Reisekrankheit leiden, legen Sie sich am besten flach auf den Rücken und schließen Sie die Augen. Bei geschlossenen Augen wird die Gleichgewichtswahrnehmung schwächer.
- Ist Hinlegen nicht möglich, setzen Sie sich und fixieren Sie einen Punkt am Horizont.
- Das Kauen von Kaugummi mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat hilft gegen Übelkeit, normaler Kaugummi hilft dagegen nicht.
- Bei Kindern sind weite Strecken am besten in einer Nachtfahrt zu bewältigen, im Schlaf tritt keine Reiseübelkeit auf.
- Massieren Sie den Akkupressurpunkt gegen Übelkeit mit den Fingern. Er liegt innen am Handgelenk.