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Allgemeinmedizin Helicobacter pylori – weitverbreiteter, gefährlicher Magenkeim

In Deutschland sind etwa 47 Prozent der über 60-Jährigen mit Helicobacter pylori infiziert – viele davon, ohne es zu wissen. Dieser Magenkeim verursacht nämlich nicht immer Beschwerden. Häufig werden typische Symptome auch nicht mit dem Bakterium in Verbindung gebracht. Das kann fatale Folgen haben, zum Beispiel Magenschleimhautentzündungen, -geschwüre oder sogar -krebs. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann erklärt, was Sie über Helicobacter pylori wissen müssen - von den Ursachen und Symptomen bis hin zu Diagnose und Behandlung.

Stand: 27.02.2025

Symbolbild Bauchschmerzen | Bild: BR

Helicobacter pylori ist ein Bakterium, das den Magen besiedelt, die Magenschleimhaut schädigen und Gastritis (Magenschleimhautentzündung), Magengeschwüre, Geschwüre im Zwölffingerdarm oder sogar Magenkrebs verursachen kann.
Etwa 80 Prozent der Infizierten bemerken die Infektion mit dem Magenkeim nicht, weil er bei ihnen keine Beschwerden verursacht. Das ist fatal, denn auch Magengeschwüre und Magenkrebs verursachen nicht immer Symptome.

Übertragung

Helicobacter pylori wird entweder von Mund zu Mund oder fäkal-oral übertragen, beispielsweise wenn sich Infizierte nach dem Gang zur Toilette nicht die Hände waschen. Auch eine Übertragung durch verunreinigte Lebensmittel oder Wasser ist möglich, hierzulande aber unwahrscheinlich.

Es wird davon ausgegangen, dass sich viele Menschen bereits im Kleinkindalter bei ihren Müttern infizieren, beispielsweise durch gemeinsam benutztes Besteck. Eine Ansteckung im Erwachsenenalter, beispielsweise durch Küssen, ist ebenfalls möglich.

Symptome

Wenn sich der Magenkeim in die Magenschleimhaut einnistet, kann er eine chronische Entzündung verursachen, die sich in verschiedenen Symptomen äußern kann. Dazu zählen

  • Magenschmerzen
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Völlegefühl
  • Aufstoßen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Mundgeruch
  • ungewollter Gewichtsverlust

Risikopatienten

Patienten, die rauchen, Alkohol trinken oder regelmäßig Schmerzmittel mit den Wirkstoffen ASS oder Ibuprofen, Magensäurehemmer oder Blutverdünner einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen, wie etwa Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür oder Magenkrebs. Gleiches gilt für Patienten, bei denen in der engeren Verwandtschaft bereits Magengeschwüre oder Magenkrebs aufgetreten sind.

Diagnose

Helicobacter pylori kann sehr einfach durch verschiedene Untersuchungen nachgewiesen werden

  • Stuhltest: Das Ergebnis liegt bereits nach wenigen Minuten vor.
  • Atemtest: Auch hier liegt das Ergebnis bereits nach wenigen Minuten vor.
  • Magenspiegelung: Eine Magenspiegelung, bei der Gewebeproben aus der Magenschleimhaut entnommen werden, ist die sicherste Methode zum Nachweis von Helicobacter pylori.
  • Bluttest: Dieser ist allerdings nicht besonders aussagekräftig, da damit im Blut zwar Antikörper gegen das Bakterium nachgewiesen werden können, diese aber keinen Aufschluss darüber geben, ob gerade eine akute Infektion besteht oder diese schon längst ausgeheilt ist.

Tipp: Selbsttests

Drogerien und Apotheken bieten freiverkäufliche Stuhltests an, die Sie selbst zu Hause machen können. Diese Tests sind nicht teuer und haben eine gute Treffsicherheit. Suchen Sie bei einem positiven Ergebnis Ihren Arzt auf, um das Ergebnis bestätigen zu lassen und das weitere Vorgehen zu besprechen.

Therapie

Eine Helicobacter-pylori-Infektion wird bei Erwachsenen in der Regel mit einer Kombination aus Antibiotika sowie Protonenpumpenhemmern behandelt und hat zum Ziel, sowohl die Bakterien abzutöten als auch die Entzündung der Magenschleimhaut abklingen zu lassen. Die medikamentöse Behandlung dauert etwa zehn Tage. Nach erfolgreicher Therapie ist das Wiederauftreten einer Helicobacter-pylori-Infektion gering.

Fazit

Helicobacter pylori ist ein weit verbreiteter Magenkeim, der ernsthafte gesundheitliche Folgen bis hin zu Magenkrebs haben kann. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden. Suchen Sie daher bei wiederkehrenden Symptomen wie etwa Übelkeit, Erbrechen, Aufstoßen oder Magenschmerzen unbedingt einen Arzt auf.

Es schadet zudem nicht, auch ohne Symptome, einen Selbsttest zu machen, vor allem, wenn Sie zu den Risikopatienten gehören und über 50 Jahre alt sind, denn bei vielen Patienten verursacht der Magenkeim keine Symptome. Und selbst Patienten, die dadurch bereits ein Magengeschwür oder Magenkrebs haben, spüren das nicht immer. Alternativ können Sie auch bei der Darmspiegelung, die für Männer ab 50 und für Frauen ab 55 Jahren im Rahmen der Darmkrebsvorsorge eine Kassenleistung ist, die Magenspiegelung gleich mitmachen lassen.


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