Gesundheit Riechstörung
Wie wichtig einem etwas ist, merkt man manchmal erst, wenn man es verloren hat. So verhält es sich auch beim Riechsinn. Der Blumenduft, der Parfumduft, der Essensduft - Das Riechen ist für uns meist selbstverständlich. Doch was, wenn unser Geruchssinn eingeschränkt ist oder gar dauerhaft gestört? HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow klärt auf.
Einschränkungen im Geruchssinn sind keine Seltenheit. Dabei sind die Ausprägungen sehr unterschiedlich. Wodurch der Geruchssinn verloren gehen kann und ob es Behandlungsmöglichkeiten gibt, erfahren Sie hier.
Wie funktioniert der Riechsinn?
Alle duftenden Dinge setzen Moleküle frei, die beim Einatmen mit der Luft durch die Nase oder beim Essen über den Mund- und Rachenraum in das Riechepithel im oberen Teil des Nasenraumes gelangen. Im Riechepithel befinden sich etwa 30 Millionen Riechzellen, von wo aus dann die Duftsignale über den Riechnerv zur Weiterverarbeitung an das Gehirn weitergeleitet werden. Der Mensch kann ca. 300 Riechstoffe unterscheiden (ein Hund gute 1000).
Warum man nichts schmeckt, wenn man den Geruchssinn verloren hat
Die Geschmacksknospen auf der Zunge können nur zwischen salzig, sauer, süß, bitter und umami (ähnlich Maggikraut) unterscheiden. Für die Wahrnehmung der individuellen Nuancen eines Gerichtes sind die Riechzellen in unserer Nase verantwortlich. Beim Essen oder Trinken gelangen die Geruchsmoleküle über den Nasenrachen - quasi hinten rum - in das Riechepithel der Nase. Für den typischen Geschmack müssen der Geruchs- und der Geschmacksinn zusammenwirken.
Mögliche Ursachen für Riechstörungen
- Virusinfekte der oberen Atemwege, vor allem die Grippe
- Nasenpolypen oder schiefe Nasenscheidewand
- Krankheiten wie z. B. chronische Nasen-Nebenhöhlen-Entzündung (Sinusitis), Parkinson-Syndrom, Diabetes, Multiple Sklerose, Schilddrüsenunterfunktion, Bluthochdruck, Demenz-Erkrankung, Leber-, Nieren- und Zahnerkrankungen
- Schädel-Hirn-Traumata, da hierbei Nerven beschädigt werden können, die für die Geruchswahrnehmung wichtig sind.
- Nebenwirkungen von Medikamenten, z. B. bestimmter Antibiotika, Schmerzmittel, Blutdrucksenker oder Chemotherapeutika
- Kontakt mit Schadstoffen, z. B. Formaldehyd, Herbizide, Pestizide oder auch Kokain
Wenn die Riechstörung als Symptom einer anderen Erkrankung entstanden ist, muss diese zunächst behandelt werden.
Riechstörungen nehmen mit dem Alter zu
Ab einem Alter von ca. 65 Jahren erneuern sich die Riechzellen nicht mehr so schnell, dies kann eine Einschränkung des Geruchssinns zur Folge haben kann. So leiden etwa die Hälfte der über 80-Jährigen an Anosmie, d. h. einem vollständigen Verlust des Geruchssinns. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. In seltenen Fällen sind Riechstörungen auch angeboren.
So können Sie Riechstörungen behandeln lassen
Die Behandlungsmöglichkeit einer Riechstörung hängt von deren Ursache ab:
- Sind Medikamente dafür verantwortlich, ist in der Regel hilfreich, diese durch andere zu ersetzen.
- Liegt eine Krankheit zugrunde, muss diese behandelt werden, also z. B. Diabetes richtig einstellen oder Medikamente gegen Bluthochdruck einnehmen).
- Ist eine Nebenhöhlenentzündung die Ursache, kann diese medikamentös behandelt werden.
- Stecken Polypen oder eine krumme Nasenscheidewand dahinter, kann eine Operation Abhilfe verschaffen, in der die Polypen entfernt werden oder die Nasenscheidewand begradigt wird.
- In Einzelfällen helfen Medikamente wie Cortison oder bestimmte Vitamine, auch die Akupunktur scheint positive Wirkung zu haben.
Außerdem ist das Training des Riechsinns sowohl als Therapie als auch als Vorbeugung bei Riechstörungen sinnvoll. Dieses "Riechtraining" hilft auch bei altersbedingten und teilweise nach verletzungsbedingten Riechstörungen.
Riechtraining als Therapiemöglichkeit
Schnuppern Sie mehrmals am Tag an den unten genannten Düften und versuchen Sie, den Riecheindruck zu erkennen. Bei Fortschritten können Sie auch seitengetrennte Riechproben durchführen:
- Rosenöl
- Eukalyptusöl
- Zitronenöl
- Nelkenöl