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Zahnmedizin Zahngesundheit im Fokus: Antworten auf spannende Fragen

Viele gehen selten zum Zahnarzt oder es bleibt nicht genug Zeit für ausführliche Gespräche. Deshalb haben wir unseren Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand gebeten, Fragen zur Zahngesundheit zu beantworten, die Sie sich vielleicht auch schon mal gestellt haben. Zum Beispiel, ob sich Zähne unbemerkt lockern können, wann Weisheitszähne entfernt werden müssen, ob sich unter Implantaten oder Kronen Karies bilden kann und ob die Zahnpasta besser im Mund bleiben oder ausgespuckt werden sollte.

Stand: 30.01.2025 10:29 Uhr

Zähne bei der Zahnreinigung  | Bild: BR / stock.adobe.com / picdog

Müssen Weisheitszähne grundsätzlich gezogen werden?

"Nein. Die Zeiten, in denen Weisheitszähne vorsorglich gezogen wurden, sind vorbei. Sowohl voll ‚impaktierte', also noch komplett im Knochen eingeschlossene, als auch durchgebrochene Weisheitszähne können sich problemlos ins Gebiss einfügen. Es gibt keinen Grund, sie zu entfernen, wenn sie den anderen Zähnen genug Platz lassen und ‚hygienefähig' sind, sich also gut pflegen lassen.

Wenn die Weisheitszähne allerdings durch ihre Lage die Stellung anderer Zähne gefährden, die Nachbarzähne zu schädigen drohen oder sich knochenschädigende Zysten ausbilden, wird eine Entfernung empfohlen. Auch vor kieferorthopädischen Behandlungen muss eine Entfernung aus Platzgründen erwogen werden. Brechen die Weisheitszähne nur teilweise durch, bilden sich oft sogenannte Schleimhautkapuzen, die eine Eintrittspforte für Schmutz und Bakterien sind. Auch dann macht eine Entfernung Sinn.

Dietmar Hellebrands Tipp: Halten Sie Ihre Weisheitszähne am besten unter Beobachtung und lassen Sie immer mal wieder ein Röntgenbild machen. Dann können Sie sicher sein, dass sie die anderen Zähne nicht bedrängen oder eine Infektionsgefahr darstellen."

Können sich Zähne unbemerkt lockern?

"Ja. Meist ist eine fortgeschrittene Paradontitis der Grund für gelockerte Zähne. Bei dieser Entzündung des Zahnhalteapparates ziehen sich das Zahnfleisch und der Knochen immer mehr zurück und die Zahnwurzeln können im schwindenden Knochen allmählich den Halt verlieren. Da die Paradontitis ein schleichender Prozess ist, kann es durchaus sein, dass die Betroffenen lange Zeit keinerlei Schmerzen verspüren und erst im fortgeschrittenen Zustand eine Lockerung der Zähne bemerken.

Auch Zähneknirschen in der Nacht bleibt oft unbemerkt und kann den Zähnen schaden. Beim Knirschen beißt man unbewusst mit den Zähnen hin und her - dabei wirken so starke Kräfte auf die Zähne, dass sie sich mit der Zeit lockern können.

Dietmar Hellebrands Tipp: Lassen Sie Ihre Zähne regelmäßig kontrollieren. Dann können Probleme bereits in den Anfängen erkannt und behandelt werden. Bei Verdacht auf Paradontitis wird beispielsweise die Tiefe der sogenannten Zahntaschen überprüft, ein Röntgenbild gefertigt und der schädliche Biofilm in den Taschen entfernt."

Lassen sich abgenutzte Zähne verschönern?

"Ja. Je nach Ausmaß und Vorschädigung können abgenutzte Zähne einfach oder auch sehr aufwändig wieder aufgebaut werden. Voraussetzung ist genügend Platz für den ‚Aufbau'. Ist Platz im Biss vorhanden, lassen sich fehlende Stellen mit einem Komposit-Material aufbauen, ästhetisch anspruchsvoller auch mit Veneers, Teilkronen oder Kronen.

Fehlt hingegen der Platz für den ‚Aufbau', wird es komplizierter. Ein Beispiel: Hat sich mit Abnutzung der vorderen, unteren Schneidezähne der Biss abgesenkt, muss der gesamte Biss angehoben werden, bevor die Schneidezähne ergänzt werden können. Denn würden bei fehlendem Platz im Biss lediglich die abgenutzten, unteren Schneidezähne ergänzt werden, könnte der Betroffene nur noch mit seinen Schneidezähnen zubeißen und die restlichen Zähne hingen in der Luft. In so einem Fall muss deshalb der gesamte Biss angehoben werden, beispielsweise indem alle seitlichen Zähne mit neuen Kauflächen versorgt werden.

Dietmar Hellebrands Tipp: Viele Fälle sind unkompliziert und ein Aufbau lässt sich einfach und kostengünstig erstellen."

Soll ich die Zahnpasta nach dem Zähneputzen im Mund lassen oder ausspülen?

"Wenn die Zahnpasta im Mund verbleibt, kann das darin enthaltene Fluorid noch etwas länger einwirken. Die drei Minuten, die das Zähneputzen im Idealfall dauert, sollten als Einwirkzeit allerdings ausreichen. Deshalb ist es nicht notwendig, die Zahnpasta im Mund zu lassen.

Immer wieder kursiert das Gerücht, Fluorid in Zahnpasta sei giftig, vermutlich, weil es mit dem schädlichen Gas Fluor verwechselt wird. Fluorid dagegen ist ein Spurenelement und ein wirksamer Schutz gegen Karies, denn es lagert sich in den Zahnschmelz ein und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säuren. Fluorid kommt natürlicherweise im Trinkwasser und in der Nahrung vor. Der kariespräventive Effekt wird allerdings nicht über die Einnahme erreicht, sondern ‚exogen' bei Einwirkung direkt am Zahn.

Dietmar Hellebrands Tipp: Verwenden Sie hin und wieder eine Spezialzahnpasta mit hochkonzentriertem Fluorid."

Kann sich unter einem Implantat oder einer Krone unbemerkt Karies bilden?

"Nein. Karies ist eine Infektionskrankheit, bei der Säuren, die von Bakterien produziert werden, den Zahnschmelz auflösen. Deshalb können nur Zähne selbst Karies bekommen, Implantate oder Kronen nicht, auch nicht die Stellen darunter.

Es kann allerdings im ‚Implantatbett', also um das Implantat herum, zu Entzündungen kommen. Bei der sogenannten Periimplantitis kann - analog zu einer Paradontitis - die Entzündung so weit fortschreiten, dass das Zahnfleischgewebe und der Kieferknochen geschädigt werden.

Dietmar Hellebrands Tipp: Eine Periimplantitis kann sich lange unbemerkt und symptomfrei entwickeln. Sie kann zu einer leichten Schwellung oder Blutung führen, verursacht aber zunächst keine nennenswerten Schmerzen. Deshalb sollte sie möglichst früh diagnostiziert werden."


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