Allgemeinmedizin Osteoporose: Ursachen, Symptome und Behandlung
Osteoporose ist eine Volkskrankheit und gehört laut Weltgesundheitsorganisation zu den zehn häufigsten Erkrankungen weltweit. In Deutschland leiden rund sechs Millionen Menschen darunter, 70 bis 80 Prozent davon Frauen. Viele Fälle werden erst spät diagnostiziert und führen zu Knochenbrüchen im Alter. Typisch ist zum Beispiel ein Oberschenkelhalsbruch. Allgemeinarzt Dr. Klaus Tiedemann kennt die Risikofaktoren, die zum Ausbruch der Krankheit führen, und erklärt, was Betroffene tun können, um ihre Knochen gesund und stark zu halten.
Osteoporose wird auch als Knochenschwund bezeichnet und ist eine Erkrankung des Skeletts, bei der die Knochendichte abnimmt und die Knochen ihre Festigkeit verlieren. Sie werden porös und brechen leichter, sogar bei geringer Belastung. Besonders gefährdet sind Wirbelsäule, Handgelenk und Hüfte (der gefürchtete Oberschenkelhalsbruch). Im fortgeschrittenen Stadion reicht schon ein herzhafter Nieser für einen Bruch aus.
Gut zu wissen:
Die Knochen sind kein starres Gerüst, sondern eine lebendige Substanz, die ständig auf- und abgebaut wird. Für den Aufbau sind die Osteoblasten zuständig, sie bilden fortlaufend neues Knochengewebe. Damit die Knochen nicht unendlich weiterwachsen, bauen andere Zellen, die Osteoklasten, das Knochengewebe wieder ab. Dieser Umbau ist bei einer Osteoporose gestört und es wird mehr Knochenmasse abgebaut als nachgebildet.
Primäre Osteoporose
Von der primären Osteoporose sind 95 Prozent aller Patienten betroffen, Frauen viermal so häufig wie Männer. Das hängt mit dem Alter und dem Hormonhaushalt zusammen, der sich insbesondere bei Frauen mit dem Eintritt der Wechseljahre verändert. Die Primäre Osteoporose lässt sich nochmals in zwei Typen unterscheiden:
- Typ 1: Betroffen sind hauptsächlich Frauen ab ihrer Menopause. Ursache ist ein Mangel am weiblichen Hormon Östrogen, das den natürlichen Knochenabbau verlangsamt.
- Typ 2: Betroffen sind Frauen und Männer gleichermaßen ab einem Alter von 70 Jahren. Grund: der natürliche Alterungsprozess und der damit verbundene Kalzium- beziehungsweise Vitamin D-Mangel.
Warum Kalzium und Vitamin D so wichtig sind:
Kalzium ist das Baumaterial der Knochen und mengenmäßig das wichtigste Mineral im Körper. Vitamin D sorgt dafür, dass das Kalzium im Darm in ausreichender Menge aufgenommen werden kann.
Sekundäre Osteoporose
Auslöser der sekundären Osteoporose sind meist andere Krankheiten. Zum Beispiel:
- Überfunktion der Nebennierenrinde
- Schilddrüsenüberfunktion
- bestimmte hormonproduzierende Tumore
- Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes
- Magersucht
Risikofaktoren
Risikofaktoren sind insbesondere das Alter, das Geschlecht und eine familiäre Vorbelastung. Es gibt aber auch Risikofaktoren, die Betroffene selbst beeinflussen können:
- Ernährung: Zu wenig Kalzium und Vitamin D in der täglichen Ernährung erhöhen das Risiko, an Osteoporose zu erkranken.
- Bewegungsmangel: Sport und regelmäßige Bewegung sind die besten Mittel, Osteoporose zu verhindern. Aber Achtung: Zu viel Sport kann sich wiederum negativ auf das Erkrankungsrisiko auswirken.
- Alkohol: Vermeiden Sie regelmäßigen, hohen Alkoholkonsum, denn er hemmt die Knochenaufbauzellen und hat einen negativen Einfluss auf den Vitamin-D-Stoffwechsel.
- Nikotin: Durch Zigarettenkonsum verengen sich die kleinsten Blutgefäße (Kapillaren), was zu einer schlechteren Versorgung der Knochen mit Nährstoffen führt.
- Koffein: Das Koffein in Kaffee oder Tee sorgt für eine erhöhte Kalzium-Ausscheidung. Drei bis vier Tassen täglich gelten aber als unproblematisch.
- Medikamente: Bestimmte Präparate wie Kortison oder Heparin gelten, über längere Zeit verabreicht, als Auslöser für die Krankheit.
- Östrogen-Mangel bei Frauen: Betroffene können bei Eintritt in die Menopause dem Osteoporose-Risiko durch Hormonpräparate entgegenwirken.
- Testosteron-Mangel bei Männern: Wie bei Frauen der Östrogenspiegel, bildet sich bei Männern auch der Testosteronspiegel zurück, allerdings viel später. Deshalb erkranken Männer erst im höheren Alter.
Symptome
Osteoporose ist eine schleichende Krankheit, die Patienten oft erst im fortgeschrittenen Stadium bemerken. Warnzeichen können dumpfe Rückenschmerzen oder Schmerzen beim Zur-Seite-Neigen sein, denn der Rückgang der Knochendichte macht sich vor allem an den Wirbelkörpern bemerkbar.
Viele Beschwerden sind Folgen früherer Brüche, die zunächst unentdeckt geblieben sind. Häufig handelt es sich um unbemerkte Brüche an den Wirbeln ("stumme Brüche").
Im fortgeschrittenen Stadium kann ein Hohlrundrücken entstehen, bei dem sich Brust- und Lendenwirbelsäule nach vorne krümmen. Eine ausgeprägte Form ist der sogenannte Witwenbuckel. Damit Betroffene nicht nach vorne kippen, verlagern sie ihren Brustkorb hinter die Körperachse. Sie können bis zu 20 Zentimeter kleiner werden, und aufgrund der verkürzten Wirbelsäule entsteht der Eindruck, dass die Arme unnatürlich verlängert sind.
Ein weiteres Merkmal ist der sogenannte Tannenbaumeffekt, zu erkennen an schlaffen Querfalten am Rücken.
Typisch sind Spontanbrüche, also Knochenbrüche ohne Anlass.
Vorbeugung von Osteoporose
- Wichtig ist viel Bewegung (zum Beispiel Ballsportarten oder Jogging), um die Knochen zu festigen.
- Achten Sie auf eine ausgewogene, vitamin- und kalziumreiche Ernährung.
- Meiden sie stark phosphathaltige Nahrungsmittel wie Fleisch, Wurst oder Cola (in den USA haben durch Cola, Fanta und Fastfood bereits einige Teenager eine Osteoporose).
- Schränken Sie Ihren Kaffee-, Alkohol- und Zigarettenkonsum ein.
Vorsorgeuntersuchungen
Je früher der Knochenschwund erkannt wird, desto besser. Denn so können Knochenbrüche und ein Fortschreiten der Krankheit verhindert werden.
Zur Abklärung einer Osteoporose wird die Knochendichtemessung mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie, kurz DXA, empfohlen. Bei der DXA-Methode kommt es zum gleichzeitigen Einsatz von zwei energetisch leicht unterschiedlichen Röntgenquellen. Die Leistung übernimmt die Krankenkasse, sofern der behandelnde Arzt die Knochendichtemessung verordnet hat (zum Beispiel bei Verdacht, bei chronisch Kranken mit erhöhtem Risiko oder bei familiärer Vorbelastung).
Behandlung bei Osteoporose
- Vitamin-D-Ergänzung über (Brause-)Tabletten oder Pulver
- Kalzium-Ergänzung, wenn nicht genügend Kalzium über die Nahrung aufgenommen wird
- Bewegungstherapie mit Muskelaufbau
- Gymnastikübungen, die Kraft und Koordination schulen, um Stürze zu vermeiden
- Medikamente: Bewährt haben sich Wirkstoffe, die den Knochenabbau hemmen, zum Beispiel Bisphosphonate wie Alendronat (aber Achtung, steht im Verdacht, den Kiefer zu schädigen) oder der Antikörper Denosumab, der nur alle sechs Monate in Form einer Spritze verabreicht wird.