BR Fernsehen - Wir in Bayern


42

HNO-Medizin Qual im Mund: Zungenbrennen

Ein brennender Schmerz auf der Zunge oder im ganzen Mund. Begleitet vom Gefühl, dass die Zunge auf bestimmte Lebensmittel oder Reize extrem reagiert. Wer unter Zungenbrennen leidet, ist oft sehr geplagt. HNO-Arzt Dr. Thomas Meier-Lenschow erklärt, was die Ursachen sind und was Sie dagegen machen können.

Stand: 11.07.2022

HNO-Medizin: Qual im Mund: Zungenbrennen

Als Zungenbrennen wird ein unangenehmes Gefühl auf der Zunge und in der angrenzenden Mundschleimhaut beschrieben: die Zunge brennt, schmerzt, und reagiert auf Reize überempfindlich. Insbesondere saure und bittere Speisen werden störend wahrgenommen und verstärken das Brennen. Das Geschmacksempfinden ist oft herabgesetzt oder verändert: beispielsweise schmeckt alles metallisch oder salzig. Die Mundschleimhaut fühlt sich sehr trocken an. Betroffen sind deutlich mehr Frauen als Männer, der Altersgipfel liegt bei 50 Jahren und älter.

Begriffe für Zungenbrennen

Für Zungenbrennen kennen Ärzte viele Begriffe, beispielsweise chronisches orales Schmerzsyndrom, orale Dysästhesie, Glossodynie, oder Glossalgie. Der moderne medizinische Begriff ist das Burning Mouth Syndrome (englisch für "Syndrom des brennenden Mundes"), abgekürzt BMS.

Zwei Formen von Zungenbrennen

Wir unterscheiden das primäre vom sekundären Zungenbrennen: bei der primären Form ist eine Ursache erst mal nicht zu finden, es bestehen auch keine Begleiterkrankungen, die das Zungenbrennen erklären können. Bei der sekundären Form ist ein Grund ersichtlich und die Behandlung greift gezielt ein.

Primäre Form von Zungenbrennen

Vermutet werden Fehlsteuerungen von Gefühlsnerven im Mund und auf der Zunge oder eine veränderte Schmerzverarbeitung in Teilen des Gehirns. Psychische oder psychosomatische Ursachen sind häufig. Hormonelle Einflüsse, beispielsweise ein fallender Östrogenspiegel in und nach dem Wechsel, könnten die Häufung bei Frauen in dieser Altersgruppe erklären.

Sekundäre Form von Zungenbrennen

Lokale Faktoren, die die Zungenoberfläche verändern und reizen, können eine Ursache sein, beispielweise:

  • Austrocknung
  • Pilzinfektionen
  • Schleimhauterkrankungen wie "Lichen planus" (Knötchenflechte)
  • Irritationen durch Rauchen oder zu intensiven Gebrauch von Zahncreme, Zungenschabern und Mundspülmittel. 

Auch Defizite in der Ernährung wie Eisen- oder Vitamin B-Mangel können Zungenbrennen verursachen.
Außerdem verändern manche Medikamente wie bestimmte Blutdruckmittel durch Austrocknung oder nervale Reizungen das Empfinden im Mund und auf der Zunge.
Eine weitere wichtige Ursache ist aufsteigende Magensäure, die vor allem am Zungengrund Reizungen hervorruft.
Zungenbrennen ist auch eine mögliche Folge von Strahlen- und Chemotherapie.
Aber auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Schilddrüsenunterfunktion können gelegentlich zu Mund- und Zungenbrennen führen.
Wichtig ist, anatomische und funktionelle Störungen im Zahnbereich abzuklären: reibender Zahnstein, Allergien auf Füllmaterialen, scharfkantige Zahnfüllungen oder nächtliches Zähneknirschen.
Zungenbrennen kommt auch als Ausdruck psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen vor: Stress, seelische Belastung und familiäre Konflikte können sich als Zungenbrennen eine körperliche Ausdrucksweise schaffen. 

Diagnostische Abklärung

Der Weg zur Diagnose und Therapie ist für die Betroffenen oft lang und schwierig, auch an die Ärzte stellt er hohe Anforderungen. Zum ärztlichen Repertoire gehören:

HNO-Untersuchung, Abstrich-Entnahme, Laboruntersuchungen (Überprüfung, ob beispielsweise Eisen-, Vitamin B- oder Folsäuremangel vorliegt), Allergietests, Magensäure-Messung oder Magenspiegelung, Medikamenten-Check und zahnärztliche Untersuchung, selten auch eine Probeentnahme aus der Zunge. Bei möglicher depressiver Verstimmung kommen entsprechende Fragebögen oder eine Vorstellung beim Psychologen oder Psychiater in Betracht. 

Gut zu wissen

Auch sogenannte Aphthen können ein brennendes Gefühl auf der Zunge oder der Mundschleimhaut verursachen. Diese kleinen, schmerzhaften Bläschen treten allerdings punktuell auf und heilen, im Gegensatz zum Zungenbrennen, innerhalb von ein bis drei Wochen von selbst wieder ab.

Therapie

Bei der primären Form wird nach einer Mischung aus wissenschaftlicher und Erfahrungsmedizin behandelt: pflegende Mundspülungen und Lutschtabletten, Speichelersatzmittel, gegebenenfalls Schmerzmittel oder Akupunktur. Auch die Einnahme bestimmter Vitamine kann einen positiven Einfluss haben. Ebenso kann eine Desensibilisierung der Zunge durch Capsaicin-haltige Spülungen und Tabletten das Zungenbrennen effektiv lindern.

Bei der sekundären Form wird die festgestellte Ursache behandelt – damit verschwindet dann auch das Zungenbrennen.

Ein einfaches Hausmittel

Wenn das Zungenbrennen von Mundtrockenheit verursacht wird, kann es Linderung verschaffen, viel Wasser zu trinken und kleine Eiswürfel zu lutschen. Probieren Sie auch mal Eiswürfel aus gefrorenen Getränken wie Orangen- oder Apfelsaft. So bleibt der Mund feucht und der Speichelfluss wird angeregt.

Gute Gesundheit wünschen Dr. Thomas Meier-Lenschow und "Wir in Bayern"!


42