Frankenwürfel 2011 "Gewürfelter" Bischof, Schauspieler und Hofrat
In Neuses am Sand (Lkr. Kitzingen) wurden am Freitag (11.11.11) die Frankenwürfel-Träger 2011 geehrt: der Schauspieler Jan Burdinski, der evangelische Bischof Christian Schmidt und das Kitzinger Original Walter Vierrether.
Die 27. Verleihung begann um 11 Uhr in der Tenne von Wörners Schloss in Neuses am Sand. Die Verleihung findet immer am 11. November statt, abwechselnd in Ober-, Mittel- und Unterfranken. Heuer ist Unterfranken an der Reihe. Seit 1985 verleihen die Regierungspräsidenten der drei fränkischen Regierungsbezirke die Auszeichnung an Frauen und Männer, die das "Wendige, Witzige und Widersprüchliche" in besonderer Weise verkörpern - jene Eigenschaften also, die Hans Max von und zu Aufseß in seiner Essaysammlung "Der Franke ist ein Gewürfelter" als prägende Elemente des fränkischen Wesens beschrieb. Dieses Jahr werden geehrt: ein Theatermann, ein Kirchenmann und ein "Hofrat" aus Kitzingen.
Walter Vierrether - der "D'Artagnan des Weinlandkreises"
Unterfrankens Regierungspräsident Paul Beinhofer übernahm neben der Begrüßung der Ehrengäste auch die Laudatio für den unterfränkischen Preisträger Walter Vierrether. Das Kitzinger Original wurde bereits zum dritten Mal für den Frankenwürfel vorgeschlagen. Kurz nach seinem 60. Geburtstag hat es schließlich geklappt. Vierrether wurde 1987 auf Vorschlag des damaligen Kitzinger Fremdenverkehrsreferenten zum "Kitzinger Hofrat" gekürt und repräsentiert seitdem die Stadt als eine Art Symbolfigur. Ganz nebenbei übernahm Vierrether 1989 die Leitung des Kitzinger Tourismusbüros und kurbelte die Geschäfte kräftig an. Paul Beinhofer würdigte Vierrether in der Laudatio als "D'Artagnan des Weinlandkreises", dessen "Kampfwerkzeuge nicht Degen und Florett" seien, sondern "Bocksbeutel und flotte Sprüche".
Jan Burdinski - eine "feinsinnige Künstlernatur"
Oberfrankens Regierungspräsident Wilhelm Wenning würdigte den Preisträger seines Regierungsbezirks: den Schauspieler Jan Burdinski aus Aufseß. Burdinski sei zwar ein "württembergischer Oberschwabe mit ostpreußischen Wurzeln", so Wenning in seiner Laudatio. Beim Frankenwürfel komme es aber gerade nicht auf die Herkunft an, sondern auf die typisch fränkischen Eigenschaften - eben das Witzige, Wendige und Widersprüchliche. Diese Eigenschaften verkörpere Burdinski wie kaum ein anderer. Als Schauspieler am Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater sowie als Gründer, Intendant und künstlerischer Leiter des Fränkischen Theatersommers habe sich Burdinski in besonderer Weise um das kulturelle Leben in Franken verdient gemacht. Burdinski sei ebenso "feinsinnige Künstlernatur" wie "kompromissloser Streiter" und obendrein ein "genialer Rezitator".
Christian Schmidt - "mit allen Klosterwassern gewaschen"
Der mittelfränkische Preisträger 2011 ist der evangelische Regionalbischof Christian Schmidt aus Ansbach. Zu Beginn seiner Laudatio warf Mittelfrankens Regierungspräsident Thomas Bauer die Frage auf, ob man einen kirchlichen Würdenträger überhaupt mit dem Frankenwürfel auszeichnen dürfe. Der "Hirte" von rund 422.000 Protestanten in 19 Dekanaten sei allerdings einer, der "mit allen Klosterwassern gewaschen" sein, so Bauer - und so gehe die Wahl des Preisträgers durchaus in Ordnung. Bischof Schmidt komme bei den Menschen gut an, weil er seine Predigten "nicht in gedrechseltem Hochdeutsch" halte, sondern in fränkischer Mundart. Er sei stets an der Seite der sozial Schwachen, demonstriere mit Arbeitslosen, scheue auch ein deutliches Wort nicht und sei "mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben."